Das Investment: Russisch Roulette: Apple ist mehr wert als der russische Aktienmarkt

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 02.03.2015. Wie kommt es dazu, dass der Wert eines börsennotierten Unternehmens größer als der gesamte Wert des russischen Aktienmarktes ist? Stephan Witt, Kapitalmarktstratege von Finum.Private Finance in Berlin, nennt die Gründe hierfür.

Erstmals überhaupt ist der Wert eines börsennotierten Unternehmens größer als der gesamte Wert des russischen Aktienmarktes. Der Wert von Apple berechnet sich dabei aus dem Kurswert der Aktie multipliziert mit allen Aktien im Umlauf und liegt damit bei etwas über 600 Milliarden Euro (je nach Kurs schwankt natürlich das Ergebnis). Hingegen liegt der Wert des russischen Aktienmarktes bei etwa 500 Milliarden Euro; das macht eine Differenz von 100 Milliarden Euro.

Ein Phänomen sucht seinesgleichen

Es gibt mehrere Gründe für diese krasse Entwicklung. Apple ist seit Jahren ein gigantisches Phänomen mit mehreren Millionen treuen Anhängern. Allein das zuletzt erschiene iPhone 6 hatte die meisten Vorbestellungen aller iPhone-Geräte. Egal was das Riesenunternehmen Apple veröffentlicht, es verkauft sich stets wie geschnitten Brot und Apple konnte zuletzt einen Rekordumsatz vermelden. Das wirkt sich natürlich auch klar auf den Aktienkurs aus. Im letzten Jahr legte der Chart einen beeindruckenden Lauf hin und konnte sich am Jahresende im Vergleich zum Jahresanfang fast verdoppeln. In den letzten Monaten zeigte sich zwar eine leichte Seitwärtsbewegung, dennoch ist nicht auszuschließen, dass der Kurs noch weiter nach oben gehen kann.

Ganz anders zeigt sich der russische Markt. Während bei Apple das starke Image und der stetige Drang nach Innovationen immer mehr Investoren überzeugt, herrscht im größten Land der Welt extreme Verunsicherung. Die Wirtschaft wächst kaum, tendiert sogar eher zu Rückläufigkeit. Hinzu kommt, dass sich die Wirtschaftssanktionen gegen Russland immer deutlicher bemerkbar machen. Der Rubel befand sich Ende letzten Jahres im totalen Absturz und musste durch die russische Zentralbank mit Milliardenbeträgen gestützt werden. Auch die Konflikte mit der Ukraine schrecken Investoren ab.

Es zeigt sich vermehrt, dass viele Geldgeber ihr Kapital aus Russland abziehen; aus Angst vor der ungewissen Zukunft. Zu allem Überfluss ist auch das Rohöl so billig wie seit Jahren nicht mehr zu haben. Sowohl für die russische Wirtschaft als auch für viele Unternehmen im RTS (der russische Leitindex) eine starke Belastung, macht doch der Export des Rohstoffs einen Großteil der Einnahmen aus. Ein weiterer Grund findet sich weniger in der Wirtschaft als mehr in der Politik des Landes. Viele Unternehmen befinden sich in staatlicher Hand und das Eigentum ist dort nicht so stark geschützt wie dies beispielweise in Kalifornien bei Apple der Fall wäre.

Die russische Regierung fährt einen riskanten Kurs, von dem sie sich anscheinend nicht ablenken lässt. Ob sie damit in eine große Krise steuert, bleibt abzuwarten. Das ein einziges amerikanisches Unternehmen mehr Börsenwert hat der gesamte russische Aktienmarkt, sollte ein warnendes Zeichen sein. Oder ein Hinweis darauf, dass man im Apple-Land richtige Entscheidungen zu treffen scheint.

Von: Stephan Witt

Quelle: DAS INVESTMENT.

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