Pressemitteilung Allianz Global Investors: Deal or no Deal? / Volatilität als Anlageklasse

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 Allianz | Frankfurt, 26.06.2015.

Zunehmender Optimismus hinsichtlich einer Einigung im Schuldenstreit Griechenlands mit den internationalen Geldgebern hat die globalen Kapitalmärkte zum Wochenauftakt beflügelt. Zwar gab es beim Sondergipfel am Montag keine Einigung, doch keimte neue Hoffnung auf, nachdem der griechische Ministerpräsident Tsipras neue Vorschläge vorlegte, die von mehreren Seiten als gute Verhandlungsbasis bzw. als „Schritt in die richtige Richtung“ gewertet wurden. Die Maßnahmen sollen bis Ende 2016 fast 8 Mrd. Euro (~4,4% des BIP) an Einsparungen einbringen. Offen bleibt jedoch die Frage einer Umschuldung bzw. die Option auf ein drittes Hilfspaket. Zum jetzigen Zeitpunkt stand allerdings noch nicht fest, ob die Institutionen auf dieser Grundlage ebenfalls zustimmen werden.

Nicht zu vergessen: Nach dem griechischen müssen auch in anderen EWU-Ländern die nationalen Parlamente im Eilverfahren einer Verlängerung und Veränderung des zweiten Hilfspakets zustimmen. Denn ohne Einigung endet das Hilfsprogramm für Griechenland am 30. Juni und die Regierung in Athen muss gut 1,5 Mrd. Euro an den IWF überweisen. Deal or no Deal? Die Europäische Zentralbank erhöhte unterdessen ihre Notfall-Liquiditätsunterstützung (ELA) für die griechischen Banken zum vierten Mal innerhalb weniger als einer Woche, denn die lokale Bevölkerung zieht vermehrt Einlagen aus den Banken ab, die derzeit nur noch bei etwa 128 Mrd. Euro liegen.

Abseits Griechenlands wirkten besser als erwartete vorläufige Einkaufsmanagerindizes aus Europa unterstützend und auch die Rhetorik der US-Notenbank gab den Märkten Rückenwind: Aktienmärkte erreichten teils neue Allzeithochs und die Risikoprämien bei EWU-Peripherieanleihen engten sich ein, auch wenn das relative Niveau der Volatilitätsindizes VSTOXX vs. VIX einen neuen Höchststand erreichte und in China Shanghai A-Aktien ihre schlechteste Wertentwicklung seit 2008 erzielten (-13% in der Vorwoche).

Mit Blick auf die kommende Kalenderwoche dürften vor allem folgende Makrodaten von Interesse sein: In den USA beginnt die Woche mit aktuellen Immobilienmarktdaten, u.a. dem S&P Case-Shiller Hauspreisindex (Di). Der durch die gestiegenen Immobilienpreise ausgelöste Vermögenseffekt dürfte sich auch in einem verbesserten Verbrauchervertrauen (Di) niederschlagen. Diverse US-Frühindikatoren, wie der Dallas Fed Manufacturing Activity Index (Mo), der Chicagoer Einkaufsmanagerindex (Di) – der auch als guter Indikator für den am darauffolgenden Tag erscheinenden ISM-Einkaufsmanagerindex dient (Mi) –, deuten allesamt auf eine anhaltend konjunkturelle Belebung in den USA hin. Gestützt von einem besseren Auftragseingang der US-Industrie (Do) sowie einem soliden Arbeitsmarkt (Mi, Do), dürfte dies die Frage nach der ersten Leitzinserhöhung in den USA erneut aufwerfen.

Im Euroraum stehen zwar erst gegen Ende der kommenden Woche die Einzelhandelsumsätze (Fr) an, doch bereits am Montag könnten jene aus Deutschland einen ersten Vorgeschmack liefern. Diese könnten im Zuge eines robusten Arbeitsmarktes und einer verhaltenen Inflationsdynamik (Mo) positiv überraschen. Während in UK der Markit Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe veröffentlicht wird (Mi), dürfte auch dem Protokoll der geldpolitischen Sitzung der EZB vom 3. Juni Aufmerksamkeit zuteilwerden.

Während in Japan die Einzelhandelsumsätze sowie die Industrieproduktion zu Beginn der Woche anstehen (Mo), dürften auch die diversen asiatischen Einkaufsmanagerindizes mit Interesse verfolgt werden, insbesondere jener aus China (Mi). Im Zuge des nachlassenden Momentums im Reich der Mitte erscheint eine deutliche Verbesserung wenig wahrscheinlich. Der disinflationäre Trend in Asien sollte sich in den Inflationszahlen aus Korea, Thailand und Indonesien widerspiegeln, während die Handelszahlen aus Korea, Malaysia und Thailand die derzeitige Handelsschwäche untermauern dürften.

In Summe hat die verbesserte Finanzarchitektur seit Mitte 2012 dazu geführt, dass das systemische Risiko in der Eurozone massiv gefallen ist. Das heißt: Selbst wenn kein „Deal“ zustande käme, erscheinen unseres Erachtens die Ansteckungsgefahren mittel- bis langfristig begrenzt. Für Volatilität dürfte allerdings gesorgt sein.

Einen renditeträchtigen Deal, wünscht Ihnen Ihr Stefan Scheurer

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