Pressemitteilung Allianz Global Investors: USA bleiben der Musterschüler

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 13.11.2015.

Globale Aktien erholten sich weiter; sowohl der MSCI World als auch der MSCI Emerging Markets erzielten im bisherigen Quartalsverlauf eine Rendite von 7%. Angesichts besser als erwarteter makroökonomischer Daten und Unternehmensgewinne haben US-Aktien seit Oktober um 8% zugelegt, und Anleger in europäischen Aktien freuen sich über die Aussicht, dass die Europäische Zentralbank (EZB) weitere geldpolitische Lockerungen vornehmen könnte. Selbst die chinesischen A-Aktien beteiligen sich an der Jahresendrallye. Der Shanghai Composite Index ist von seinem Tiefstand vom 26. August aus um 20% angestiegen. (Chinesische A-Aktien haben damit im Jahr 2015 bereits eine Hausse, eine Baisse und eine zweite Hausse durchgemacht – und anderthalb Monate liegen bis zum Jahresende noch vor uns).

Die US-Arbeitsmarktdaten (non-farm payrolls, NFP) fielen im Oktober ungewöhnlich günstig aus und übertrafen die Markterwartungen deutlich. Insbesondere sind die durchschnittlichen Stundenlöhne so stark wie seit sechs Jahren nicht mehr gestiegen, nämlich um 2,5% gg. Vj. Auch die US-Unternehmensgewinne im dritten Quartal (Q3) lagen über den Markterwartungen. Das Gewinnwachstum hat sich seit dem Beginn der Berichtssaison verstärkt, was darauf hindeutet, dass die Unternehmensprognosen besser ausfallen. Die Beschäftigungsdaten und die Unternehmensgewinne in Q3 könnten die Fed zu einer Leitzinsanhebung im Dezember veranlassen. Der Markt preist einen Zinsschritt im Dezember jetzt mit einer Wahrscheinlichkeit von 70% ein, verglichen mit 58% vor der Bekanntgabe der Arbeitsmarktdaten.

Die europäischen Unternehmen haben für das dritte Quartal nur ein geringes Gewinnwachstum vermeldet, aber die Anleger sehen darüber hinweg und konzentrieren sich auf die Frage, ob die EZB ihre Geldpolitik wohl weiter lockern wird. Gegebenenfalls wirkt sich das schwache Gewinnwachstum sogar günstig aus, denn eine weitere Verschlechterung der zugrundeliegenden Fundamentaldaten könnte die EZB zu einer Ausweitung ihres Anleihekaufprogramms veranlassen. In diesem Fall wären schlechte Nachrichten im Grunde gute Nachrichten. Im Vorgriff auf weitere geldpolitische Lockerungen und eine US-Zinsanhebung hat der Euro gegenüber dem US-Dollar seit Anfang November bereits um 2,3% abgewertet.

Nach etwa der Hälfte der Berichtssaison für Q3 haben sich die Gewinne der chinesischen Unternehmen allgemein als schwach erwiesen, entsprachen aber den Markterwartungen. Unternehmen, die eher zur „New Economy“ gehören (z.B. IT, Konsumelektronik und Einzelhandel), schneiden dabei besser ab als Unternehmen der „Old Economy“ (z.B. Bausektor, Versorger, Energie und Petrochemie). Dies steht damit im Einklang, dass China seine Wirtschaft von einem von Investitionen und dem verarbeitenden Gewerbe getragenen Modell zu einem stärker konsum- und dienstleistungsorientierten Modell umbaut. Seit 2012 wächst Chinas Dienstleistungssektor schneller als die Industrie. In den Industrieländern hat der Dienstleistungssektor in der Regel einen Anteil von über 70% am BIP, so dass in China – wo der entsprechende Anteil lediglich bei 48% liegt – noch viel Wachstumsspielraum vorhanden ist.

In der kommenden Woche stehen in den USA der Empire Manufac-turing Survey, der Verbraucherpreisindex, die Zahlen zur Industrieproduktion und der Frühindikator für Oktober an. Der Markt rechnet mit einem erneuten Anstieg des Empire Manufacturing Index, der sich auf die Konjunktur im Staat New York bezieht. Im vergangenen Monat lag der Index bei -11,36. Auch die Verbraucherpreisinflation dürfte von -0,2% gg. Vm. wieder auf +0,2% anziehen. Falls der Preisauftrieb enttäuschend ausfallen sollte, könnte die Frage aufkommen, ob ein Zinsschritt im Dezember tatsächlich nötig ist. Die Industrieproduktion dürfte von -0,2% (September) auf +0,1% ansteigen, und der Frühindikator des Conference Board sollte von -0,2% (September) auf +0,5% klettern. Für die Anleger sind diese Zahlen von Interesse, weil sie daraus ablesen können, ob die US-Wirtschaft für die erste Zinsanhebung seit sechs Jahren bereit ist. Es scheint als bleiben die USA der Musterschüler im global Kontext.

Im Euroraum werden die Anleger gespannt auf die Verbraucherpreis-daten für Oktober warten, die am kommenden Montag bekanntgegeben werden. Wenn sich die Inflation erneut verlangsamt (im September lag sie bei 0% gg. Vj.), könnte dies zu weiteren geldpolitischen Lockerungen der EZB führen.

In Asien wird Indien in der kommenden Woche seine Handelsbilanz-zahlen für Oktober veröffentlichen. Indien ist eines der wenigen asia-tischen Länder, die regelmäßig ein Leistungsbilanzdefizit verzeichnen. Da in den USA wohl mit einer Zinsanhebung zu rechnen ist, werden die Märkte genau beobachten, ob Anzeichen für eine Verbesserung der indischen Handelsbilanzdaten zu erkennen sind. Die Handelsbilanz ist nämlich von großer Bedeutung für den Leistungsbilanzsaldo. In Q2 2015 belief sich Indiens Leistungsbilanzdefizit auf 6,2% des BIP.

Das Wachstum der Weltwirtschaft ist weiterhin anfällig, und die Marktvolatilität könnte sich erhöhen, wenn sich die Märkte auf die erste US-Zinsanhebung in sechs Jahren einstellen. Insgesamt sind Aktien aus Industrieländern jedoch für langfristig orientierte Anleger weiterhin attraktiver als andere Vermögenswerte.

Ihr Charles Ma
Client Investment Strategist Greater China & South East Asia Retail Distribution

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