Grexit, Graccident… vor lauter Wortschöpfungen verliert man das Wesentliche aus den Augen in der Streit um die griechischen Finanzen. Nämlich die Tatsache, dass hier mit Logik gar nichts mehr zu erklären ist, da sich nicht nur der griechische Premier, sondern auch viele seiner EU-Pendants, irrational verhalten. Prognosen zum Ausgang sind unmöglich!
Wie kann man sich in so einer unsicheren Zeit positionieren und womit muss man rechnen? Lucio Soso managt die FondsEmpfehlung Bellevue Funds (Lux) – BB Global Macro B EUR WKN A1CW3N in den Verwaltungsstrategien SJB Liquidität Int und SJB Substanz und berichtet über die FondsEntwicklung und das makroökonomische Umfeld.
Marktrückblick
Der Fonds erwirtschaftete im Juni eine Negativrendite von -2.0% bei einer realisierten Volatilität von 5.5%. Im Berichtsmonat schlossen der MSCI World -3.9% (in EUR) und der JPM Government Bond Index Global Hedged EUR -2.0% schwächer, der GSCI Total Return Index büßte -1.6% ein (in EUR). Zu Monatsbeginn verbuchte unsere Strategie Verluste, da sowohl Staatsanleihen als auch Aktien angesichts stärkerer als erwarteter US-Konjunkturdaten und in Erwartung einer frühzeitigeren Zinsanhebung durch die Fed zeitgleich nachgaben. Wir nutzten diese Gelegenheit zur Schließung unserer Short-Position in deutschen Staatsanleihen (30%) und Eröffnung einer Long-Position (20%), wodurch wir unser Engagement in Staatspapieren von 59% auf 111% anhoben und somit recht defensiv positioniert waren. In der zweiten Junihälfte, mit Eskalation der Griechenland-Krise, machte das Portfolio verlorenen Boden teilweise wieder gut dank der starken US-Wirtschaft und der sich reduzierenden Furcht vor einem Staatsbankrott Griechenlands. Im Monatsverlauf erweiterten wir unser Portfolio um zwei Strategien in Nicht-Staatsanleihen, nämlich Papiere aus dem Finanzsektor und aus den Schwellen-ländern. Sie ergänzen unsere bestehende Unternehmensanleihen-Strategie. Diese drei Strategien machen gegenwärtig rund 8% des Portfolios aus.
Positionierung und Ausblick
Das Portfolio ist mit einer Aktienposition von 26% und einem Engagement in Staatsanleihen von 111% defensiv positioniert. In unserem Basisszenario gehen wir nach wie vor davon aus, dass Aktien weiterhin durch die sehr niedrigen Anleiherenditen nach der jahrelang lockeren Geld- sowie Nullzinspolitik begünstigt werden. Im Aktienbereich bevorzugen wir immer noch Titel aus der Eurozone und Japan, denen die QE-Programme zugutekommen. Für den Euroraum erwarten wir eine anhaltende konjunkturelle Erholung.
Die Wahrscheinlichkeit eines „Grexit“ ist deutlich gestiegen. Obwohl die Europäische Kommission und Griechenland ein Verbleiben des Landes im Euro-Währungsgebiet bevorzugen würden, stellt die Einführung von Kapitalverkehrskontrollen eine beachtliche Eskalation der Krise dar, die eine Kette von Ereignissen auslösen könnte und die Position Griechenlands innerhalb des Eurosystems unhaltbar macht. Die Unruhe an den Aktienmärkten wird anhalten, solange diesbezüglich keine Lösung gefunden wird. Eine weitere Marktkorrektur ist daher nicht auszuschließen. Danach dürfte unseres Erachtens jedoch eine beachtliche Aktienrally einsetzen. Um den Fonds vor einem „Grexit“ zu schützen, haben wir unsere Position in US-Treasuries und deutschen Bunds auf 111% aufgestockt. Die Position in Staatsanleihen wird mögliche Verluste durch unser Aktienengagement im Falle einer Flucht in „sichere Häfen“ kompensieren.
Sehr geehrte Damen und Herren,
mit welcher Zauberei lässt sich der Anteil der Staatsanleihen auf 111% bringen?
MfG
H.J.Kessel
Sehr geehrter Herr Kessel,
vielen Dank für Ihre Frage. Mit Zauberei hat das nichts zu tun. Der FondsManager gewichtet mit Hilfe von Derivaten bestimmte Anlagen über um z.B. von höheren Zinsen oder möglichen Kurspotenzialen zu profitieren. Am häufigsten finden diese carry trades bei Anleihen statt. Ein Manager shortet z.B. Bundesanleihen und geht in US-Anleihen long, da er hier deutlich höhere Zinserträge vereinnahmen kann.
Ich hoffe, dass ich Ihre Frage damit beantworten konnte. Ansonsten stehe ich Ihnen unter 02182-852-116 gern zur Verfügung.
Beste Grüße,
Sebastian Zimmermann