T. Rowe Price | Baltimore, 23.04.2019.
Weder eine Rezession noch eine Erholung erscheint kurzfristig realistisch. Das Wachstum wird sich noch mindestens sechs Monate verlangsamen. Schwellenländer bieten attraktive Opportunitäten.
Zuletzt mehre sich nervöses Gerede, ob der Konjunkturzyklus bereits weit fortgeschritten sei und ob somit eine weltweite Rezession drohe. Nikolaj Schmidt, Chief International Economist bei T. Rowe Price, hat sich ebenfalls mit dieser Frage beschäftigt. „Weder sind eine zeitnahe Rezession noch eine baldige Erholung wahrscheinlich. Vermutlich werden die kommenden sechs Monate ein geringes Wachstum verzeichnen. Erst danach ist eine wirtschaftliche Entspannung denkbar.“
Drei Faktoren verantworten den Wachstumsrückgang
Seit ungefähr einem Jahr sinke das globale Wachstum. Verantwortlich dafür seien hauptsächlich drei Faktoren. Zum einen sei China deutlich gegen die Verschuldung vorgegangen, was sich direkt auf das Kreditwachstum ausgewirkt habe. Wenn das Kreditwachstum in China nachlasse, verringere sich wiederum das weltweite Wachstum. Einen weiteren Faktor sieht der Experte in weltweiten politischen Unsicherheiten – beispielsweise dem Anstieg von Populismus oder Handelskonflikten. „Müssen Unternehmen entscheiden, ob sie eine Milliarde Dollar investieren, wissen sie gerne in welchem Umfeld sie sich bewegen. Im Zweifelsfall warten sie ab und das verlangsamt das Wachstum“, sagt Schmidt. Der dritte zentrale Faktor sei die restriktive Geldpolitik der Vereinigten Staaten. Ein starker Dollar führe zu Kapitalbewegungen von der Peripherie ins Zentrum und das sei nie gut für das globale Bruttosozialprodukt.
Diese Gründe für das langsamere Wachstum seien nach wie vor vorherrschend. Schmidt gehe deshalb davon aus, dass der Rückgang für mindestens sechs weitere Monate Bestand habe. Zeitgleich würden die Finanzbehörden jedoch Schritte einleiten, um sich gegen diese Entwicklungen zur Wehr zu setzen. Im Ergebnis gehe der Experte daher ebenfalls nicht von einer drohenden Rezession aus.
Die Boten eines Abschwungs sind nicht erkennbar
Für gewöhnlich würden Rezessionen durch markante makroökonomische Ungleichgewichte, wie beispielsweise Konsum- oder Investmentsprünge, angekündigt. Die Folge seien hohe Leistungsbilanzdefizite, Verschuldung und teilweise stark steigende Immobilienpreise. „Die Capex- und Konsumanstiege waren in den letzten Jahren jedoch in keinem Ausmaß, dass solch markante Ungleichgewichte entstehen würden, die dann zu einer Rezession führen“, analysiert Schmidt. „Zwar ist die Unternehmensverschuldung in Amerika hoch und der Lohndruck steigt – und das mag auch die Ursache für eine kommende Rezession sein – noch ist das Ausmaß aber nicht so hoch.“
Auf dieser Grundlage sei eine Erholung im späteren Verlauf dieses Jahres oder Anfang kommenden Jahres wahrscheinlicher. Es sei möglich, dass die FED mit kleineren finanziellen Lockerungen auf den Wachstumsrückgang reagiere und so die Erholung antreibe. Von Seiten der EZB sei zeitnah ebenfalls kein steigendes Zinsniveau zu erwarten. Und auch wenn China in den vergangenen Jahren makroökonomische Ungleichgewichte zugelassen habe, geht der Experte davon aus, dass das Land noch über genügend Hebel verfüge, um die Wirtschaft entsprechend anzutreiben. Durch die Entschuldungsstrategie der vergangenen 18 Monate habe sich die Wirkung dieser Hebel sogar wieder verstärkt.
Weltweit expansive Geldpolitiken und die weiteren, bevorstehenden Lockerungen der drei wirtschaftlich bedeutsamsten Regionen sollten ausreichen, um eine Erholung zu unterstützen. Weiteren Antrieb würde die Entwicklung durch Entspannungen im Handelsstreit zwischen China und den USA erhalten.
Schwellenländer bieten Investmentchancen
Bis zum Eintreten der Erholung halte das langsame Wachstum die Aktien gedämpft. Trotz konstant niedriger Zinsen gäbe es dennoch reizvolle Opportunitäten bei Anleihen von Ländern mit Zinssenkungspotenzial – beispielsweise Südafrika, Mexiko oder Russland. „Auch Brasilien hat ein beträchtliches Wachstumspotenzial, ohne dabei Inflation zu erzeugen“, sagt Schmidt.
Auch Währungen von Emerging Markets böten attraktive Gelegenheiten. Insbesondere träfe dies auf jene Währungen Lateinamerikas zu, die vom ansteigenden Metallmarkt profitierten. „Starke Carry-Potenziale bestehen bei günstigen Währungen aus wirtschaftlich angeschlagenen Ländern wie der Türkei oder Argentinien – auch wenn in der Inflation natürlich ein Risikofaktor für sie liegt“, ergänzt der Experte von T. Rowe Price.
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Über T. Rowe Price
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