SJB | Korschenbroich, 28.05.2014. Wer heute sein Geld kurzfristig möglichst sicher anlegen möchte, muss Zinsen unter einem Prozent in Kauf nehmen. Um Zinskosten zu sparen und dennoch Einlagen zu gewinnen, entwickeln die Produktmanager der Finanzindustrie einige Kreativität. Anleger sollten Produkten mit verheißungsvollen Namen nicht blind vertrauen, warnt Gottfried Urban von Bayerische Vermögen.
Ob Kapitallebens- oder Rentenversicherung, ob Riesterrente oder betriebliche Altersversorgung – sie alle sind gezwungen, in nahezu zinslose Anlageprodukte zu investieren. Der Gesetzgeber will den Anleger durch diese Regulierung vor Verlusten schützen.
Vor Jahren war das noch kein großes Problem, der Zins lag bei 5 Prozent. Heute liegt der risikolose Zins eben nur bei rund einem Prozent. Und so werden die Sparer nun über die planwirtschaftliche Anlagepolitik systematisch enteignet. Indes: Die Anleger scheint das nicht zu kümmern. Die Sicherheit der Einlage ist vielen offenbar wichtiger als eine Kapitalverzinsung, die zumindest die Inflation ausgleicht.
Wer über die oben genannten Wege hinaus Gelder anlegen möchte, hat die Qual der Wahl: Hier das konservative, minimal verzinste Tages- oder Festgeld, dort die Finanzinnovation mit klingendem Namen und der Aussicht auf vermeintliche Überrenditen.
Aktienanleihen kosten die Bank keinen Zins
Dazu wird zum Beispiel die Marktvolatilität in Zinszahlung umgewandelt. Ein Klassiker dieser Sparte ist die Aktienanleihe. Der Begriff Anleihe im Produktnamen erweckt den Anschein von Sicherheit. Doch der Eindruck täuscht.
Die Bank kostet das Instrument keinerlei Zins, auch wenn ein Zins basierend auf den Risiken einer bestimmten Aktie bezahlt wird. Aktienanleihen können manchmal attraktiv sein. Aber Anleger sollten bedenken, dass sie das volle Risiko tragen, wenn der Kurs der zugrunde liegenden Aktie in den Keller rutscht.
Eine weitere Variante, bei der das Kapital garantiert, aber kein fester Zins bezahlt wird, sind Einlagenprodukte, deren Zins an die Entwicklung eines bestimmten Marktindex gekoppelt ist. Man nehme also das bekannte Tagesgeld, taufe es auf einen hübschen Namen, und gebe dem Sparer zum Beispiel einen Zinssatz, der sich an der positiven Veränderung der deutschen Aktien innerhalb einer Woche orientiert.
Die Hälfte des Zuwachses gilt dann als Zins für die kommende Woche. Bei negativen Wochen sinkt der Zins auf Null. Klingt interessant. Aber in der Rückrechnung wäre trotz der hohen Schwankungen des Marktes eine Rendite unter ein Prozent pro Jahr erzielt worden.
Auf kurzfristige Verfügbarkeit achten
Wenn man solche Finanzinstrumente wählt, dann sollte der Zinssatz zumindest auf einem längeren Zeitintervall des Aktienmarktindex basieren. So bieten manche Versicherer durchaus beachtenswerte Produkte an, die sich auf die Entwicklung des europäischen Aktienmarktes auf Jahressicht beziehen.
Wenn die Kostenquoten und die Beteiligung an der positiven Entwicklung stimmen, dann können vorsichtige Anleger zugreifen. Das investierte Geld sollte aber mindestens binnen eines Jahres verfügbar sein. Negative Jahre müssen gestrichen und der Kapitalstock sollte nicht angegriffen werden.
Grundsätzlich gilt jedoch immer: Investieren Sie nur in Produkte, die Sie komplett verstehen. Und: Einfacher ist oft besser.
Von: Gottfried Urban
Quelle: DAS INVESTMENT.