Pressemitteilung Allianz Global Investors: Steigende Risikobereitschaft, aber schwindende Dynamik

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 18.03.2016.

Aufgrund der besseren makroökonomischen Daten aus den USA hat sich die Stimmung an den Märkten in den vergangenen Wochen wieder aufgehellt, und die Furcht vor einer Rezession ist abgeklungen. Allerdings hat sich diese Dynamik in den vergangenen Tagen wieder abgeschwächt, denn für einige Anleger ist die Weltwirtschaft wieder stärker in den Mittelpunkt gerückt – und auf der globalen Ebene lahmt das Wachstum weiterhin. In den USA entsprach die Entscheidung des Offenmarktausschusses weitgehend den Markterwartungen.

Vor der Sitzung maß der Markt einer Zinsanhebung der Federal Reserve (Fed) im Juni eine Wahrschein-lichkeit von 54% bei und hielt einen Zinsschritt im März für recht unwahrscheinlich. Die makroökonomischen Daten für die USA haben sich zwar seit Mitte Februar merklich verbessert, aber das Lohnwachstum und die Einzelhandelsumsätze lagen zuletzt unter den Markterwartungen.Dies könnte die Fed dazu veranlasst haben, den Leitzins zunächst nicht weiter anzuheben. Knapp zwei Drittel der US-Unternehmen, die bisher ihre Zahlen für das vierte Quartal veröffentlicht haben, haben die Erwartungen der Anleger übertroffen. Aber das Gewinnwachstum war mit -7% gegenüber dem Vorjahr schwach. Und auch, wenn man den Energiesektor außer Acht lässt, belief sich das Gewinnwachstum nur auf -1%. Mit -7% bleibt der Gewinnausblick für das erste Quartal 2016 eben-falls schwach. Die Marktvolatilität könnte sich erhöhen, wenn die Anle-ger den Unternehmensgewinnen mehr Bedeutung beimessen.

„Das Lohnwachstum und die Einzelhandelsumsätze lagen zuletzt unter den Markterwartungen. Dies könnte u.a. die Fed dazu veranlasst haben, den Leitzins zunächst nicht weiter anzuheben.“

In Europa legten die Aktienkurse nach einer zunächst uneinheitlichen Reaktion auf die Impulse der Europäischen Zentralbank (EZB) zu Be-ginn der Woche zu. Letztendlich gefielen die von EZB-Präsident Draghi angekündigten Maßnahmen den Anlegern doch, da so deutlich wurde, dass die Zentralbanken durchaus noch über weitere geldpolitische Instrumente verfügen und dass die Margen der Banken aufgrund zusätz-licher Lockerungsmaßnahmen nicht unbedingt unter Druck geraten.

Auf der Mikroebene haben auch die europäischen Unternehmen mit der Veröffentlichung ihrer Gewinnzahlen für das vierte Quartal begon-nen. Ähnlich wie in den USA fielen die Gewinne im vierten Quartal schwach aus. Bisher liegt das Gewinnwachstum insgesamt bei -8%; lässt man den Energiesektor außer Acht, ist es unverändert. Das Umsatz-wachstum beläuft sich auf -2% bzw. +4%, wenn man den Energiesektor ausschließt.

In Asien stand China im Zentrum der Aufmerksamkeit, denn bei der jährlichen Tagung des Nationalen Volkskongresses wurden die wirt-schaftspolitischen Zielwerte bekanntgegeben. Angestrebt wird ein BIP-Wachstum von 6,5 – 7% (2015: 7%), ein Anstieg der Anlageinvestitionen um 10,5% (2015: 11%) und eine Ausweitung des Haushaltsdefizits der Zentralregierung auf 3% (2015: 2,3%). Im Vergleich zu früheren Ankün-digungen soll eine expansivere Politik verfolgt werden. Unseres Erach-tens werden die Wirtschaftsdaten aus China weiterhin relativ ungünstig ausfallen. Im Zuge der Umstellung der chinesischen Wirtschaft von einem auf Investitionen und Exporte gestützten Modell auf ein stärker von der Binnennachfrage und dem Dienstleistungssektor getragenes Wachstum sind niedrigere Wachstumsraten unvermeidlich. Allerdings dürfte die Konjunkturverlangsamung durch fiskalpolitische Impulse und eine Lockerung der Geldpolitik gedrosselt werden. Ähnlich wie in den USA und Europa fiel das Gewinnwachstum in Asien (ohne Japan) im vierten Quartal mit -8% schwach aus; bisher haben 64% der Unterneh-men (gemessen an der Marktkapitalisierung) ihre Zahlen veröffentlicht.

In der kommenden Woche werden Anleger in US-Aktien vor allem auf die Daten aus dem Immobiliensektor und zur Industrieproduktion achten, die aufzeigen werden, wie solide diese beiden wichtigen Säulen der US-Wirtschaft sind. Die Anleger rechnen mit einem leichten Rück-gang der Verkäufe bestehender Häuser von 5,47 Millionen (Januar) auf 5,34 Millionen (Februar). Die Auftragseingänge für dauerhafte Ge-brauchsgüter dürften nach einem Anstieg um 4,7% (Januar) im Februar um 2,5% zurückgegangen sein. In Europa werden die Anleger vor allem auf die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor achten, die Aufschluss darüber geben werden, ob sich die bisherige Erholung längerfristig fortsetzt. Am kommenden Freitag wird Japan seine Inflationsdaten für Februar bekanntgeben, so dass sich zeigen wird, ob die Negativzinspolitik die Inflation tatsächlich ankurbelt.

Angesichts der geldpolitischen Maßnahmen der Zentralbanken rund um die Welt ist eine globale Rezession zwar kurzfristig unwahrscheinli-cher geworden, aber es stellt sich die Frage, ob geldpolitische Lockerun-gen allein – ohne Unterstützung durch die Unternehmensgewinne – ausreichen, um die derzeitige Rallye fortzuschreiben.

Charles Ma ,Client Investment, Strategist Greater China & South East Asia Retail Distribution
Herzliche Grüße und ein schönes Wochenende.

Daniela Neumann ,Silvia Schäfer ,Chantal zu Ysenburg

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