Bellevue | Küsnacht, 19.12.2016.
Zahlreiche Produktzulassungen in Krankheitsfeldern mit hohem medizinischem Bedarf sind die treibende Kraft für ein beschleunigtes Wachstum im Biotechsektor. Immer stärker in den Vordergrund rücken dabei neue Therapieansätze gegen Nervenerkrankungen.
Die Biotechbranche setzt in zahlreichen Krankheitsfeldern mit hohem medizinischem Bedarf Akzente mit neuen innovativen Therapien. Dazu zählt auch das weite Terrain an Erkrankungen des Zentralen Nervensystems, kurz ZNS.
Grosse Chancen, hohes Risiko
Bedingt durch das häufig mangelnde Verständnis der Krankheitsauslöser gibt es in kaum einem anderen Gebiet der Arzneimittelentwicklung mehr klinische Fehlschläge als im ZNS-Bereich. Dieses hohe Risiko zeigt sich etwa darin, dass Substanzen in frühen klinischen Studien erfolgsversprechende Ergebnisse liefern, um dann inzulassungsrelevanten grösseren Studien keine Wirkung zu zeigen.
Neue Therapien vor dem Durchbruch
Zugleich nehmen mit der Zahl der vielversprechenden klinischen Ansätze die Opportunitäten für Investments zu.
Auf der Suche nach neuen Beteiligungen hält das Team von BB Biotech hier Ausschau in den Krankheitsfeldern Depression, Schizophrenie, Migräne, Alzheimer und auch Multiple Sklerose (MS). Von Erfolg gekrönt war hier die Investition in die US-Firma Receptos, die einen neuen Behandlungsansatz gegen MS verfolgt und von Celgenefür USD 7.2 Mrd übernommen wurde.
Sehr aussichtsreich ist auch ein neuer Ansatz zur Behandlung von chronischer Migräne. Unter den vier Firmen, deren Antikörper sich in der klinischen Endphase befinden und bei positivem Ausgang bis 2018 den Markteintritt schaffen sollten, zählt mit Alder Biopharma eine neuere Beteiligung von BB Biotech.
Newcomer mit neuen Therapieansätzen
Die Biotechfirma Intra-Cellular Therapeutics zielt mit ihrer Technologie auf die Wirkung der verschiedenen Neurotransmittersysteme, also auf die Signalübertragung zwischen Milliarden von Nervenzellen. Am weitesten fortgeschritten ist ITI-007 in der klinischen Endphase III zur Behandlung von Schizophrenie Sage Therapeutics testet zur Zeit zwei klinische Substanzen in fünf Krankheitsfeldern, vier weitere Wirkstoffe befinden sich im präklinischen Stadium. Dem Präparat SAGE-217 gegen Wochenbettdrepressionen, von 15 Prozent aller gebärenden Frauen, mehr als 500 000 alleine in den USA, betroffen sind, wurde von der FDA der Breakthrough Status verliehen.
Mit SAGE-547 adressiert das Unternehmen rund 400 000 Betroffene pro Jahr in der Indikation supra-refraktärer Epilepsie. Branchenexperten beziffern die jährlichen Behandlungskosten pro Patient für ein neues Mittel in dieser Indikation auf 25 000 bis 75000 US-Dollar.
Bei den Alzheimer-Therapien bleibt BB Biotech in der deutschen Firma Probiodrug investiert, die 2017 erste Daten einer Wirksamkeitsstudie in Phase II veröffentlichen sollte. Diese sind wegweisend, wie weitere Studien aufgebaut werden und ob eine Partnerschaft gefunden wird.