Das Investment: „Er spielt seine Stärke in der Krise aus“

sjb_werbung_das_investment_300_200SJB | Korschenbroich, 13.10.2014. Klassische Anleihe-Indizes haben ausgedient, denn sie setzen ihre Schwerpunkte bei hoch verschuldeten Ländern. Keine gute Idee, findet William de Vries und bevorzugt das so genannte „fundamental Indexing“. Im Gespräch erklärt de Vries, wie er einen Anleihe-Index nach fundamentalen Kriterien bauen lässt und welche Rolle der Energieverbrauch eines Landes dabei spielt.

William de Vries arbeitet für die niederländische Fondsgesellschaft Kempen Investments und verantwortet unter anderem den Rentenfonds Kempen (Lux) Global Sovereign Fundamental Index Fund (ISIN: LU0772265244). Der Fonds folgt einem Index, der nach einem anderen Muster aufgebaut ist als die klassischen Barometer. Man könnte das auch als Smart-Beta bezeichnen. Darunter versteht die Finanzbranche, wenn man herkömmliche Marktindizes so umbaut, dass sie verbesserte Eigenschaften haben.

DAS INVESTMENT.com: Erklären Sie bitte kurz das Grundprinzip des fundamental Indexing.

William de Vries: Klassische Indizes gewichten ihre Mitglieder nach deren Größe, große Schuldner haben damit großes Gewicht in Anleihe-Indizes und große Aktiengesellschaften in Aktienindizes. Beim fundamental Indexing geht es darum, Indizes nach anderen Kriterien zu bauen.

Die da wären?

Grundlage ist die Erkenntnis, dass Kurse von Wertpapieren um den wahren Wert herum schwanken. Aber sie kehren immer wieder auf diesen Wert zurück, im Englischen heißt das ‚Reversion to the mean‘. Notiert die Aktie über dem inneren Wert, verkauft man besser. Ist sie günstiger, kann man kaufen.

Bei Aktien nimmt man den Wert des Unternehmens als inneren Wert. So etwas haben Anleihen aber nicht, sondern nur einen Nominalwert.

Auch bei Anleihen gibt es wirtschaftliche Fakten, um die sich Kurse und Renditen drehen sollten. Das tun sie aber nicht, weil die Zentralbanken mit ihrer Geldpolitik alles unter Druck setzen.

Damit sind selbst bei riesigen Schuldnern wie USA oder Japan die Renditen auf Staatsanleihen niedrig. Aber irgendwann werden Anleger umdenken und solchen Staaten nicht einfach mehr Geld leihen.

Bei Schuldnern muss man immer auch die Vermögensgegenstände betrachten. Die USA und Japan haben schließlich auch zwei der größten Volkswirtschaften der Welt.

Das tun wir auch. In unserem fundamentalen Index kommen vier Faktoren zum Tragen: Das Bruttoinlandsprodukt steht für die reine Wirtschaftskraft. Struktur und Größe der Bevölkerung stehen für die mögliche Dynamik am Arbeitsmarkt und Innovationsfähigkeit. Die Landfläche steht für die verfügbaren Ressourcen. Und viertens zählt auch der Energieverbrauch.
Muss der niedrig oder hoch sein?

Ich verstehe, worauf Sie hinauswollen. Ein niedriger Verbrauch kann auch ein Zeichen für effiziente Technik sein. Aber wir haben festgestellt, dass hoch entwickelte Länder im Durchschnitt auch einen hohen Energieverbrauch haben.

Aber mit Verlaub, solche Analysen sind ganz normales aktives Anleihemanagement. Wozu der Umweg über einen Index?

Es geht hier um die Kosten. Die sind angesichts der niedrigen Zinsen am Markt noch wichtiger als je zuvor. Die Citigroup nutzt die vier genannten Kriterien, um ihren Index zu bauen. Sie hat davon einige in ihrer Palette, die sie Rafi nennt. Dem Index folgen wir mit unserem Fonds möglichst genau.

Aber auch dabei entstehen Kosten, und die Citigroup will für so einen komplizierten Index sicherlich auch Geld haben.

Wir liegen bei einer Gesamtkostenquote von 0,25 Prozent im Jahr. Und da ist alles enthalten. Ein aktiver Rentenfonds kann gut und gerne ein Vielfaches davon kosten.

Wie viele Länder haben Sie derzeit im Portfolio?

23, und wenn Sie mich fragen, wird aus diesen Ländern in den kommenden 50 Jahren das hauptsächliche Wirtschaftswachstum herkommen. Es sind unter anderem Länder wie Norwegen, Australien und Südkorea.

Wie verhält sich Ihr Fonds im Verhältnis zum Markt und zur Konkurrenz?

In normalen Märkten läuft er mit dem Markt mit und bringt ähnlich viel wie kapitalgewichtete Indizes und andere Fonds. Seine Stärke spielt er aber in der Krise aus. Er untergewichtet große Schuldner stark und bleibt deshalb stabiler.

Nehmen wir Japan als Beispiel. Das Land hat Schulden in Höhe der zweieinhalbfachen Jahreswirtschaftsleistung, eine überalterte Bevölkerung und nur wenige natürliche Rohstoffe. Die Lösung für den Schuldenberg kann zunächst nur lauten: die Währung kräftig abwerten.

Dann verlieren die Schulden im internationalen Vergleich an Wert. Das ist aber für internationale Investoren nichts anderes als ein Zahlungsausfall. Das betrifft unseren Fonds in einem viel geringeren Maße im Vergleich zu klassischen Fonds.

Von: Andreas Harms

Quelle: DAS INVESTMENT.

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