Das Investment: Vermögensverwalter: Was Gold- und Silber-Preise in die Höhe treibt – und was sie abstürzen lässt

sjb_werbung_das_investment_300_200Was sind die Treiber der Entwicklung des Silberpreises? Was befördert den Kursanstieg, was kann zu Kursrückschlägen führen? Diese Fragen stellte DAS INVESTMENT.com sechs Vermögensverwaltern. Hier die Antworten.

Sechs Vermögensverwalter erklären, was die Gold- und Silbernachfrage beflügelt – und was die Preise für die beiden Edelmetalle abstürzen lassen kann.

Rainer Beckmann, Geschäftsführer von Ficon Börsebius Invest in Düsseldorf

Gründe für den Wiederanstieg für die Edelmetalle Gold und Silber gibt es mehrere.1. Keiner hat damit gerechnet und die sogenannten Auguren wie die amerikanischen Brokerhäuser haben den Preis für die Unze Gold Ende letzten Jahres schon unter der Marke von 1.000 US-Dollar gesehen. Alle wurden auf dem falschen Bein erwischt und müssen jetzt ihre Shortpositionen eindecken, und das zu wesentlich höheren Preisen als am Jahresanfang. Das gleiche gilt für die Silberspekulanten aus dieser Anlegerecke.

2. Das erste Mal ist die Zinssituation mit Minuszinsen Kurstreiber für Gold und Silber. Jahrzehntelang hat man gesagt, Gold und Silber bringen keine Erträge, jetzt bekommt der Sparer und Anleihenbesitzer für seine Geldanlagen einen Nullzins oder die Anleihen werfen eine Negativrendite ab.
3. Positiv für das Silber ist das immer noch sehr hohe Gold-Silber-Ratio von zurzeit 74. Im Jahr 1980 lag das Verhältnis bei einem Faktor von 17. Da besteht noch viel Platz für das Silber. Außerdem wird der Großteil der jährlichen Silberproduktion verbraucht, und damit werden die Silberbestände weltweit immer weiter reduziert. Gold wird eben eher gehortet.
4. Die Krisen dieser Welt lassen sich nicht beilegen. Sowohl das Gold, wie aber auch das Silber als das Gold des kleinen Mannes, haben sich wieder als Krisenanlagemittel positioniert, die Anleger haben wieder mehr Angst vor den weiteren Entwicklungen an den Börsen und natürlich auch aus politischer Sichtweise.

Andreas Görler, Senior Wealth Manager bei Wellinvest-Pruschke & Kalm in Berlin

Nach einem enormen Anstieg von 2008 bis 2011 und einer Halbierung in den letzten vier Jahren hat sich der Silberpreis seit Dezember um 30 Prozent erholt. Aus Sicht von Investoren wird häufig eine Relation zwischen dem Unzen-Preis für Gold und Silber herangezogen. Liegt der Goldpreis hier ca. um das 80-Fache über dem Silberpreis, gilt das als Signal für spekulative Käufe.Insbesondere Großspekulanten haben ihre Terminpositionen deutlich hochgefahren. Das Kontraktvolumen hat sich mehr als verdreifacht. Hier liegt natürlich auch eine Gefahr, da die Hauptnachfrage von Momentum-Investoren ausgeht, die eher spekulativ im Markt sind. Dadurch kann schnell ein Verkaufsdruck entstehen, wenn Gewinne realisiert werden. Die aktuellen Niedrigzinsen haben noch einen Zusatzeffekt. Für institutionelle Investoren sind die Haltekosten für Gold und andere Edelmetalle derzeit günstiger als die Kosten, um Liquidität auf Konten zu halten. So haben große Fonds wie beispielsweise Flossbach von Storch Multiple Opportunities, die ohnehin stets Goldbestände halten, diese noch zusätzlich erhöht.

Markus Steinbeis, Leiter Portfoliomanagement bei der Vermögensverwaltung Huber, Reuss & Kollegen in München

Über 50 Prozent der Silberproduktion wird industriell verwendet. Silber ist damit ein Hybrid: Industriemetall und Edelmetall zugleich. Preisbelastend war in den vergangenen Jahren die schwache industrielle Nachfrage, vor allem aus der Elektroindustrie, die etwa wiederum 50 Prozent der industriellen Nachfrage ausmacht. Erfreulich dürfte sich aber zukünftig der steigende Bedarf in der Photovoltaik entwickeln. Weiterhin erfreulich entwickelt die Nachfrage nach Silbermünzen, die im letzten Jahr weltweit ein Rekordhoch erreicht hat. Die extrem expansive Geldpolitik in Verbindung mit einem äußerst fragilen Finanzsystem sollte die Nachfrage weiterhin hoch halten. Zudem sollte sich das Angebot der Minen dieses Jahr nicht erhöhen. Fazit: das Angebot stagniert und die Nachfrage nach Münzen sollte weiterhin auf hohem Niveau bleiben. Sollte die industrielle Nachfrage nicht kollabieren, ist von weiter steigenden Preisen auszugehen.

Rolf Ehlhardt, Vermögensverwalter bei der I.C.M. Independet Capital Management Vermögensberatung in Mannheim

Krisenherde gibt es erschreckend viele: unter anderem geopolitische Spannungen, Ölpreiskrieg, Währungskrieg, Derivaterisiken, Problemkredite und Bankenproblematik oder Flüchtlingskrise. Aber auch ausufernde Schuldenberge, Gefahr zahlungsunfähiger Staaten, Minuszinsen oder Terror. Das sinnlose Gelddrucken könnte die Inflation kräftig anspringen lassen.

Uwe Zimmer, Vorstand der Meridio Vermögensverwaltung in Köln

Der Markt “spielt“ mal wieder Edelmetalle. Ob Gold oder Silber spielt dabei keine Rolle. Echter Verbrauch in den Metallen gibt es ja ohnehin kaum. Daher ist die industrielle Nachfrage eher zu vernachlässigen. Im Moment überwiegen die Ängste und die Nachrichtenlage ist unentschieden. Daher wurden in den letzten Wochen wieder vermehrt gekauft. Kommen positive Nachrichten oder der US-Dollar steigt, werden die Edelmetalle wieder fallen – inklusive Silber.

Jan-Patrick Weuthen, Portfolio-Manager bei B&K Vermögen in Köln

Seit Jahresanfang gewann neben Gold auch Silber in erster Linie durch die jüngste US-Dollarschwäche. Bei anziehender Konjunktur und damit verbunden anziehender weltweiter Nachfrage rückt der Industriecharakter des Silbers wieder stärker in den Fokus der Investoren und kann zukünftig zu weiter steigenden Kursen führen. Bei gegenteiliger konjunktureller Entwicklung besteht die Gefahr entsprechender Preisrückgänge.

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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