Wir erwarten ein höheres Nominal-wachstum und eine ausgewogenere Wirtschaftspolitik.
Folge: steigende Anleiherenditen und Umschichtung in zyklische Sektoren.
• 2017 wird im Zeichen politischer Ungewissheit stehen. Doch das bedeutet auch vielfältige Chancen.
• Der Reflation-Trade sollte anhalten. Das gilt auch für die Umschichtung in zyklische Sektoren an den Aktienmärkten.
• Konjunkturmaßnahmen und steigende Inflationsserwartungen stützen Aufwärtstrend bei globalen Anleiherenditen.
• Bei Aktien setzen wir auf Finanzwerte und Grundstoffe. Regional favorisieren wir Japan. Auch Hochzinsanleihen punkten.
Ausblick 2017: Das Jahr der Reflation
Zentrale Punkte
• Die Märkte dürften eine politische Risikoprämie einpreisen. Grund: politische Unwägbarkeiten durch anstehende Wahlen in Europa, die
politische Wirklichkeit der Regierung Trump und den Beginn der Brexit-Verhandlungen.
• Politische Ungewissheit wirkt sich meist dann negativ auf die Märkte aus, wenn sie mit konjunktureller Abkühlung einhergeht. Momentan
ist es aber so, dass sich die Konjunkturdynamik seit dem 2. Quartal dieses Jahres verbessert hat.
• Für die entwickelten Märkte (developed markets, „DM“) erwarten wir einen Anstieg der nominalen BIP-Zuwachsrate von aktuell 2,1 % auf
3,3 % in 2017. Der infolge der Konjunkturmaßnahmen stärker reflationäre Ausblick für die DM deutet ebenfalls auf höheres Wachstum hin.
• Andererseits gefährden Kapitalabflüsse infolge höherer Anleiherenditen in den DM, eines stärkeren US-Dollar und einer potenziell
protektionistisch ausgerichteten Politik in den USA die zaghafte Erholung an den Emerging Markets (EM). Für nächstes Jahr erwarten wir
keine Zuwachsraten in den EM.
• Das Thema Reflation (Stichwort: steigende Aktienkurse) dürfte anhalten. Grund: ausgewogenere Wirtschaftspolitik, höhere Anleihe-
renditen und steilere Renditekurven, verbesserte Gewinnlage und steigende Preise für Erdöl und konjunkturabhängige Rohstoffe.
• Vor allem drei Faktoren dürften 2017 als Wachstumstreiber fungieren: Ölpreis, Anleiherenditen und Devisenmärkte. Der Energiesektor
wird das Gewinnwachstum weltweit stärken, höhere Anleiherenditen begünstigen die Umschichtung in zyklische Sektoren und die
Dollarstärke freut Unternehmen außerhalb der USA.
• Zyklische Sektoren dürften auch weiterhin defensive Renditesektoren übertreffen, u a. wegen der o.g. Rahmenfaktoren und geänderter
Anlegerpositionierung. Wir setzen auf die Sektoren Finanz und Grundstoffe. Regional bevorzugen wir japanische Aktien.
• Bei DM-Staatsanleihen dürften wir die Talsohle bereits hinter uns haben. Fiskalpolitische Maßnahmen ergänzen nun die Geldpolitik, die
Wirtschaftsleistung steigt und die Fed normalisiert ihre Zinspolitik. In Deutschland bzw. der Eurozone dürfte es bei niedrigen
Anleiherenditen bleiben.
• Hochverzinsliche sind unser präferiertes Spread-Produkt. Hier wirken sich die freundlicheren Makro- und Gewinndaten sowie die
voraussichtlichen Verbesserungen bei zyklischen Rohstoffen günstig aus. Die Anleihekäufe der Notenbanken dürften sich hier nun
bemerkbar machen, denn bei Investment Grade sowie Staatsanleihen ist bereits eine gewisse Sättigung erreicht.
Gesamtwirtschaftlicher Ausblick
• Politische Unwägbarkeiten werden auch hier entscheidend sein
• Weltweit tendiert die Konjunkturdynamik moderat aufwärts
• Weitere Aussichten für die USA hängen von Trumps künftiger Wirtschaftspolitik ab
• Europäische Politiker müssen sich Wählersorgen stellen
• Protektionismus in den USA könnte EM-Erholung belasten
Weltwirtschaft: politische Unwägbarkeiten
Die Finanzmärkte werden 2017 im Zeichen politischer Ungewissheit stehen, doch das muss die Realwirtschaft nicht unbedingt belasten. Tatsächlich zeichnet sich bereits eine leichte Beschleunigung der globalen Wachstumsdynamik ab. Die durch die Öl- und Rohstoffpreisentwicklung sowie Devisentrends (Stichwort: Dollarstärke) ausgelöste Disinflation geht allmählich zurück. Das hat zur Stabilisierung der Finanzmärkte beigetragen, die zudem von einer weitaus entgegenkommenderen Fed profitierten. Auch die belastende Wirkung dieser Faktoren auf das Gewinnwachstum lässt nach. Zugleich sind steigende Nachfrage weltweit und stabile bis höhere Ölpreise günstig.
In den kommenden Monaten werden wir hoffentlich ein klareres Bild davon haben, wie Donald Trump seine wirtschaftspolitischen Pläne konkret umsetzen will. Nicht zuletzt wird nächstes Jahr in Holland, Frankreich und Deutschland gewählt. Im März nächsten Jahres will die britische Regierung ihren Austrittsantrag nach Art. 50 stellen. Darüber hinaus werden die Märkte auch weiterhin über die weitere geldpolitische Gangart der vier großen Zentralbanken – Federal Reserve, EZB, Bank of England und Bank of Japan – spekulieren. Was also die weiteren Aussichten betrifft, gilt „Genaues weiß man nicht“.
Die Märkte könnten daher eine politische Risikoprämie einpreisen, wenn sich auch inzwischen ein recht positiver Trend bei den Rahmendaten abzeichnet. In den letzten Quartalen sind dank festerer Arbeitsmärkte und höherer Zuversicht weltweit die Konsumausgaben gestiegen. Zugleich entspannt sich mit den besseren Gewinnaussichten auch das Geschäftsklima, wie sich u. a. von der breit aufgestellten Verbesserung der PMI-Daten ablesen lässt. Höheres Gewinnwachstum und gestiegene Zuversicht dürften zusammen mit höheren Rohstoffpreisen für eine moderate Verbesserung bei den Investitionsausgaben weltweit sorgen. Auch hier ist die Datenlage recht erfreulich und letztlich mag just die höhere Investitionsbereitschaft den Ausschlag geben. Eine bessere Gewinnlage, Entspannung an den Kreditmärkten und ein freundlicheres Geschäftsklima dürften dafür sorgen, dass die Investitionsausgaben nunmehr einen moderat positiven – statt einen negativen – Beitrag zum BIP-Wachstum leisten.
Aussichten für die USA hängen von Trumps Politik ab
Die Konjunkturaussichten für die USA hängen weitgehend von Trumps konkreter Wirtschaftspolitik ab. Dabei kommt es vor allem auf die Balance zwischen volkswirtschaftlichen und Außenhandelsmaßnahmen an.