T. Rowe Price | Baltimore, 20.11.2017.
Straffung der Geldpolitik wird zentraler Ausgangspunkt bleiben. Mögliches synchrones Handeln durch Zentralbanken bietet Investmentchancen. Wie sich Anleger richtig gegen Risiken versichern können.
Die größten Risiken und Chancen werden 2018 von der gleichen Stelle ausgehen: der Straffung der Geldpolitik der Zentralbanken. Zu dieser Meinung kommt Arif Husain, Global Head of Fixed Income bei der Fondsgesellschaft T. Rowe Price. Die Federal Reserve, die Europäische Zentralbank, die Bank of England, die Bank of Canada und die Bank of China würden ihre Geldpolitik aus inländischen Gründen straffen. „Jedes Anheben der Zinsen einzelner Zentralbanken könnte möglicherweise problemlos verlaufen, wenn aber alle zusammen synchron vorgehen, könnte das Auswirkungen haben, auf die die Märkte nicht vorbereitet sind“, sagt Husain.
Doch aus Sicht des Experten würde das auch viele Chancen bieten: „Erstens, weil die Volatilität bei systematischen Risikofaktoren steigt, was im Gegenzug mehr interessante Bereiche für Investoren schafft. Und zweitens, weil es eine größere Differenzierung zur Folge haben würde, da einige Zentralbanken mit der Lockerung fortfahren dürften und andere nicht.“ Wegen der unterschiedlichen Geldpolitiken sei es gut möglich, dass sich einige Länder, denen in der Vergangenheit ein hohes Risiko bescheinigt worden war, besser für Investitionen eignen als die traditionellen Länder, die als „sicherer“ Hafen gelten.
Unter die systematischen Risiken fasst Husain große Faktoren wie Credit Spreads und Bewegungen bei Aktien, Zinsen usw. Zu den idiosynkratischen Risiken zählt der Portfoliomanager alle Faktoren, die sich in eine andere Richtung bewegen als der breite Markt. Diese Risiken würden zu ihrer eigenen Melodie tanzen. „Ich denke, dass sich die meisten Menschen einig darüber sind, dass das Gros systematischer Risikofaktoren in der Welt im Augenblick kein attraktives Risiko-/Chancen-Profil bietet, weil die Zinsen derart niedrig sind, Kredite knapp sind und die Volatilität verhalten bleibt“, sagt Husain. „Ein Weg, um hierauf zu antworten und sich anders als der breite Markt zu positionieren, besteht darin, Mittel stärker bei idiosynkratischen Risikoaktiva zu allokieren, die genügend durch ihre eigenen Geschichten getrieben werden.“
Dennoch glaubt Husain, dass es aktuell nur wenige solcher idiosynkratischen Risiken gibt. Um davon zu profitieren, sei es deshalb notwendig, konzentriertere Positionen über einen langen Zeithorizont einzunehmen und dabei mitunter nachteilige Ergebnisse zu tolerieren.
Versichern kann man sich laut Husain im Wesentlichen über zwei Wege: Entweder sei man untergewichtet oder man betreibe Leerverkauf von eher renditestarken Papieren, was einem die Opportunitätskosten schenke. Alternativ könne man hierzu auch direkt in Optionen investieren. „Beide Arten der Versicherung sind aktuell günstiger, als sie es jemals waren“, so der Experte. Das liege im ersten Fall daran, dass die Gewinne so niedrig seien, dass sich geringe Opportunitätskosten böten, sie nicht zu besitzen. Im zweiten Fall habe es damit zu tun, dass die implizite Volatilität niedrig sei, was die Kosten für Optionen reduziere.
Davon abgesehen, dass sie so günstig seien, bleibe dennoch fraglich, ob Versicherungen in den vergangenen Jahren einen guten Wert für ihren Preis geboten hätten. „Zuletzt haben sich die Märkte nicht ausreichend stark bewegt, als schlechte Dinge passiert sind, um von einer Versicherung zu profitieren“, sagt Husain. „Als beispielsweise Nordkorea eine Rakete über Japan geschossen hat, reagierte der Markt unbekümmert; als das Vereinigte Königreich dafür stimmte, die EU zu verlassen, war die Reaktion eine stärkere, hat aber nur etwa fünf Tage angehalten. Wir müssen damit umgehen, wie die Märkte tatsächlich reagieren, nicht damit, wie wir meinen, dass sie reagieren sollten.“
Für das kommende Jahr ist die entscheidende Frage Husain zufolge, ob die Märkte weiterhin unbekümmert bleiben werden oder ob es exogene Risikoereignisse am Horizont gibt, die bedeuten, dass sie keine andere Möglichkeit haben, als zu reagieren. „Wir denken, dass es Risiken gibt, die eine gewisse Form an Versicherung benötigen, hauptsächlich die Zinsstraffungen der Zentralbanken und die Situation in Nordkorea“, so der Portfoliomanager.
„Die fundamentalen Dinge, die Kunden möchten, bleiben die gleichen: Ertrag, Schutz gegen Abwärtsbewegungen und Diversifikation“, betont Husain. „Ich glaube nicht, dass sich das jemals ändern wird.“ Dennoch sei auch klar, dass die üblichen Ertrags- und Schutzquellen nicht so gut funktionierten, wie sie es in der Vergangenheit getan hätten – die Zinsen seien so gering, dass US-Bundesanleihen nicht länger den gleichen Schutz wie früher böten, während traditionelle Ertragsprodukte für weniger Ertrag sorgen würden. „Das bedeutet, dass wir an unterschiedlichen Orten nach diesen Qualitäten Ausschau halten müssen“, so Husain. „Gleichzeitig spezifizieren Kunden das Niveau an Schutz und Ertrag, das sie voraussetzen, immer stärker. Zusammen schaffen diese beiden Entwicklungen die Notwendigkeit einer größeren Produktvielfalt, die auf die besonderen Bedürfnisse der Kunden eingeht, indem in eine größere Bandbreite an Anlagen investiert wird.“
Hinsichtlich der Frage, ob uns die letzte Finanzkrise womöglich besser auf die nächste vorbereitet hat, ist Husain zwiegespalten. Dagegen spreche, dass die nächste Krise fundamental anders sein werde. „Die Welt arbeitet daran, die Kreditprobleme zu beheben, die für die vorherige Krise verantwortlich waren“, meint der Experte. „Eine Folge davon ist aber, dass die Aufmerksamkeit von den möglichen Ursachen einer kommenden Krise weggeführt hat. Deshalb könnten wir in dieser Hinsicht unzureichend vorbereitet sein.“
Für eine verbesserte Vorbereitung spreche, dass die Erfahrung der letzten Krise die Welt stärker psychologisch gerüstet habe, mit der nächsten umzugehen. „In ihrer Antwort auf die letzte Krise haben die Regulierungsbehörden so viele Regeln gebrochen und so viele neue Dinge ausprobiert, dass sie einen legislativen Rubikon überschritten haben – sie haben einen Punkt hinter sich gelassen, an dem sie sagen würden: ‚Es gibt keinen Weg, das zu machen‘“, so Husain. „Wenn die nächste Krise kommt, haben die Behörden nicht direkt die passenden Werkzeuge zur Verfügung, aber sie werden psychologisch vorbereitet sein, schneller angemessen zu handeln.“
Über T. Rowe Price: T. Rowe Price ist eine globale Investmentgesellschaft mit EUR 823,7 Milliarden Euro Assets under Management (Stand: 31. Oktober 2017). Das 1937 von Thomas Rowe Price jr. gegründete Unternehmen hat seinen Sitz in Baltimore (USA) und ist mit eigenen Büros in den USA und Kanada, EMEA und Asien präsent. Diversifizierung, Stiltreue und ein fundiertes Research zeichnet den disziplinierten und risikokontrollierten Investmentansatz von T. Rowe Price aus. Kunden aus Deutschland bietet T. Rowe Price insbesondere Aktien- und Fixed-Income-Lösungen. Für weitere Informationen besuchen Sie www.troweprice.com