Die Immobilie: Forscher dämpfen Angst vor Preisstürzen durch Niedrigzins

teaser_logo_die-immobilien_300_200Die Ergebnisse der Studie widersprechen den Befürchtungen, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werde zu Preisblasen an Immobilienmärkten in Europa führen.

Drei Ökonomen aus Berlin untersuchten für eine Studie zu Immobilienblasen Wirtschaftsdaten von 16 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit für den Zeitraum seit 1985. Die Ergebnisse widersprechen den oft geäußerten Befürchtungen, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank werde zu Preisblasen an Immobilienmärkten in Europa führen.

Eine lockere Geldpolitik alleine verursacht noch keine Immobilienblasen. Zu diesem Schluss kommt die Studie von Alejandro Márquez-Velázquez von der Freien Universität Berlin und der Professoren Sebastian Dullien und Heike Joebges von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin. Einzig im Zusammenspiel mit unzureichender Finanzmarktregulierung könnten schnell sinkende Zinsen zu Übertreibungen bei den Hauspreisen führen, so die drei Volkswirte in ihrer Untersuchung, die das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung gefördert hat.

Die Ergebnisse widersprechen den oft in der öffentlichen Diskussion geäußerten Befürchtungen, die Niedrigzinspolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) werde zu Preisblasen an Immobilienmärkten in Europa führen. Und sie liefern empirisch gestützte Indizien gegen die nach der globalen Finanzkrise 2008/2009 oft geäußerte Vermutung, die Geldpolitik der amerikanischen Notenbank Fed habe die Hauspreisblase in den 2000er Jahren in den USA ausgelöst.

Für ihre Studie untersuchten die drei Ökonomen Zeitreihen (zeitabhängige Folgen von Datenpunkten) von 16 Mitgliedsstaaten der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit für den Zeitraum seit 1985. Insbesondere überprüften sie, welche Faktoren einen Einfluss auf Blasenbildung an den jeweiligen Häusermärkten hatten. Das Ergebnis: Eine Abweichung des Notenbankzinses von üblichen geldpolitischen Regeln hat keinen statistisch stabilen Einfluss auf die Bildung von Immobilienpreisblasen. Gleichzeitig deuten die Daten aber darauf hin, dass in Zusammenspiel mit einem großen und schnell wachsenden Finanzsektor (etwa durch einen Boom von Verbriefungen) niedrige Zinsen die Gefahren von Blasen erhöhen.

In einem zweiten Schritt untersuchten die Volkswirte im Detail drei ausgewählte Länder mit ihren Immobilienmärkten – die USA, Großbritannien und Österreich. Die Länder waren ausgewählt worden, da sie verschiedene Kombinationen von lockerer beziehungsweise strikter Geldpolitik und Blasenbildung erlebt haben: In den USA hat sich in den 2000er Jahren eine Immobilienblase bei verhältnismäßig lockerer Geldpolitik entwickelt. In Großbritannien bildete sich im gleichen Zeitraum eine Immobilienblase, obwohl die Notenbank den Zins verhältnismäßig hoch gehalten hatte. Für Österreich war in dieser Zeit der Zins der Europäischen Zentralbank eigentlich laut gängigen Maßstäben zu niedrig gewesen, es hatte sich aber keine Hauspreisblase gebildet. In ihrer Detailanalyse kommen die Volkswirte zu dem Schluss, dass sowohl in den USA wie auch in Großbritannien Veränderungen in der Regulierung einen Boom neuer Finanzprodukte und damit neuer Finanzierungsquellen für den Hauskauf auslösten, der zentral für die Blasenbildung war. Dagegen verhinderten in Österreich recht restriktive Vorschriften und Praktiken am Immobilienmarkt eine Blase.

Der jüngste Anstieg der Immobilienpreise in Deutschland muss laut den Forschern noch nicht unbedingt auf eine bestehende Immobilienpreisblase hindeuten. „Wenn der langfristige Zins dauerhaft niedriger ausfällt, etwa weil die Weltwirtschaft insgesamt langsamer wächst, so ist ein höherer Immobilienpreis gerechtfertigt”, sagt Sebastian Dullien. Anleger verglichen die Mietrendite mit jener alternativer Anlagen. Wenn die Zinsen auf Anleihen dauerhaft geringer ausfielen, sei es so nur natürlich, dass Hauspreise stiegen, so der Volkswirt. „Von einer Blase kann man nur sprechen, wenn die Preise auch wieder fallen”, sagt Heike Joebges. Solange die Zinsen aber niedrig blieben, müsse es nicht unbedingt zu einem Preisverfall kommen.

Quelle: Die Immobilie.

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