Das Investment: Investieren wie Warren Buffett & Co.: Darauf müssen Value-Anleger achten

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 SJB | Korschenbroich, 06.07.2015. Andreas Rapp, Leiter Private Banking Ellwanger & Geiger, über das Comeback des Value-Investings.

Keine Frage, die Anlagestrategie des Value Investing feiert gegenwärtig ein großes Comeback. Es liegt auch nahe, dass sich viele Experten gerade wieder an der Idee erfreuen: Die Aktienmärkte scheinen nur noch Extreme zu kennen, erklommen sie gestern noch ein neues Rekordhoch, kommt kurze Zeit später wieder ein heftiger Rückschlag. In diesem Anlageumfeld besinnt man sich gerne auf echte Werte. Und noch viel wichtiger: warum nicht die Rückschläge nutzen, um auf Perlen- und Schnäppchenjagd zu gehen, mögen sich viele Anleger denken. Schließlich hat ja auch der hierzulande wohl bekannteste Finanzinvestor, Warren Buffett, großen Erfolg damit.

Natürlich hat der Value-Gedanke heute wie vor 80 Jahren seine Richtigkeit. Denn die Idee, sich langfristig an Unternehmen zu beteiligen, die unter ihrem inneren Wert notieren und über ein tragfähiges Geschäftsmodell verfügen, dürfte den meisten Privatanlegern einleuchten. Nur glauben viele, dass es, sobald sie einmal investiert sind, anschließend nur nach oben geht.

Geht es wider Erwarten zunächst über einen längeren Zeitraum nach unten, werden die Titel dann oft zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt abgestoßen. Dies hat dann zwar zugegebenermaßen nichts mehr mit der Anlagestrategie des Value Investing zu tun. Aber machen wir uns nichts vor: Viele Anleger halten solche Ausschläge nach unten trotz aller Vorsätze nicht aus. Die Folge: Der gutgemeinte Value-Ansatz wird damit in der Realität schnell obsolet.

Daher mein Rat: Bevor sich Anleger von einer Value-Strategie locken lassen, sollten sie sich zunächst einmal grundsätzlich und intensiv mit der Natur von Aktieninvestments beschäftigen. Um es klar zu sagen: Wenn einzelne Kursverluste so schockieren, dass man nachts nicht mehr ruhig schlafen kann, ist die Anlageklasse vermutlich nicht die richtige. Denn Value- oder nicht Value-Ansatz – zu Aktien gehört in jedem Fall eine langfristige Denke.

Auf der anderen Seite sollten Anleger auch die Risiken vermeintlich stabilerer Vermögensanlagen klar sehen, selbst wenn ihnen der Markt dort nicht täglich die Wertschwankungen ihrer Investition vor Augen führt, so wie es bei den Unternehmenstiteln der Fall ist.

Beispiel Anleihen: Egal ob deutsche, europäische oder US-Anleihen – und von Unternehmensanleihen mag man gar nicht sprechen: In diesem Segment kennen die Kurse seit Jahren nur eine Richtung: und zwar nach oben. Nur stehen Risiko und Rendite in keinem Verhältnis mehr. Anleger sollten sich dies stets vor Augen führen. Denn in diesem Segment liegt mindestens genauso viel Potential für Rückschläge wie bei Aktien – nur das darüber nicht jeden Tag prominent berichtet wird.

Ähnlich sieht es übrigens am Immobilienmarkt aus, nach Anleihen hierzulande sicherlich die zweitbeliebteste Anlageklasse. Auch dieser hatte in der Vergangenheit immer wieder mit großen Wertschwankungen zu kämpfen. Nur ist dies eben nicht jeden Tag an einem Kurs ablesbar.

Die Aktienmärkte hingegen sind – insbesondere im Vergleich zu den Anleihemärkten – weniger aufgeblasen. Und auch weniger aufgeblasen als bei den großen Einbrüchen in den Jahren 2000 und 2008, die vielen Deutschen noch im Magen liegen, wenn es um das Segment geht.

Und im Niedrig- beziehungsweise faktischem Nullzinsumfeld kommt hinzu, dass gute Dividendenrenditen heute immer stärker die Rolle des klassischen Anleihezinses einnehmen. Auch im Dax können Anleger nach wie vor interessante Dividendenpapiere finden. Allerdings – und hier schließt sich der Bogen zum Value-Investment – schwanken die Kurse hier immer sehr viel stärker als bei Anleihen mit Spitzenrankings.

Noch wichtiger für Anleger als sich mit der Value-Strategie zu befassen, ist es daher meiner Meinung nach, im ersten Schritt grundsätzlich die Schwankungen am Aktienmarkt zu akzeptieren und diese auch im Vergleich zu anderen Anlageklassen richtig einzuordnen.

Der zweite grundlegende Punkt ist, bei Aktieninvestments einen ähnlich langfristigen Anlagehorizont anzulegen wie bei Investitionen am Immobilien- oder Rentenmarkt. Das bedeutet, sich nicht von täglichen Wasserstandsmeldungen treiben zu lassen. Erst nach dieser grundlegenden Auseinandersetzung mit den Eigenarten von Aktienanlagen sollte der Blick auf die Strategie kommen. Nur so besteht die realistische Chance diese durchzuhalten – ob Value- oder Wachstumsorientiert steht unter diesen Voraussetzungen auf einem ganz anderen Papier.

Von: Andreas Rapp

Quelle: DAS INVESTMENT.

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