Das Investment: US-Geldpolitik: Zinsen könnten schneller steigen als erwartet

sjb_werbung_das_investment_300_200Die Anzeichen verstärken sich, dass Zinsen mittelfristig wieder zur Einkommensquelle für Anleger werden könnten. David Buckle, Investmentstratege bei Fidelity, gibt Antworten auf wichtige Fragen: Warum deuten die jüngsten Signale der US-Notenbank auf Zinserhöhungen in schnellerer Folge hin? Weshalb ist das Inflationsrisiko wieder real?

Im Juni wird die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins vermutlich erneut nach oben setzen. Trotz eindeutiger Signale gehen Investoren und Beobachter mehrheitlich davon aus, dass Fed-Präsidentin Janet Yellen das Zinsniveau jedoch nur langsam anheben wird. Erst im März hatte die Fed den Leitzins um 25 Basispunkte steigen lassen. David Buckle, Head of Quantitative Research bei Fidelity International, ist daher überzeugt:

Die Zinsen werden schneller steigen, als viele Marktteilnehmer glauben. Das bedeutet: Festverzinsliche Anlagen erleben mittelfristig ein Comeback. Und Anleger sollten sich darauf vorbereiten, ihr Anleiheportfolio umzuschichten. Buckle hat damit schon begonnen. Er übergewichtet derzeit Risikoanleihen, US-Anleihen mittlerer Restlaufzeit betrachtet er eher mit Skepsis.

Vier Gründe, warum die Zinsen zügiger steigen könnten, als viele denken:
1. Die Fed deutet selbst an, dass nun weitere Zinserhöhungen folgen

Bei der Pressekonferenz Mitte März, als Yellen den bereits erwarteten Zinsschritt verkündete, war es weniger die Entscheidung selbst, sondern vielmehr die Art und Weise, die Buckles Aufmerksamkeit erregte. „Zum ersten Mal in ihrer Amtszeit scheint Yellen eine klare Vorstellung davon zu haben, wie sie die Geldpolitik der USA normalisieren kann“, sagt Buckle. Yellen selbst sagte in der Pressekonferenz sogar explizit, dass sie mit weiteren Zinsschritten nicht zu lange warten will, um später nicht radikal nachsteuern zu müssen, was wiederum die Finanzmärkte und damit die Gesamtwirtschaft belasten würde. Buckle erwartet deshalb mindestens drei bis vier Zinserhöhungen im Jahr 2017.

2. Die Fed beurteilt die wirtschaftliche Lage positiv

Anlässlich des Zinsschrittes im März äußerte sich Yellen gleich mehrfach ausgesprochen optimistisch über den Zustand der US-Wirtschaft – und eine robuste Wirtschaft ist schließlich nicht weiter auf billiges Geld angewiesen. Die steigende Erwerbsquote sei „ein weiteres Zeichen für die Erholung des Arbeitsmarktes“, erklärte Yellen, und bekräftigte: „Der Wirtschaft geht es gut.“ Entscheidend: Die positiven Prognosen der Fed gründen keineswegs auf den Ankündigungen der Trump-Administration, Steuern zu senken und die Staatsausgaben zu erhöhen. Sprich: Sobald das Konjunkturpaket des US-Präsidenten konkret wird, könnten sich die Aussichten sogar noch weiter verbessern. Hinzu kommt: Yellen scheint davon auszugehen, dass selbst der erstarkte Dollar und die von Trump angekündigten Strafsteuern für Unternehmen, die ihre Produktion ins Ausland verlagern, die US-Wirtschaft nicht beeinträchtigen werden.

3. Die Fed hat die Inflation im Blick und wird die Zinsen anpassen

Die Zentralbanker halten es für möglich, dass es die Inflation befeuert, wenn US-Bürger Kapital aus dem Ausland abziehen und wieder in den USA investieren. Deshalb hat die Fed die Inflationsentwicklung genau im Blick. David Buckle glaubt, dass die Märkte die Sorgen der Währungshüter in Sachen Teuerung unterschätzen. Die Fed kündigte an, „Inflationsentwicklungen sehr sorgfältig überwachen“ zu wollen. Dabei benutzten Yellen und ihre Kollegen den Begriff eines „symmetrischen“ Inflationsziels. Damit, urteilt Buckle, wollten sie den Märkten einerseits einen Hinweis geben, dass sie nicht automatisch bei einer bestimmten Inflationsrate die Zinsen anheben werden, und andererseits andeuten, dass die Inflation bereits nah an der gewünschten Zielmarkte liegt. Heißt: Die steigende Inflation macht Zinsschritte nochmals wahrscheinlicher.

4. Die Experten der Fed waren sich schon lange nicht mehr so einig

Das „Federal Open Market Committee“ (FOMC), also der für die Geldpolitik der USA wichtige Offenmarktausschuss, gibt regelmäßig die Prognosen seiner Mitglieder zur weiteren Zinsentwicklung bekannt. Die Erwartungen für 2018 und 2019 sind erneut leicht gestiegen. Yellen hat zwar ausdrücklich darauf hingewiesen, dass diese Erhöhung nicht als grundsätzlicher Politikwechsel gewertet werden sollte. Doch David Buckle sieht das anders. Er glaubt: Die Währungshüter seien sich einig darüber, dass ein Zinsanstieg auf das Niveau von vor der Finanz- und Wirtschaftskrise 2007 anzustreben ist. Die neueste FOMC-Prognose zeigt seiner Meinung nach: Es herrscht unter den Zentralbankern weitgehend Einigkeit darüber, dass in diesem Jahr noch mit mindestens zwei weiteren Zinserhöhungen zu rechnen ist. Die mittlere Erwartung (Median) bis Ende 2019: Ein US-Leitzins von drei Prozent.

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Quelle: DAS INVESTMENT.

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