Pressemitteilung Allianz Global Investors: „Immer im Kreis…“

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 29.01.2016.

Einmal im Jahr treffen wir uns mit Kunden zum Mittagessen – so auch in der vergangenen Woche. Bei dieser Veranstaltung fragte einer unserer Kunden, warum sich der Markt im Kreis drehe. Seiner Auffassung nach sei der sinkende Ölpreis auf ein langsameres Wachstum der Weltwirtschaft zurückzuführen, was wiederum den Ausblick für die Unternehmen dämpfe. Dadurch weiteten sich die Credit Spreads aus und die Anleger flüchteten sich in sichere Vermögenswerte wie z.B. US-Treasuries, was zu einer Aufwertung des Dollar führe. Der stärkere Dollar setze den Ölpreis weiter unter Druck, so dass sich der Zyklus wiederhole.

Wir räumten ein, dass derzeit durchaus eine gewisse Risikoaversion zu erkennen ist, argumentierten aber, der sinkende Ölpreis sei eher auf ein Überangebot als auf eine mangelnde Nachfrage zurückzuführen. Weltweit hat sich die Nachfrage nach Öl in den vergangenen beiden Jahren nämlich erhöht. Im vergangenen Jahr legten die Autoverkäufe in den USA so stark wie seit 15 Jahren nicht mehr zu, nämlich um 5,7%, und selbst in China stiegen sie im Jahr 2015 um 4,7% an.
Darüber hinaus halten wir das Risiko einer weltweiten Rezession im Jahr 2016 für recht gering. Am US-Arbeitsmarkt findet ein Aufschwung statt, und das Verbrauchervertrauen ist weiterhin hoch. Der US Labor Market Conditions Index schnellte im Dezember auf 2,9 in die Höhe (der Markt hatte mit einem Wert von 0,4 gerechnet), und der Index für das Verbrauchervertrauen kletterte im Januar auf 98,1 (Prognose: 96,5).

Im Euroraum nimmt die Erholung weiter Fahrt auf: Die Arbeitslosenquoten sinken, die Einzelhandelsumsätze steigen an und die Kapazitätsauslastung nimmt zu. Zudem haben die wichtigen Zentralbanken bereits gezeigt, dass sie zur Reflationierung ihrer Volkswirtschaften entschlossen sind. Insofern ist es unwahrscheinlich, dass wir uns auf eine Rezession zubewegen. Nicht zuletzt ist die Geldpolitik weltweit weiterhin expansiv und akkommodierend.

Nach den turbulenten ersten beiden Wochen des Jahres 2016 verringerte sich die Marktvolatilität in dieser Woche, nachdem sowohl der Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB) als auch der Governeur der Bank of Japan erklärt hatten, dass sie erforderlichenfalls zu weiteren Lockerungen bereit seien. Auch wenn die Federal Reserve (Fed) in den USA im Dezember 2015 den Zinsanhebungszyklus eingeleitet hat, sollte sie weiterhin einen akkommodierenden Kurs verfolgen. Der Markt rechnet nicht mit einem aggressiven Zinsanhebungszyklus der Fed. Am Futures-Markt ist eine Zinsanhebung bei der nächsten Sitzung im März mit einer Wahrscheinlichkeit von 25% eingepreist. Und auf Sicht von einem Jahr wird von einer bis zwei Zinsanhebungen im Gesamtjahr 2016 ausgegangen. In den USA hat die Berichtssaison für das vierte Quartal begonnen. Von den Unternehmen des S&P 500, die bereits ihre Zahlen bekanntgegeben haben, haben 80% die Gewinnerwartungen und 50% die Umsatzerwartungen übertroffen. Allerdings lag die Hürde für die Gewinnerwartungen sehr niedrig. Der Markt erwartete für das vierte Quartal einen Gewinnrückgang der US-Unternehmen um 6,3%; dies ist bereits eine Verbesserung gegenüber der vergangenen Woche, in der noch mit einem Rückgang um 7% gerechnet worden war.

In der kommenden Woche werden in den USA die Zahlen zu den Kon-sumausgaben im Dezember, die Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung, der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe und die Beschäftigungsdaten (ohne Agrarsektor) besonders interessant für die Anleger sein. Der Konsum war bisher eine wichtige Stütze für die Erholung in den USA. Für die Anleger stellt sich die Frage, ob sich der US-Arbeitsmarkt weiterhin günstig entwickelt und ob die Konsumlaune anhält. Der ISM-Index für das verarbeitende Gewerbe liegt seit Novem-ber 2015 unter dem Wert von 50, was auf eine Kontraktion in diesem Sektor hindeutet. Und der Markt erwartet für Januar erneut einen Wert unter 50. Im Euroraum werden in der kommenden Woche der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe im Euroraum und die Auftragseingänge in Deutschland bekanntgegeben. Beide Datenreihen tendierten zuletzt aufwärts, und positive Zahlen für Januar dürften die Anleger in der Annahme bestätigen, dass sich der Euroraum auf dem Erholungspfad befindet. Auch in China wird in der kommenden Woche der Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht. Der Markt erwartet für Januar eine weitere Verlangsamung im verarbeitenden Gewerbe, was damit im Einklang steht, dass die Regierung unrentable Betriebe im verarbeitenden Gewerbe allmählich schließen will.

Die indische Zentralbank wird in der kommenden Woche ihren Reposatz für Februar bekanntgeben. Die Marktteilnehmer rechnen mit einem unveränderten Zinssatz. Der Aktienmarkt hatte einen schwierigen Start ins Jahr 2016. Auch wenn das Risiko einer weltweiten Rezession im Jahr 2016 relativ gering ist, werden die Märkte volatil bleiben. Weltweit bleibt die Geldpolitik jedoch akkommodierend, und die Zentralbanken sind erforderlichenfalls zum Eingreifen bereit. Die jüngsten Wirtschaftsdaten haben die Hoffnungen bestärkt, dass sich das Wachstum der Weltwirtschaft wieder auf das frühere Tempo beschleunigen könnte. Möglicherweise haben die Anleger viele dieser positiven Faktoren noch nicht richtig zur Kenntnis genommen. Als Gastgeschenk haben wir unseren Kunden bei dem Mittagessen in der vergangenen Woche Taschen mit dem aufgedruckten Motto „Keep Calm“ überreicht.

Ihr, Charles Ma
Client Investment Strategist Greater China & South East Asia Retail Distribution

Siehe auch

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