Das Investment: Templeton Growth Fund: Der fünfte Fondsmanager beweist sich

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 02.04.2014. Ein schweres Erbe und recht glücklose Vorgänger: Norman Boersma, Manager des Templeton Growth Fund, bringt seit drei Jahren den Klassiker wieder auf Kurs.

DAS INVESTMENT.com: Seit drei Jahren sind Sie für den Templeton Growth Fonds verantwortlich. Welche besonderen Veränderungen haben Sie in dieser Zeit vorgenommen?

Norman Boersma: Wir haben 2011 ein deutliches Übergewicht zugunsten europäischer Aktien aufgebaut. Besonders Finanzinstitute haben wir gekauft. Abgebaut haben wir im Gegenzug US-Titel aus dem Konsum- und Technologiebereich.

DAS INVESTMENT.com: Aktien einzelner Finanzinstitute waren im Zuge der Krise geradezu ausgebombt. Sind solche Käufe dann noch value-orientiert, oder gehen Sie kurzfristig auf Schnäppchenjagd?

Boersma: „Ausgebombt“ reicht nicht. Natürlich erscheinen Kurse und Bewertungen mitunter extrem günstig. Aber wir bleiben diszipliniert. Nur wenn wir einem Unternehmen auf Fünf-Jahres-Sicht eine signifikante Wertsteigerung zutrauen, investieren wir. Einzelne Unternehmen wurden zur Hälfte des von uns ermittelten Buchwerts gehandelt. Gleichwohl muss die Wachstums-Story intakt sein.

DAS INVESTMENT.com: Politik und Zentralbanken haben die Börsen stark beeinflusst.

Boersma: Solche Zeiten hat es immer mal wieder gegeben. Bleiben Sie da rational und beantworten Sie elementare Fragen ganz nüchtern. „Bricht der Euro-Raum auseinander?“ Nein, das war und ist unserer Ansicht nach Quatsch. Europäische Regierungen und die EZB haben aus rationalen Überlegungen heraus den Euroraum gestützt.

Politiker in Brüssel zahlen nicht, lassen dann ein Auseinanderbrechen zu, um dann noch mal richtig tief in die Tasche zu greifen. Bei der Euro-Rettung behält bislang die Vernunft die Überhand. Politiker können manches Mal sehr value-orientiert sein.

DAS INVESTMENT.com: Kann man da als Stockpicker noch solide arbeiten?

Boersma: Wenn Märkte unter dem Einfluss von Politik und Zentralbanken stehen, kommt es zu Verwerfungen nach unten wie nach oben – Unternehmen werden panikartig quasi im Kollektiv abgestraft oder aber auch gekauft. Diese Phase allgemeiner Panik war eine großartige Chance, die sich nicht jedes Jahr bietet.

DAS INVESTMENT.com: Eine Entwicklung, die unmittelbar mit der Post-Lehman-Ära zusammenhängt.

Boersma: Natürlich. Wenn die Märkte verrückt spielen und alle denken, dass die Welt untergeht, rücken Bewertungen in den Hintergrund. Da geht es nur um das Ausschalten von Risiko, also raus aus Aktien. Das ist nicht sonderlich wertorientiert. Doch wir haben in solchen Zeiten gute Laune. Aber das sind stets herausfordernde Zeiten. Dies gilt vor allem für Zukäufe, da wir diese den Investoren gegenüber begründen und sie dabei an Sir John Templetons Anlagephilosophie erinnern: „Investiere in Zeiten des größten Pessimismus.“

DAS INVESTMENT.com: Zu den größten Positionen im Fonds gehören Sanofi und BNP Paribas. Sind Franzosen interessanter als Deutsche, etwa Merck oder die Commerzbank?

Boersma: Wir haben auch Merck. Aber das kann man nicht vergleichen. Sanofi ist ein internationaler Riese. Merck ist klein.

DAS INVESTMENT.com: Sie habe ein Faible für Frankreich.

Boersma: Es gibt wohl kaum ein Land in Europa, um das Investoren schon seit einiger Zeit zumindest aus konjunktureller Sicht einen größeren Bogen machen. Wir schauen nur auf Bewertungen. Eine BNP hätten wir auch gekauft, wenn es eine österreichische Bank wäre.

DAS INVESTMENT.com: Die neuen Verhältnisse in Japan spiegeln sich nicht im Portfolio wider.

Boersma: Es reicht nicht, den Markt mit Kapital zu fluten. In Japan fehlt es an Strukturen und Reformen, etwa des Arbeitsmarkts. In den USA hat das Fluten der Wirtschaft funktioniert, weil die US-Wirtschaft sehr flexibel und offen ist.

Diese Blaupause haben Investoren auf Japan übertragen, und die Kurse sind erst einmal gestiegen. Langfristig ist das unserer Ansicht nach aber zu kurz gedacht. Ob der erhoffte wirtschaftliche Aufschwung kommt – wir zweifeln daran, nehmen aber beim nächsten Mal die Aktienrally mit.

DAS INVESTMENT.com: Eine Besonderheit des Templeton Growth Fund war stets auch eine Cash-Position, wenn es keine trefflichen Titel gab. Das ist seit einiger Zeit nicht mehr der Fall.

Boersma: Eine typische Frage vieler deutscher Kunden. In den 80ern hatten wir Cash. Da gab es für kurzfristige Positionen 8 bis 12 Prozent. Wenn Aktien mir hohe Dividenden und auch 2014 noch Kurssteigerungen in vergleichbarer Höhe bieten, warum soll ich Cash halten? Heute gibt es für Cash keine Erträge. Wir leben heute in einer anderen Welt. Und glauben Sie mir, es gibt reichlich interessante Unternehmen.

Von: Malte Dreher

Quelle: DAS INVESTMENT.

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