SJB | Korschenbroich, 05.02.2014. Mit welchen Schwierigkeiten die Wirtschaft zu kämpfen hat und wie die Länder reagieren, erklärt Daniel Stelter, Gründer der Denkfabrik „Beyond the Obvious“. Nach dem Internationalen Währungsfonds (IWF) hat nun auch die Bundesbank Vermögensabgaben als Instrument zur Bewältigung der Schuldenkrise ins Spiel gebracht. Dies zeigt vor allem eines. Die Verantwortlichen sind im Jahr 7 der Finanz-und Wirtschaftskrise mit ihrem Latein am Ende.
Alle Versuche, die Wirtschaft in Europa wieder auf Kurs zu bekommen und die Dynamik immer weiter steigender Schuldenquoten zu durchbrechen, sind gescheitert. Die meisten Länder Europas bleiben gefangen in tiefer Rezession, hoher Arbeitslosigkeit und Rekordständen unbedienbarer Schulden. Wir in Deutschland hingegen erfreuen uns einer Sonderkonjunktur getragen von Exporterfolgen in aller Welt. Die Frage bleibt nur: Wie lange noch können wir uns dem Schlamassel um uns herum entziehen?
Die Medizin der Wirtschaftspolitiker hat zwar den Kollaps verhindert, eine Genesung jedoch nicht erzielt. Es wird immer deutlicher, dass ein „Heraussparen“ aus der Krise nicht funktioniert.
Weniger Wachstum und höhere Schulden
Je mehr die Länder versuchen, durch Sparen die Schuldenlast in den Griff zu bekommen, desto stärker leidet die Wirtschaft. Im Ergebnis haben sie weniger Wachstum und höhere Schulden. Hier rächt sich, dass im System fester Wechselkurse – was der Euro nun mal ist – das Ventil einer Abwertung zur Stimulierung der eigenen Wirtschaft fehlt.
Stattdessen sind die Krisenländer mit Deutschland zusammen in einem Boot und haben statt einer schwachen Währung eine besonders starke. Andere Regionen der Weltwirtschaft machen sich dies zu nutze. Japan versucht durch eine drastische Abwertung des Yen, die eigene Wirtschaft aus der jahrzehntelangen Lethargie zu befreien.
China wird auf eine weitere Abschwächung der eigenen Konjunktur und als Reaktion auf die Yen Abwertung ebenfalls die eigene Währung schwächen. Und die Furcht vor einem Tapering der US-Fed führt schon heute zu massiven Kapitalabflüssen aus den Schwellenländern mit entsprechender Abwertung der jeweiligen Währungen.
All dies sind schlechte Nachrichten für Europa. Die Wettbewerbsfähigkeit nimmt ab und das Preisniveau kommt unter Druck. Die Gefahr einer Deflation wird damit real. Nichts ist schlimmer für eine überschuldete Wirtschaft als eine Deflation.
Immer mehr Schulden
Die Schulden wachsen relativ zum Einkommen immer mehr an. Die von vielen Seiten erhoffte und befürchtete Inflation wird es in einem solchen Umfeld nicht geben.
Angesichts der damit ungebrochenen Dynamik immer weiter steigender Schuldenquoten von Staaten und Privatsektoren wird offensichtlich, dass wir um die Streichung von Schulden – und damit auch Forderungen – nicht herumkommen werden.
Zwei Optionen dies zu tun stehen im Raum. Die Restrukturierung von Schulden durch Umschuldungen und Zahlungseinstellungen oder das Eintreiben von zusätzlichen Steuern. Für die erste Option spricht, dass genau jene Gläubiger Geld verlieren, die es an unsolide Schuldner verliehen haben.
Dagegen spricht, dass es vor allem Banken und Lebensversicherungen sind, die Staatsanleihen halten und Kredite an Unternehmen und private Haushalte begeben haben. Deren Verluste würden vor allem die kleineren und mittleren Sparer treffen die nicht die Möglichkeit und das Wissen haben, ihr Geld anderweitig anzulegen.
Die Befürworter einer steuerlichen Lösung, zu denen nun auch die Bundesbank gehört, sehen den Vorteil in der Belastung aller Vermögen und damit in einer sozial verträglicheren Form der Schuldenrestrukturierung.
Wahrscheinlich werden wir in den nächsten Jahren beides sehen. Restrukturierungen, die wie in Zypern geschehen nur jene belasten, die Gläubiger des zahlungsunfähigen Schuldners sind und Vermögensabgaben.
Was sollte man nun als Investor tun?
Zunächst bietet es sich an, die derzeit gute Lage an den Finanzmärkten dazu zu nutzen, Forderungen gegen schlechte Schuldner abzubauen. Der ungerechtfertigte Optimismus der sich in den geringen Zinsniveaus der Krisenländer zeigt, bietet eine gute Gelegenheit aus den Märkten auszusteigen.
Schwieriger ist es, der denkbaren Vermögensbesteuerung zu entgehen. Es bietet sich an, bestimmte Zahlungen, wie beispielsweise Steuern, bereits im Voraus zu leisten und Anschaffungen zu tätigen, die ohnehin auf der Agenda stehen. Die a-fonds-perdu Zahlung an den Golfclub verschafft zwar lebenslange Spielfreude, aber eben kein Vermögen.
Quelle: DAS INVESTMENT.