Pleiteländer wie Argentinien und Griechenland sammeln neue Milliarden ein, das am höchsten verschuldete Land der Welt bekommt Geld dafür, dass es sich weiter verschuldet – für DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf ist die Grenze zum Absurden überschritten. Dabei sieht er für Anleger nur einen Ausweg.
Geht da noch was? Ja, selbst da geht noch was. Und wie: Obwohl Argentinien vor 15 Jahren eine der größten Staatspleiten der Geschichte hingelegt hat, reißen sich Investoren aus aller Welt um neue Anleihen des Landes.
Eine jüngst beendete, mehrfach überzeichnete Auktion brachte 16,5 Milliarden US-Dollar ein. Nach Aussage des argentinischen Finanzministers Alfonso Prat-Gay lag die Nachfrage auf Seiten der Investoren bei deutlich über 60 Milliarden Dollar.
Hätte es noch eines Beweises bedurft, wie der von der jahrelangen Nullzinspolitik ausgelöste Leidensdruck an den Rentenmärkten den gesunden Menschenverstand ausschaltet – hier ist er. Doch geschenkt, der Beweis muss ja gar nicht mehr geführt werden. Schon vergessen? Im April 2014 – also nur vier Jahre nach der Beinahe-Pleite des Landes – war in einer ähnlichen Situation eine von Griechenland neue begebene Anleihe sogar achtfach überzeichnet.
Von den vielen, teilweise mit absurd hohen Zinsversprechen an den Kleinanleger gebrachten Mittelstandsanleihen will ich an dieser Stelle gar nicht erst anfangen. Stundenlang philosophieren ließe sich auch über die Frage, wie vernünftig es ist, einem Staat wie Japan Geld dafür zu geben, dass er sich über eine Laufzeit von zehn Jahren Geld bei einem leiht. Wobei die Alternative, für eine bis 2026 laufende Bundesanleihe 0,08 Prozent pro Jahr zu bekommen, auch nicht viel besser ist.
Im Grunde genommen gibt es nur eine einzige Strategie, diesem Wahnsinn zu entfliehen: der konsequente Verzicht auf alles, das mit ihm – auf welche Weise auch immer – in Berührung kommt. Die Liste entsprechender Produkte ist lang und reicht von der klassischen Kapital-Lebensversicherung über das Sparbuch bis hin zu Hochzins-ETFs und Mischfonds, deren Manager einen Großteil ihrer Mittel in herkömmliche Staatsanleihen stecken.
Was übrigbleibt, ist ein handverlesener Mix aus Qualitätsaktien, Gold, kurz laufenden Anleihen von zu Unrecht in die Nähe von Pleite-Kandidaten gerückten Unternehmen und – Bargeld. Die letztgenannte, von Star-Investor Warren Buffett mit dem Bonmot „Cash ist eine Option ohne Verfallsdatum“ geadelte Anlageklasse kostet zwar absurderweise ebenfalls mehr als sie einbringt. In stark schwankenden Märkten, in denen günstig bewertete Anlageobjekte rar und entsprechend schwer zu finden sind, ist sie aber unverzichtbar.
Von: Egon Wachtendorf
Quelle: DAS INVESTMENT.