Das Investment: Schwellenländer-Anleihen: Brasilien in Bestform

sjb_werbung_das_investment_300_200  SJB | Korschenbroich, 26.01.2012. Anleihen aus Industriestaaten liefern nur noch Risiko ohne Rendite. Papiere aus den Schwellenländern indes bieten Zins- und Kurserträge. In Lokalwährung auch noch die Chance auf Währungsgewinne Hohes Wachstum, wenig Schulden, viel Zins und unterbewertete Währungen.Willkommen im Schlaraffenland für Anleiheinvestoren, den Emerging Markets. Die Details:

Trotz leichter Abkühlung – der Internationale Währungsfonds rechnet 2012 mit einem Wirtschaftswachstum von 6,1 Prozent nach 6,4 Prozent im Vorjahr. Die Schulden steigen, aber langsamer, als die Wirtschaft wächst. Die Schuldenquote sinkt sogar: bis 2020 auf 35 Prozent des Bruttoinlandsprodukts, hat die Deutsche Bank berechnet. Die Rating-Agenturen werten reihenweise auf. Immer mehr Emerging Markets haben schon ein Investmentgrade und gelten damit als sichere Schuldner. Trotzdem zahlen die Staaten derzeit im Schnitt 4,5 Prozentpunkte mehr Zinsen als etwa Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble.

Alternativen? Gibt es nicht. Die Eurozone ist im Abschwung, die US-Wirtschaft lahmt. Riesige Schuldenberge und Wirtschaftswachstum, das man mit der Lupe suchen muss, lassen immer mehr Rating-Agenturen an der Bonität der Industriestaaten zweifeln. Die Schuldenquoten liegen schon jetzt bei über 100 Prozent, Tendenz steigend.

Geld fließt dahin, wo die Wirtschaft wächst. Und so droht Dollar und Euro die Abwertung, weil sie immer weniger gefragt sind. Genau das Gegenteil gilt für die Schwellenländerwährungen.

Mindestens 73 Milliarden Euro wollen allein deutsche institutionelle Investoren in den kommenden drei Jahren in den Emerging Markets investieren, hat eine Umfrage der Analysefirma Feri Eurorating ergeben. 60 Prozent der Befragten wollen ihre Bestände an Schwellenländeranleihen erhöhen.

Heimspieler im Vorteil

Beliebt sind vor allem Papiere in Lokalwährung. Anders als bei Dollar-Anleihen, deren Rendite sich nach der Verzinsung von US-Staatspapieren plus eines Risikoaufschlags für die Ausfallwahrscheinlichkeit des jeweiligen Landes richtet, muss bei den patriotischen Papieren jedes Land für sich betrachtet werden. „Die Renditen werden vom Vertrauen in die jeweiligen Zentralbanken, Inflationserwartungen und den Risikoprämien auf einzelne Länder getrieben.

Das kurze Ende ist dabei abhängig von der lokalen Zinsentwicklung, die von der jeweiligen Zentralbank gesteuert wird. Das andere Ende wird von Angebot und Nachfrage sowie der Fiskalpolitik beeinflusst“, erklärt Samuel Finkelstein, als Leiter zuständig für die makroökonomischen Strategien im Rententeam von Goldman Sachs Asset Management.

Vorteil: Zu Zinserträgen und Kursgewinnen, die bisher den Großteil der Rendite ausmachen, kommen auch noch Währungsgewinne bei Aufwertung. Den Nachteil erklärt Finkelstein: „Der volatilere Teil der Performance kommt aus der Währung, deren Entwicklung kurzfristig vom Verhalten der Investoren bestimmt wird.“ Beispiel 2008 und 2011: Sind Anleger im Krisenmodus, werden Schwellenländeranlagen durch die Bank als Risikopapiere eingestuft und verkauft. Das drückt Währungen und Performance nach unten.

Angesichts negativer Realzinsen von Bundesanleihen und US-Staatspapieren erscheint das geradezu grotesk. Fundamental gibt es dafür keine Begründung. Dass die Schwellenländer ihre Schulden nicht zurückzahlen können, ist zumindest bei großen Emittenten wie Brasilien, Mexiko oder Indien unwahrscheinlich.

Die schlechten Nerven der Marktteilnehmer sind damit das größte Risiko in diesem Segment. Noch, denn „die Denkweise ändert sich langsam. Die Ausschläge werden geringer, und die Zeit, bis sich die Investoren wieder auf die Fundamentaldaten konzentrieren, wird kürzer“, sagt Walter Liebe, Investmentspezialist von Pictet. Währungsgewinne werden seiner Meinung nach in Zukunft einen immer größeren Teil der Performance ausmachen. Auch Liebe rechnet langfristig mit Aufwertung. „Die Wirtschaft der Schwellenländer wächst weiter, und die Inflation sinkt.“ Kurzfristig indes blieben die Währungen unter Druck, weil das globale Umfeld so wackelig sei.

Keine großen Kurssprünge mehr

Auf der Zinsseite ist künftig also nicht mehr ganz so viel zu holen wie in der Vergangenheit. Grundsätzlich gilt: Fallen die Zinsen, steigen die Kurse. „Bis Mai 2011 haben wir einen Zinsanhebungszyklus gehabt, nun geht es langsam wieder runter“, sagt Liebe. Derzeit liegen die Zinsen im Schnitt bei 6,5 Prozent. „Sie könnten noch bis auf 5,5 Prozent runterkommen.“ Die großen Kursgewinne der vergangenen Jahre seien darum passé. Zinscoupon und Währungsgewinne werden die Performance bestimmen.

Die beste Absicherungsstrategie Mit dem Emerging Markets Local Currency Debt verwaltet Pictet den mit Abstand größten Fonds in diesem Segment. Manager Simon Lue-Fong hat die Panikjahre 2008 und 2011 zudem am besten überstanden. 2008 hat er ein Plus von 3,3 Prozent erzielt – im Gegensatz zu seinen Konkurrenten, die alle im Minus lagen.

Wie? Er hat frühzeitig eine Position auf steigende Kurse von US-Staatsanleihen eröffnet. Investoren flohen genau dorthin Proxy-Trades nennt Pictet diese Absicherungsstrategie. „Es gibt Anlagen, die in Krisenzeiten genauso reagieren wie eine Absicherung auf Emerging-Markets- Anleihen, aber aus den Industriestaaten kommen“, erklärt Lue-Fong. Beispiel Australische Dollar: Die Rohstoffwährung fällt bei Marktstress. Kommt Panik auf, kann Lue-Fong short in Australische Dollar gehen, also auf Abwertung wetten. Damit hat er sein Portfolio abgesichert und muss keine Anleihen verkaufen, was in jedem Fall Performance kosten würde. „Über 50 Prozent der Outperformance kommt vonseiten der Proxy-Trades“, sagt Lue-Fong. Maximal 30 Prozent des Portfolios dürfen sie ausmachen. Derzeit sind es 15 Prozent, weil er mit Schwankungen auf der Währungsseite rechnet.

Zweites Schwergewicht im Fondsuniversum ist der Julius Bär Multibond Local Emerging Bond. Mit Auflegung im April 2000 ist er zudem einer der ältesten Lokalpatrioten auf dem Markt. Ähnlich wie Lue-Fong ist auch Manager Paul McNamara von Gam International Management auf möglichst geringe Verluste bedacht. „McNamara managt den Fonds seit Auflegung. Sein Team verstand es auch in der Krise 2008, die Verlustphase des Fonds zu begrenzen, ohne jedoch einen Verlust vermeiden zu können“, sagt Michael Stegmüller, Geschäftsführer der Finanzberatung Portfolio Consult.

Keine Rendite ohne Risiko

2008 verlor McNamara 7,5 Prozent, im vergangenen Jahr 6,6 Prozent. Pictet- Konkurrent Lue-Fong war besser und hat, zumindest über drei Jahre, mehr Performance erzielt.

Auf Platz 1 der Drei-Jahres-Rennliste steht der Investec GSF Emerging Markets Local Currency Debt. Manager Peter Eerdmans gewichtet als value-orientierter Contrarian häufig Positionen über, denen der Markt eher skeptisch gegenübersteht und umgekehrt. Rund ein Drittel des Portfolios investiert er zudem in Ländern, die nicht in seinem Vergleichsindex Emerging Markets Global Diversified Local Currencies von JP Morgan enthalten sind. Eerdmans hat ein gutes Händchen bewiesen, dafür schwankt der Anteilspreis seines Fonds aber deutlich stärker. Insgesamt ist die Fondskategorie noch recht jung. Nur die wenigsten haben überhaupt einen Fünf-Jahres-Trackrecord. Die Mehrheit der Manager muss ihr Können erst noch unter Beweis stellen. Grundsätzlich gilt derzeit für alle Fonds: Solange weder die USA noch Europa ihre Schuldenkrise in den Griff bekommen, dürften Investoren immer mal wieder in Panik geraten und vor allem die Währungen der Schwellenländer ins Wanken bringen. Rendite ohne Risiko gibt es auch in diesem Markt nicht. Besser als Risiko ohne Rendite aus den Industriestaaten ist das aber allemal.

Von: Astrid Lipsky

Quelle: DAS INVESTMENT.

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