Pressemitteilung Union Investment: Thema der Woche – Chinas Konjunktur

teaser_union-investment_300_200 Union | Frankfurt, 24.11.2014.

Chinas Konjunktur. Zentralbank senkt die Zinsen. Eigentlich gab es am Montag gute Nachrichten aus China: Das Land hat seinen streng reglementierten Aktienmarkt weiter als jemals zuvor für ausländische Investoren geöffnet. Die Börsen in Hongkong und Shanghai starteten eine neue Kooperation, mit der internationale Investoren über den Handelsplatz in Hongkong erstmals Geld in Unternehmen auf dem chinesischen Festland anlegen können. Bisher waren Investitionen in chinesische Firmen nur bestimmten, von der Regierung in Peking ausgewählten Fondsmanagern vorbehalten. Nur viereinhalb Stunden nach Eröffnung des gemeinsamen Handels erreichten ausländische Investoren, die über Hongkong chinesische Titel kauften, dann auch gleich das von der Regierung festgelegte Tageslimit. Weit gereinger war das Interesse chinesischer Anleger an den in Hongkong verfügbaren Aktien. In den folgenden Tagen ließ das Interesse an beiden Handelsplätzen deutlich nach, nicht zuletzt wegen schwacher Makrodaten.

Konjunktursorgen wieder größer. Das chinesische Wirtschaftswachstum fiel im vergangenen Quartal auf ein 5-Jahres-Tief von 7,3 Prozent und auch die jüngst veröffentlichten Indikatoren deuteten darauf hin, dass sich das Konjunkturmomentum in China stärker als erwartet abkühlt und das Wachstum mit Blick auf 2015 unter 7 Prozent fallen könnte. So gab der von HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für die Industrie im November von 50,4 auf 50,0 nach und lag damit noch unter der tiefsten Prognose der von Reuters befragten Volkswirte. Dies deutet nicht auf ein Anspringen der Wachstumsdynamik hin und gleichzeitig würde eine Verlangsamung des chinesischen Wachstumstempo in Teilen auch zu den schwächelnden Ölpreisen passen.

Immobilienpreise fallen, Export robust. Darüber hinaus fielen die Häuserpreise im Oktober im Vergleich zum Vormonat in 69 von 70 Städten und verstärkten die Sorge, dass eine dauerhafte Immobilienpreisschwäche auf der Konjunktur und insbesondere auf dem Finanzsektor lasten könnte. Dieser leidet zudem unter einem sich über die letzten Quartale deutlich beschleunigendem Anstieg der notleidenden Kredite. Darin könnte auch der Grund für die zuletzt schwachen Kreditvergabedaten zu suchen sein. Die Stagnation der Importe deuten zusätzlich auf ein schwächelnde heimische Nachfrage hin. Auf der Positivseite lässt sich allerdings verbuchen, dass die Exportentwicklung nach wie vor sehr robust ist. Hinzu kommt, dass die geringeren Energiepreise auch in China perspektivisch starken konjunkturellen Rückenwind entfachen könnten.

Die People‘s Bank of China hat bereits reagiert, indem sie die Zinsen erstmals seit Juli 2012 senkte (von 6,0 auf 5,6 Prozent) und gleichzeitig ankündigte, dem Finanzsystem zusätzliche Liquidität zur Verfügung zu stellen, falls diese benötigt würde. In ihrer Erklärung betonte sie, dass sie mit diesem Schritt Finanzierungschwierigkeiten aufgrund von Kreditmangel beseitigen wolle. Gleichzeitig wies sie aber auch darauf hin, dass dieser Schritt keine Änderung der Geldpolitik darstelle. Leitzinsänderungen haben nur einen begrenzten Effekt auf die stark staatlich gelenkte chinesische Wirtschaft, sollten aber ein klares Signal an die Banken zu einer Ausweitung der Kreditvergabe senden. Gleichzeitig dürften die Staatsunternehmen damit grünes Licht für eine höhere Kreditaufnahme haben und von niedrigen Zinskosten profitieren. Die chinesischen Aktienmärkte schlossen heute daraufhin- nach einer überwiegend schwachen Handelswoche daraufhin mit einem deutlichen Anstieg.

Aktien

Börsen setzen Kursgewinne fort. Die globalen Aktienmärkte haben in der vergangenen Woche weitere Kursgewinne erzielt. Vor allem in der Eurozone waren trotz teils enttäuschender Konjunkturdaten wie beispielsweise den schwachen Einkaufsmanagerindizes steigende Notierungen zu verzeichnen. In Japan rutschte der Nikkei Index hingegen in die roten Zahlen. Die Aktien an den Börsen der Schwellenländer wurden unter anderem von Sorgen um die Nachhaltigkeit des chinesischen Wachstums belastet (siehe Thema der Woche) und schlossen in Summe ebenfalls im Minus. Angesichts der weitgehend beendeten Berichtssaison war an den großen Börsen ein eher ruhiger Handel zu beobachten.

Thyssen-Krupp zurück in den schwarzen Zahlen. Als eines der letzten großen Unternehmen aus Deutschland konnte Thyssen-Krupp die Anleger noch einmal mit guten Zahlen überraschen. Der Stahlriese, der seine Bilanz für das Geschäftsjahr 2013/14 per Ende September vorlegte, vermeldete nach drei Verlustjahren in Folge wieder einen Gewinn. Unter dem Strich erwirtschaftete der Konzern ein Plus von 210 Millionen Euro, nachdem im Vorjahr noch ein Minus von 1,4 Milliar-den Euro aufgelaufen war. Darüber hinaus sollen die Investoren eine Dividende von elf Cent je Aktie erhalten. Die Aktie reagierte mit einem raschen Anstieg von 2,5 Prozent. Für das laufende Geschäftsjahr hat das Unternehmen als Ziel einen Überschuss von 1,5 Milliarden Europa ausgegeben.

Neues gibt es einmal mehr aus dem Bereich Fusionen und Übernahmen. So haben in den USA die beiden Ölförderspezialisten Halliburton und Baker Hughes einen Zusammenschluss vereinbart. Halliburton zahlt als Nummer zwei am Markt rund 34,6 Milliarden US-Dollar für die Nummer drei im Sektor, Baker Hughes. Das bedeutet einen Aufpreis von rund 31 Prozent. Die Nachricht katapultierte die Aktie von Baker Hughes um rund 15 Prozent nach oben, wohingegen Halliburton um drei Prozent nachgab. Die Branche leidet derzeit unter der ausgeprägten Schwäche des Ölpreises. Gemeinsam erhoffen sich die beiden Unternehmen, die im vergangenen Jahr zusammen auf einen Umsatz von rund 60 Milliarden US-Dollar kamen, auf Synergien von zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr. Nummer eins der Branche bleibt trotz der Fusion der US-Förderspezialist Schlumberger.

Übernahme im Pharma-Sektor. Auch im Pharmasektor bahnt sich eine große Transaktion an. Der irische-amerikanische Konzern Actavis will für 66 Milliarden US-Dollar den kalifornischen Botox-Hersteller Allergan schlu-cken. Durch die Übernahme entsteht eines der zehn größten Pharmaunternehmen der Welt mit einem Jahresumsatz von etwa 23 Milliarden US-Dollar. Actavis hat mit der Offerte den kanadischen Konkurrenten Valeant aus dem Rennen geworfen, der weniger für Allergan zahlen wollte. An der Börse kam der Deal gut an, Allergan-Aktien kletterten in New York um gut sechs Prozent, Actavis verbesserten sich um vier Prozent. Neuigkeiten gibt es auch im deutschen Pharmabereich: Merck-Konzern hat eine Kooperation mit dem US-Unternehmen Pfizer beschlossen. Geplant ist, einen Antikörper von Merck in der Immuntherapie von Krebs weiter zu entwickeln und zu vermarkten. Sollten die festgelegten Ziele erreicht werden, winken den Darmstädtern bis zu 2,3 Milliarden Euro.

Renten

Lethargie setzt sich fort. Schuldverschreibungen aus Italien und Spanien verbuchten in der vergangenen Handelswoche minimale Kursgewinne. Papiere aus Frankreich und Deutschland gaben hingegen leicht nach. In Summe glichen sich die Bewegungen aber aus. Wollte man auf Indexebene überhaupt eine Veränderung ausmachen, dann war man schon gewzungen auf die dritte Nachkommastelle zu achten. Wie schon in der Vorwoche setzte sich also der lethargische Handel fort. Viele Anleger scheinen schon in einem „Jahresendmodus“ geschaltet zu haben.

Der Markt für Unternehmensanleihen war von einem ähnlichen Bild geprägt. Bei Industrieanleihen konnten zumindest noch einige Neuemissionen das Tagesgeschäft beleben. Nachranggige Papiere aus dem Finanzbereich waren hingegen nicht gesucht und mussten entsprechende Verluste hinnehmen. Viele Banken sehen sich gezwungen, noch in diesem Jahr Mittel aufzunehmen, um ihre Kapitalbasis zu stärken. Am Markt ist allerdings gerade ein regelrechter Käuferstreik auszumachen, da kaum noch ein Investor vor dem Jahreswechsel nennenswerte Risiken eingehen möchte.

Französischer Atomkonzern Areva gerät unter Druck. Größere Kursbewegungen sind derzeit nur bei einzelnen Namen auszumachen, bei denen es Wichtiges zu verkünden gibt. So kamen in dieser Woche Papiere von Areva unter Druck. Der französische Atomkonzern hat gleich zwei Projekte, die dem Management Bauchschmerzen bescheren dürften. Neben Verlusten in Finnland hakt es weiter an einem Pretigeprojekt in Flamanville, in der Nähe vom Ärmelkanal. Dort baut Areva einen Druckwasserreaktor. Dieser hätte eigentlich schon 2012 ans Netz gehen sollen. Die Fertigstellung soll sich nun aber bis 2017 hinziehen. Es gebe Lieferschwierigkeiten bei wichtigen Teilen und wohl auch Baumängel. Die Kosten für das Projekt haben sich inzwischen auf acht Milliarden Euro verdreifacht und sorgen nun dafür, dass womöglich der französische Steuerzahlen dem Unternehmen kräftig unter die Arme greifen muss. Die Ratingagentur Standard & Poors hat inzwischen die Bonitätsnote nach unten angepasst.

Große Nachfrage nach Anleihen von Alibaba. Gute Nachrichten kamen aus den aufstrebenden Volkswirtschaften (Emerging Markets). So stabilisierten sich die unter Druck geratenen Anleihen aus Venezuela, als China eine Erhöhung ihrer Kreditlinien zusagte. Die Kreditwürdigkeit des Landes fußt vor allem auf den hohen Energiereserven. Der Ölpreisrückgang der letzten Wochen hat aber dafür gesorgt, dass sich die Haushaltslage in Carracas zunehmend verschäft hat.

Nach dem erfolgreichen Debüt am Aktienmarkt emittierte der chinesische Handelskonzern Alibaba nun auch eine Reihe an Anleihen. Insgesamt begab die Firma sechs Schuldverschreibungen mit Laufzeiten von 3 bis 20 Jahren. Alle Emissionen lauteten auf US-Dollar. Die Nachfrage nach den Papieren war derart gewaltig, dass der Renditeaufschlag gegenüber den anfänglichen Überlegungen deutlich zurückgenommen werden konnte. Dem finalen Emissionsvolumen von acht Milliarden US-Dollar standen Zeichnungen in Höhe von 55 Milliarden US-Dollar gegenüber.

Ausblick

Am Montag werden die Umfragewerte vom ifo-Geschäftsklimaindex für November veröffentlicht. Nachdem einige der geopolitischen Risiken zuletzt etwas in den Hintergrund getreten sind und auch der ZEW-Index besser als erwartet ausfiel, könnte der Abwärtstrend zum Stehen kommen. Denkbar ist auch ein ersten Anstieg nach sechs Monaten. Donnerstag steht das langerwartete OPEC-Treffen an. Rohstoffexperten erhoffen sich hiervon Förderkürzungen, um dem anhaltenden Preisverfall Einhalt zu gebieten. Ob es dazu aber wirklich kommen wird ist unklar. In jedem Fall dürfte es mahnende Wort geben, zumindest die aktuellen Förderziele strenger einzuhalten. Schließlich fördern die OPEC-Staaten derzeit rund eine Million Barrel (157.000.000 Liter) pro Tag zuviel. Kurz vor dem Wochenende werden die jüngsten Inflationszahlen für den Euroraum bekannt gegeben. Volkswirte prognostizieren eine sehr geringe Teuerungsrate von lediglich 0,3 Prozent.

 

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