Das Investment: „Wir suchen Unternehmen, die etwa 5 Prozent Dividendenrendite zahlen“

sjb_werbung_das_investment_300_200Asger Lund Nielsen, Manager des Danske Invest Europe High Dividend A, sprach mit DAS INVESTMENT.com über seine Anlagestrategie und die Aktien-Favoriten.

DAS INVESTMENT.com: Herr Nielsen, Sie bevorzugen Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen. Welchen Vorteil hat diese Strategie?

Asger Nielsen: Dividendenzahler haben üblicherweise ausgereifte Geschäftsmodelle. Es sind Unternehmen, die einen starken und nachhaltigen Cashflow generieren. Solche Unternehmen bieten mehr Schutz, wenn Märkte volatil werden oder zurückgehen. Wir suchen nach Unternehmen, die eine attraktive Dividendenrendite von etwa fünf  Prozent zahlen.

Langfristig kann man mit Dividendenzahlern eine Rendite oberhalb des Marktdurchschnitts erwirtschaften.

Treffen Sie Investment-Entscheidungen allein auf Basis der Dividenden, die Unternehmen ausschütten?

Hohe Dividenden sind zwar unser Hauptfokus. Aber wir achten noch auf zwei andere Dinge: Wir möchten die Anteile der Unternehmen günstig einkaufen – mit einem Abschlag gegenüber dem Markt von 15 bis 20 Prozent. Außerdem fokussieren wir uns auf qualitativ hochwertige Unternehmen.

Glauben Sie, dass Unternehmen, die hohe Dividenden zahlen, automatisch gute Unternehmen sind? Oder anders gefragt: Befürchten Sie nicht, dass manche Unternehmen Dividenden aus ihrer Substanz ausschütten?

Es gibt Unternehmen, die wir als sogenannte „Value Traps“ bezeichnen. Sie zahlen ihren gesamten Cashflow und sogar noch mehr als Dividenden aus. Wir suchen dagegen nach Unternehmen, die beides können: sich eine gute Basis erarbeiten und gleichzeitig attraktive Dividendenrenditen bieten. Sie sollten immer noch über einen ausreichenden Cashflow verfügen, um in zukünftige Geschäfte zu investieren. Langfristig betrachtet investieren wir in Unternehmen, die etwa 60 Prozent ihres Gewinns als Dividenden ausschütten.

Wie viele Titel halten Sie im Portfolio?

Im Moment 33. Wir dürfen bis zu 50 haben, aber so viele Titel hatten wir noch nie. Wir legen Wert auf ein konzentriertes Portfolio. Wir wollen alle Unternehmen gut kennen und auch alle Faktoren, die Einfluss auf ihr Geschäft haben.

Sie investieren in Europa. Hatte das Brexit-Votum Auswirkungen auf Ihren Investment-Prozess?

Die Brexit-Entscheidung war ein großes Ereignis, das wir genau beobachtet haben. Wir unterscheiden in unserem Portfolio nach Positionen, die Sicherheit gewährleisten, und solchen, die gute Investment-Gelegenheiten darstellen. Sicherheit heißt: wenig volatile Aktien. Gelegenheiten sind die zyklischeren, konjunkturabhängigeren Titel. Wir hatten zur Zeit der Brexit-Abstimmung einen viel größeren Anteil in Sicherheiten und einen kleineren im Bereich der guten Gelegenheiten.

Schon vor der Entscheidung?

Ja, bereits vor der Abstimmung. Wir haben eine Situation vorausgesehen, die viel Volatilität mit sich bringen wird. Das haben wir vor einigen Jahren schon bei dem schottischen Referendum gesehen. Wir hatten das Portfolio also relativ defensiv positioniert. Daher waren wir nach Bekanntwerden der Entscheidung sehr gut aufgestellt und haben in den darauffolgenden Wochen eine vergleichsweise gute Performance gehabt.

Wenn wir sehen, dass wir das Risiko auch gut bezahlt bekommen, nehmen wir aber auch mal wieder mehr Risiko oder zyklische Werte ins Portfolio auf.

Vermeiden Sie solche Titel zurzeit?

Das würde ich nicht sagen. Wir halten zyklische Titel, aber viel höher sind wir in weniger zyklischen Marktsektoren gewichtet. Wir wollen wie gesagt immer sehen, dass wir auch gut dafür entlohnt werden, wenn wir zyklisches Exposure aufnehmen.

Welche Sektoren halten Sie derzeit für besonders aussichtsreich?

Wir haben attraktive Investmentchancen in Sektoren wie Telekommunikation, Pharmazie und Versorgungswirtschaft gefunden. Versorger sind stark reguliert, das mögen wir. Diese Unternehmen profitieren auf jeden Fall auch, wenn das Niedrigzinsumfeld sich fortsetzt.

Außerdem mögen wir den Telekom-Sektor. Speziell solche Unternehmen, die gemeinsam mit den Staaten, in denen sie tätig sind, investieren. Zum Beispiel Swisscom. Hier hält die Schweiz selbst viele Anteile. Oder auch Proximus, bei dem der belgische Staat Anteilseigner ist. Generell gesehen sind die klassisch renditeträchtigsten Sektoren Versorger, Telekommunikation, Energie – und bis zu einem gewissen Grad Finanztitel.

Welches sind momentan Ihre Lieblingssektoren im Fonds?

Am meisten übergewichtet sind wir im Versicherungssektor – bei Nicht-Lebensversicherungen.

Und welche meiden Sie eher?

Wir haben den Bankensektor untergewichtet, weil wir meinen, dass es momentan kein attraktives Feld ist – auch wegen der unklaren Eigenkapital-Anforderungen, die auf die Branche noch zukommen. Wir haben aber dennoch Anteile an der schwedischen SE Bank und an Nordea. Außerdem haben wir in einige Versicherer aus nordischen Ländern investiert. Nordische Banken haben sehr enge regulatorische Bestimmungen, unter denen sie agieren. Wir glauben, dass diese Unternehmen keine Probleme bekommen, wenn die Eigenkapital-Anforderungen anziehen. Allgemein ist es aber für Banken ein schlechtes Umfeld, wenn die Zinssätze immer weiter sinken.

Arbeiten Sie mit einer Marktprognose, die Sie bei Ihren Anlage-Entscheidungen berücksichtigen?

Wir haben eine generelle Meinung darüber, wie sich die Wirtschaft entwickelt. Die sagt uns aber nichts darüber, welche Unternehmen genau für uns attraktiv sind.

Viele Investoren arbeiten heute mit rein quantitativen Methoden und treffen rein auf dieser Basis Investment-Entscheidungen. Sie sehen sich die Marktentwicklung gar nicht an.

Solche quantitativen Modelle arbeiten eine Zeitlang, aber dann hat man eine Änderung in den Bedingungen, die sie beeinflussen. Und die können sie nicht umsetzen.

Im ersten Schritt unserer Dividendenstrategie identifizieren wir Unternehmen, die die beste Kombination aus hohen Dividenden, niedriger Bewertung und hoher Qualität vorweisen. Wir platzieren die 800 größten Aktien in einem Ranking. Hiervon investieren wir in die besten 40 Prozent, die diese drei Merkmale aufweisen. Das könnte man als das einzige quantitative Auswahlverfahren in unserem Anlageprozess bezeichnen. Sonst ist es mehr fundamentales Stockpicking.

Welche Unternehmen sind Ihre Lieblingsunternehmen in nächster Zeit?

Wir sehen gute Anlagechancen bei einigen Pharma-Unternehmen wie Astra Zeneca aus Großbritannien oder bei der französischen Sanofi.

In der Automobilbranche finden wir zum Beispiel den Reifenhersteller Michelin sehr interessant. In einer Umgebung, in der es viele Unsicherheiten gibt, werden Menschen trotzdem immer ihre Autos fahren und ihre Reifen wechseln. Michelin baut außerdem gerade sein Geschäftsmodell um und wird effizienter.

Außerdem interessant sind die großen Nahrungsmittel-, Tabak- und Alkoholhersteller. Hier hat man ein wirklich stabiles Geschäft, das nicht zyklisch ist. Und gleichzeitig zahlen die Unternehmen immer noch Dividenden. Sie sind attraktiv in einem unsicheren Umfeld. Sie geben uns außerdem einen guten Zugang zu den Emerging Markets. Viele dieser Unternehmen haben zwischen 40 und 60 Prozent ihres Exposures in Schwellenländern. So bekommen wir einen Zugang zu den dortigen Wachstumschancen. Allerdings sind diese Titel momentan sehr hoch bewertet.

Von: Iris Bülow

Quelle: Das Investment

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