Die EZB liefert. Ein Kommentar von Stefan Isaacs, Stellvertretender Leiter des Retail Fixed Interest Teams bei M&G Investments.
Die EZB hat heute ein erneutes Anreizprogramm beschlossen, das über die Erwartungen des Marktes hinausgeht. Damit hat sie Anleihen und die Währung unter Druck gesetzt sowie risikoreichen Anlagen und Inflationserwartungen Anschub gegeben. Damit hat die Notenbank anscheinend den Spagat geschafft, einerseits das ohnehin geschwächte Bankensystem nicht zusätzlich zu belasten und andererseits die Gesamtwirtschaft weiter zu unterstützen. Die EZB setzte die Einlagenfazilität auf einen Bereich von 0,1 bis -0,4 Prozent fest, reduzierte den Hauptfinanzierungszins um fünf Basispunkte auf null Prozent und die Spitzenrefinanzierungssatz um fünf Basispunkte auf 0,25 Prozent.
Die größere Überraschung ist die Ankündigung, das Anleihekaufprogramm um 20 Milliarden Euro pro Monat auf 80 Milliarden Euro auszuweiten und insbesondere auch den Ankauf von Unternehmensanleihen mit Investmentgrade-Status zu erlauben, die von Unternehmen außerhalb des Finanzsektors im Euroraum begeben werden. Dieser Schritt kommt unerwartet: Dagegen standen die politischen Empfindsamkeiten, die vorausgegangenen Meinungsverschiedenheiten zwischen Falken und Tauben im Rat und die Diskussion darüber, ob der Ankauf von Staatsanleihen überhaupt rechtmäßig ist. Wie zu erwarten haben die Anleihemärkte auf die Nachricht positiv reagiert, und die Credit-Spreads haben sich verengt.
Schließlich will die EZB vier neue und sehr umfassende langfristige Refinanzierungsprojekte mit einer Laufzeit von vier Jahren auflegen.
Indem sie mehr liefert als erwartet, dürfte die EZB das Vertrauen des Marktes stärken, die Kreditvergabe unterstützen und die Inflationserwartungen erhöhen. Mario Draghi wird es zwar nicht öffentlich zugeben, aber die EZB dürfte sich sehr wohl im Klaren darüber sein, dass sie ihr Arsenal zur Unterstützung der Wirtschaft weitgehend ausgereizt hat. Ohne Strukturreformen und finanzpolitische Maßnahmen wird es nicht gehen.
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