Pressemitteilung Allianz Global Investors: Besser als es scheint.

teaser_pm-allianz_300_200Allianz | Frankfurt, 10.06.2016.

In der vergangenen Woche zeigten sich mehrere Kunden in Beratungsgesprächen besorgt über die künftigen Aussichten. Dies begründeten sie mit der durch das Brexit-Referendum verursachten Unsicherheit und den US-Beschäftigungsdaten (ohne den Agrarsektor) vom vergangenen Freitag, die sich auf die Entscheidung der Fed auswirken können. Im Euroraum blieb die Verbraucherstimmung im Mai gedrückt, und der ZEW-Erwartungsindex lag deutlich unter den Markterwartungen. In der Tat geben diese Entwicklungen Anlass zur Sorge. Ich wies jedoch darauf hin, dass bestimmte positive Punkte möglicherweise übersehen werden:

• Die US-BIP-Daten für das erste Quartal wurden nach oben korrigiert, wozu die Investitionen im Wohnungsbau beitrugen, und das US-Verbrauchervertrauen ist im Mai angestiegen, was das BIP im zweiten Quartal stützen sollte.
• Der Anstieg des Stimmungsindex der EU-Kommission im April ist ein gutes Zeichen für die Entwicklung in der Europäischen Union.
• Auf Unternehmensebene verbessern sich die Gewinnrevisionen in den USA und in Europa; die Zahl der Aufwärtskorrekturen übersteigt diejenige der Abwärtskorrekturen.
• Zuletzt – und dies ist wohl der wichtigste Punkt – ist die Arbeitslosenquote im Euroraum in den vergangenen beiden Jahren stetig gesunken. Neue Arbeitsplätze können einen Großteil der derzeitigen sozialen und wirtschaftlichen Probleme lösen.

In der kommenden Woche werden sich die Anleger vor allem mit drei Themen befassen müssen: der Fed, mit dem näher rückenden Brexit-Referendum in Großbritannien und im weiteren Verlauf mit den Wachstumsdaten.
1. Die Fed und die jüngsten US-Beschäftigungsdaten:

Nach den US-Beschäftigungsdaten (ohne Agrarsektor) vom vergangenen Freitag preist der Markt jetzt eine Zinsanhebung im Juni bzw. Juli mit einer Wahrscheinlichkeit von 4% bzw. 39% ein. Die Beschäftigungszahlen enttäuschten zwar (statt, wie vom Markt erwartet, 155.000 wurden nur 38.000 neue Stellen geschaffen), aber die durchschnittlichen Stundenlöhne stiegen an, was auf gewisse Engpässe am Arbeitsmarkt hindeutet. Im Protokoll der April-Sitzung des Offenmarktausschusses (FOMC) wurden drei zentrale Bedingungen für künftige Zinsanhebungen genannt:

• das Wachstum der Wirtschaft muss sich fortsetzen,
• die Lage am Arbeitsmarkt muss sich weiter verbessern, und
• die Inflation muss sich in Richtung des Zielwerts von 2% bewegen.

Bisher sind zwar Anzeichen für ein anhaltendes Wirtschaftswachstum zu erkennen, aber die Entwicklung der Inflation in Richtung des Zielwerts gibt ebenso wie die Arbeitsmarktsituation (gemessen an den jüngsten Beschäftigungsdaten) Anlass zur Sorge. Angesichts der enttäuschenden Beschäftigungsdaten und der Tatsache, dass das Brexit-Referendum lediglich acht Tage nach der FOMC-Sitzung Mitte Juni ansteht, erscheint es zunehmend wahrscheinlich, dass der Offenmarktausschuss mit dem nächsten Zinsschritt mindestens bis Juli wartet.

2. Brexit:
In der kommenden Woche könnte die Marktstimmung vom nahen-den Brexit-Referendum am 23. Juni 2016 beeinflusst werden. Die Meinungsumfragen sind zwar interessant, aber nicht unbedingt zuverlässig, was das Kräfteverhältnis zwischen den beiden Lagern betrifft. Die Buchmacher rechnen durchgehend mit einem Verbleib Großbritanniens in der EU. Insgesamt beläuft sich die Wahrscheinlichkeit eines Brexit wohl nur auf 20 – 25%. (Dazu auch das Radio-Interview mit Ann-Katrin Petersen.)

3. Wachstumsindikatoren
• In der kommenden Woche wird die Hypothese eines stärkeren US-BIP-Wachstums im zweiten Quartal auf die Probe gestellt, wenn der Empire Manufacturing Survey am Mittwoch veröffentlicht wird. Der Markt rechnet mit einem Stand von -4 (Vormonat: -9).

• Im Euroraum werden die Anleger vor allem die am kommenden Dienstag anstehenden Zahlen zur Industrieproduktion im April daraufhin analysieren, ob die BIP-Prognosen für das zweite Quartal nach oben korrigiert werden sollten. Am kommenden Donnerstag werden die Kfz-Neuzulassungen in der EU im Mai veröffentlicht. Die Autoverkäufe in der EU scheinen angezogen zu haben. Nach einem Anstieg von 9% im vergangenen Monat würde ein hohes einstelliges Wachstum der Autoverkäufe im Mai ein gutes Vorzeichen für den Konsum insgesamt sein.

Verstehen. Handeln.
Im aktuellen Konjunkturzyklus verlief die Erholung bisher eher holprig. Und angesichts der Unsicherheiten, die von politischen Ereignissen wie dem Brexit-Referendum oder der US-Präsidentschaftswahl zum Jahresende hin ausgehen, könnte die hohe Volatilität an den Märkten bis weit in den Sommer hinein anhalten. Aber insgesamt setzt sich die Erholung fort.

Eine gute Woche wünscht Ihnen
Charles Ma, Client Investment Strategist Greater China & South East Asia Retail Distribution

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