Bellevue | Küsnacht, 08.05.2017.
Asien: Von Oldies zu Goldies. “Das Auftaktquartal 2017 stand im Zeichen der Übernahme der US-Präsidentschaft durch Donald Trump. Nach der Rücknahme der Abstimmung zur Abschaffung von Obamacare steht die Steuerreform im Fokus. Diese könnte US-Gesundheitsfirmen zusätzlichen Auftrieb verleihen. Spätestens die Fachkonferenzen im Sommer sollten dann wieder die Fundamentaldaten in den Vordergrund rücken, weshalb wir für die US-Gesundheitsmärkte optimistisch gestimmt sind. Generell steht für uns jedoch der globale Kontext im Mittelpunkt. Verglichen mit den USA leben zehnmal so viele Einwohner in China, Indien und Indonesien und jedes Jahr entspricht der Nettozuwachs dieser Länder der gesamten Bevölkerung Skandinaviens. Da die Überalterung auch in den asiatischen Ländern stark voranschreitet, haben wir diese Thematik als Schwerpunkt für diesen Healthcare Observer gewählt.” Dr. Cyrill Zimmermann, Head Healthcare Funds & Mandates
Effiziente Patientenbehandlung, preisgünstige Medikamente: Die Gesundheitssysteme in Asien müssen sich auf die zunehmende Alterung der Bevölkerung einstellen – und eröffnen aus Anlegersicht neue Wachstumschancen. Die Erdbevölkerung steht an ihrem demografischen Wendepunkt. Im Jahr 2020 wird der globale Anteil der Rentner erstmals den der unter 5-jährigen Kleinkinder übertreffen. Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) gehen davon aus, dass sich bis 2050 die Anzahl der über 60-Jährigen auf 2 Milliarden verdreifachen wird. Allein in China wird es dann 500 Millionen ältere Personen geben. So verzehnfacht sich in diesem Zeitabschnitt die Zahl der Centenarians in China auf über 200 000 – gegen Ende des Jahrhunderts werden es wohl 1.7 Millionen über hundertjährige Chinesen sein.
Gesundheitsversorgung in der demografischen Falle
Weil der demografische Schwund einen Rückgang der Personen im erwerbstätigen Alter zur Folge hat, wird er sich auf die künftige Wirtschaftsleistung auswirken. Nach einer Studie von McKinsey wird sich das durchschnittliche jährliche Wachstum des Bruttoinlandsprodukts alleine in China von 7.5% im Zeitraum der letzten 50 Jahre für die nächsten 50 Jahre auf 5.3% verlangsamen. Noch drastischer wird demnach der Einbruch in Brasilien und Mexiko, den beiden bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Ländern, ausfallen: Dort soll das Wachstum von 4% beziehungsweise 3.7% auf 1.6% und 1.3% schrumpfen.
Auf den asiatisch-pazifischen Raum, wo bereits etwa die Hälfte aller Senioren zu Hause ist, kommen global die grössten Herausforderungen zu. Zum einen wird die Zahl der an chronischen Alterserkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Arthritis oder Herz-Kreislauf-Beschwerden leidenden Personen rapide zunehmen. Diese Patienten gilt es mit Medikamenten zu versorgen, ohne die damit verbundenen Kosten aus den Augen zu verlieren. Zum anderen müssen staatliche Gesundheitssysteme wie auch Versicherungen und Krankenkassen neue Lösungen für die medizinische Versorgung in Hospitälern und ambulanten Zentren entwickeln.
Neue Ansätze in der Gesundheitspolitik
Mit einem Anteil der über 65-Jährigen von mehr als 25% an der Gesamtbevölkerung nimmt Japan eine Vorreiterrolle im alternden Asien ein. Neben der medizinischen Versorgung liegt das Hauptaugenmerk der Gesundheitsversorgung auf seniorenfreundlich gestalteten Wohnungen und unterstützender häuslicher Betreuung etwa durch Heimroboter. Der Stadtstaat Singapur entwickelt Programme für die bessere ambulante Versorgung von Senioren in ihrem sozialen Umfeld. Die aktuell grösste Herausforderung für China besteht aktuell darin, eine in urbanen Zentren und ländlichen Gebieten gleichermassen effiziente Versorgung sicherzustellen. Der flächendeckende Ausbau von lokalen Behandlungszentren spielt hier eine wichtige Rolle, aber auch der Einsatz der Telemedizin über das Internet. Darüber hinaus wird die Präventivmedizin gefördert, um etwa über Bluttests Frühdiagnosen für neue „Volkskrankheiten“ treffen zu können. Zugleich hat die chinesische Regierung einen Entwurf für die neue nationale Rückvergütungsliste vorgelegt. Darin hat sie sich zum Ziel gesetzt, bevorzugt neue Heilmittel zu fördern, die in Krankheitsfeldern mit einem hohen ungedeckten medizinischen Bedarf angesiedelt sind.
Breit gestreute Investmentchancen
Für Investoren eröffnen diese Entwicklungen ein weites Feld an Opportunitäten. Anlagechancen bieten sich gleichermassen bei Medikamentenentwicklern wie auch in der Medizintechnik, der Informationstechnologie und den Klinikdienstleistern. Angesichts der wachsenden Zahl an Selbstzahlern aus der Mittelschicht erwarten wir für den Generikasektor Wachstumsraten zwischen acht und zehn Prozent. Zwar geben hier noch internationale Player den Ton an. Allerdings gelingt es lokalen Anbietern vermehrt, ihre Position in einzelnen Nischen auszubauen. Dazu zählen der Biosimilarspezialist Samsung Biologics in Südkorea, der Insulinhersteller Tonghua Dongbao in China und der Arzneimittelkonzern Kalbe Farma aus Indonesien. Samsung Biologics hat seit der Börsenpremiere im November 2016 eine starke Kursperformance hingelegt. Der gleichnamige Elektronikund Chipkonzern hat seit 2011 seine biopharmazeutische Einheit ausgebaut, die mit ihren Kapazitäten auch die Auftragsproduktion von biopharmazeutischen Substanzen in grossen Volumina für Pharmakonzerne wie Roche oder AbbVie übernimmt. Der Neuling hat sich ein ambitioniertes Ziel gesteckt, indem er zum global führenden Hersteller von biotechnologischen Produkten avancieren will. Medy-Tox bedient als Südkoreas grösster Botoxhersteller zusammen mit Allergan auf seinem Heimatmarkt die rasant wachsende Nachfrage nach Produkten für die kosmetische Pflege sowie medizinischen Anwendungen. Tonghua Dongbao wiederum ist Chinas grösster heimischer Insulinproduzent und hat sich dabei als Komplettanbieter von der Diagnose bis zur Langzeitbehandlung aufgestellt. Angesichts von mittlerweile rund 100 Millionen Diabetespatienten in China erwarten Branchenexperten, dass die Firma in den nächsten fünf Jahren ein jährliches Gewinnwachstum von 20% erzielt.
Klinikdienstleister können sich als Anbieter von neuen Modellen für die stationäre und ambulante Behandlung profilieren. IHH Healthcare aus Singapur ist hier in China, Indien und der Türkei, vor allem aber auf dem Heimatmarkt und im Nachbarland Malaysia mit eigenen Niederlassungen präsent. Bangkok Dusit Hospital dominiert den privaten Gesundheitsmarkt in Thailand und ist dabei, nach Kambodscha und Myanmar zu expandieren. Wie in den westlichen Industriestaaten verzeichnet auch in Asiens Gesundheitsversorgung der elektronische Datenverkehr zwischen ambulanten Arztpraxen und Kliniken ein rasantes Wachstum. M3 aus Japan ist hier das führende Internetportal für japanische Ärzte mit einer Abdeckung von 80%. Aber auch international ist das Unternehmen mit einer Reichweite von über 4 Millionen Ärzten sehr breit abgestützt und die stete Verfügbarkeit von Beratungsleistungen rund um die Uhr wird sehr geschätzt. Dazu informieren in der Auftragsforschung tätige Firmen auf Plattformen über ihre Services und die Firma bietet in Japan Rekrutierungsdienste für Ärzte und Pflegepersonal an.
In der Anlagestrategie unserer Portfolioteams für die Fondsprodukte BB Adamant Asia Pacific Health und BB Adamant Global Generics spiegeln sich diese Zukunftstrends in den Schwellenländern und hier insbesondere in Asien wider. Die Hersteller von Medikamenten nehmen dabei im Hinblick auf die prozentuale Gesamtgewichtung die mit Abstand grössten Positionen ein.