Hinter dem Dauer-Seller Flossbach von Storch Multi Opportunities liegt bei den großen deutschen Maklerpools im Juli ein Fonds auf Rang 2 der Absatzliste, der eigentlich gar nicht mehr frei erhältlich sein sollte: der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen. Dessen Volumen hat mittlerweile die Grenze von 2 Milliarden Euro überschritten.
Bei 1,5 Milliarden Euro sprang die gelbe Warnlampe an. Weil sich das Volumen des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen in den vorangegangenen 15 Monaten annähernd verdoppelt hatte, verkündete die Gesellschaft Shareholder Value Management Anfang Mai 2016 die Vorstufe eines Soft Close. Um die Anlagepolitik des vornehmlich auf Nebenwerte fokussierten Managers Frank Fischer nicht zu gefährden, sollten fortan nur noch bestehende Investoren weitere Anteile hinzukaufen können. Shareholder-Value-Vertriebschef Philipp Prömm: „Dafür haben wir mit den einzelnen Plattformen individuelle Vereinbarungen ausgehandelt.“
Ein gut gemeinter Plan, der aber in der Praxis nie richtig funktioniert hat. Denn nicht alle Plattformen haben die technische Möglichkeit, Bestandskunden von Nicht-Bestandskunden zu unterscheiden. Da zudem die Voraussetzungen für einen laut Prömm offiziellen Soft Close – die Festschreibung im Verkaufsprospekt, dass ein Fonds generell nur noch mit Ausgabeaufschlag verkauft werden darf – nicht gegeben sind, macht seither jede Plattform, was sie für richtig hält: Manche handeln Fischers Fonds weiter wie bisher, andere führen Kaufaufträge seit Mai 2016 nur noch zum vollen Ausgabeaufschlag von 5 Prozent aus – unabhängig davon, ob der jeweilige Käufer schon seit Jahren an Bord ist oder zum ersten Mal zugreift.
Wirksam eindämmen ließen sich die Zuflüsse durch den Soft Close jedenfalls nicht. „Das Geld sucht sich seine Wege“, kommentiert Vertriebschef Prömm vielsagend. Und bisher hat es sich für alle, die noch hereingekommen sind, gelohnt: Seit Anfang Mai 2016 ist der Anteilspreis des Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen um knapp 15 Prozent gestiegen.
Kein Wunder, dass das Interesse ungebrochen anhält. Das dokumentieren nicht zuletzt die aktuellen Top-Seller-Listen der großen deutschen Maklerpools. So gehörte der Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen im Juli sowohl bei BCA als auch bei Argentos, Fondskonzept und Netfonds zu den zehn meistverkauften Produkten. In der nach Punkten aufsummierten Pool-Liste belegt er somit hinter Dauer-Spitzenreiter Flossbach von Storch Multiple Opportunities Rang 2 (siehe Tabelle auf der folgenden Seite). Die Folge: Statt 1,5 Milliarden Euro ist der Fonds nun 2,1 Milliarden Euro schwer.
Ein offizieller, im Verkaufsprospekt verankerter Soft Close oder gar ein Hard Close, wie ihn beispielsweise die Deutsche Asset Management bis vor kurzemfür ihren Klassiker DWS Aktien Strategie Deutschland erlassen hatte, steht für Prömm momentan dennoch nicht zur Debatte. Der Shareholder-Value-Vertriebschef vertraut darauf, dass sich die Nachfrage der Anleger schon bald auf ein anderes Produkt konzentriert: den am 1. September neu an den Start gehenden Frankfurter Stiftungsfonds. Dort verfolgt Fondsmanager Ulf Becker zusammen mit Co-Manager Frank Fischer einen im Vergleich zum Frankfurter Aktienfonds für Stiftungen deutlich risikoärmeren Multi-Asset-Ansatz.
Wer vor allem an der Nebenwerte-Expertise des Shareholder-Value-Teams interessiert ist, kann zudem bald wesentlich einfacher auf den ebenfalls von Fischer gemanagten Absolutissimo Value Focus zugreifen. Dieser Ende 2008 in Luxemburg aufgelegte Fonds ist seit 2013 für deutsche Anleger nur noch sehr eingeschränkt verfügbar. „Er erhält aber voraussichtlich Anfang 2018 eine deutsche Vertriebszulassung und ist dann auch täglich handelbar“, kündigt Prömm an. Während sich dieser in Kürze in Frankfurter Value Focus Fund umbenannte Fonds allerdings eher an betont risikobereite Anleger richtet und ab einem Volumen von mehr als 200 Millionen Euro einer Zugangsbeschränkung unterzogen werden soll, hat der Frankfurter Stiftungsfonds durchaus das Potenzial, schon bald zu einem Top-Seller der großen Pools aufzusteigen.
Für Juli logischerweise noch nicht wieder in den Top-Seller-Listen vertreten ist der einstige Publikums-Liebling DWS Aktien Strategie Deutschland. Dafür findet sich der ebenfalls von Tim Albrecht gemanagte DWS Deutschland mit immerhin 12 Punkten auf Rang 5. Dieser Fonds ist zwar mit einem Volumen von 6,7 Milliarden Euro mehr als doppelt so groß wie der DWS Aktien Strategie Deutschland, agiert aber weniger flexibel und hält in der Regel einen kleineren Nebenwerte-Anteil als der Schwesterfonds. Dennoch waren Anleger seit März 2016 – dem Zeitpunkt des Hard Close beim DWS Aktien Strategie Deutschland – mit ihm besser bedient: Auf Sicht von 17 Monaten beträgt der Performance-Vorsprung mehr als 5 Prozentpunkte (32,9 Prozent Wertzuwachs gegenüber 27,3 Prozent).
Autor: Egon Wachtendorf
Quelle: DAS INVESTMENT.