Pressemitteilung Allianz Global Investors: Harte Fakten

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 29.04.2016.

Die abgelaufene Woche war ein stetiger Wechsel zwischen Konjunkturdaten (mit leichter Schwächeneigung), Berichtssaison (latent unbefriedigend) und geldpolitischen Beschlüssen der US-Notenbank (Fed) und der Bank of Japan (BoJ). Die Reaktionsfunktion der globalen Zentralbanken ist dabei nur aus dem Paradigma des Gefangenendilemmas heraus zu verstehen. So war auch nicht zu erwarten, dass es bei der Fed zu einer weiteren Anhebung des Leitzinses noch im April kommen würde. Dies umso weniger, als die Fed sich nur zu einer „kleinen“ Sitzung traf, d.h. ohne Projektionen und ohne anschließende Pressekonferenz.

Im Vergleich zum vorherigen Statement betonte sie nicht mehr die Risiken der globalen Wirtschafts- und Finanzmarktentwicklungen, sondern verwendete nun den Passus „closely monitor“. Fazit: Die Tür für eine Zinsanhebung Mitte des Jahres ist nach wie vor offen. Die Fed freundet sich aber nur sehr zögerlich mit höheren Leitzinsen an, während die japanische Zentralbank unbeirrt weiter Gas gibt. Darüber sollte auch nicht die Tatsache hinweg täuschen, dass es zu keinem zusätzlichen Stimulus kam. Den Einsatz von Helikoptergeld hat Kuroda zwar von sich gewiesen, aber Einsatz oder Nicht-Einsatz scheinen nur eine rhetorische Gratwanderung zu sein. Fest steht, dass das „Quantitative Easing“ in vollem Gange ist, ja zuletzt in Schweden ausgeweitet wurde.

In der neuen Woche stehen weder geo- noch geldpolitische Themen auf der Agenda, umso mehr können sich die Kapitalmärkte den harten
Fakten annehmen. Diese kommen aus drei Richtungen:
1. den Konjunkturdaten,
2. der Berichtssaison,
3. der technischen Verfassung

Konjunkturdaten:
Den Auftakt nimmt am Montag die Europäische Kommission mit ihrer Wirtschaftsprognose, gefolgt vom US-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe . Am Dienstag stehen der Markit-Einkaufsmanagerindex für das Vereinigte Königreich an, das Caixin-Wirtschaftsvertrauen für China und die Erzeugerpreise für den Euro-raum. Letztere dürften genug Raum für weitere QE-Phantasien lassen. Für Mittwoch werden die Einzelhandelsumsätze für die Eurozone und der ISM-Einkaufsmanagerindex für das nicht-verarbeitende Gewerbe in den USA erwartet. Am Donnerstag sollte das „Economic Bulletin“ der EZB im Mittelpunkt stehen. Es stellt die Informationsgrundlage dar, auf Grund derer der EZB-Rat seine geldpolitischen Beschlüsse fasst. Überra-schungen sind kaum zu erwarten. Nichts dürfte konjunkturell dafür sprechen, dass die Liquiditätsflut, die sich über die Märkte ergießt, verringert wird.

Berichtssaison:
Während in den USA ein sattes Drittel der im S&P 500 erfassten Firmen berichtet hat, nimmt die Berichtssaison in Europa – und hier vor allem in Deutschland – an Fahrt auf. In den USA kam es zu den fast schon übli-chen 76% an positiven Überraschungen gegenüber den Analystener-wartungen, allerdings bewegten sich die Erwartungen im Vorfeld auf einem äußerst niedrigen Niveau. Für das Euroland ist die Ausgangslage ernüchternd. Für die Werte im Euro Stoxx 50 erwarten die von Bloom-berg befragten Analysten für das Gesamtjahr eine insgesamt leicht negative Gewinnentwicklung, wobei starke Spannbreiten zwischen den einzelnen Sektoren erwartet werden. Zwar haben erst etwas über 10% der Unternehmen (gemessen an der Marktkapitalisierung) berichtet, aber von diesen übertrafen nur 32% die Erwartungen, während 36% dahinter zurückblieben.

Technik:
Bleibt die technische Verfassung. Hier sind die harten Fakten weniger exakt zu greifen, aber das Bild ist dennoch aussagekräftig: Der Anteil der unentschlossenen Investoren ist auffällig hoch, wie der Bullen-Bären-Indikator der American Assoziation of Individual Investors zeigt. Gleich-zeitig zeigen die Relative Stärke-Indikatoren für die großen Aktienregio-nen eine überkaufte Lage an. Lediglich der Aktienmarkt Großbritanni-ens ist bewegt sich, gemessen an der relativen Stärke, in neutralem Bereich.

Verstehen. Handeln.
Konjunkturdaten, Berichtssaison und Technik sprechen insgesamt für eine weitere Woche ohne klare Richtungsangabe, in der nur eines festzustehen scheint: Rendite suchende Liquidität ist in Hülle und Fülle da. Mittlerweile haben acht Billionen an ausstehenden Staatsanleihen weltweit eine negative Rendite. Allein in der Eurozone ist das für 45% der Staatsanleihen der Fall.

Dass aus harten Fakten positive Performance wird, wünscht Ihnen,
Hans-Jörg Naumer

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