SJB | Korschenbroich, 18.06.2014. Platin und Palladium bieten derzeit gute Ertragschancen, der Goldpreis wird sich dagegen eher seitwärts bewegen, meint Nico Baumbach, Fondsmanager der beiden Edelmetallfonds Hansagold und Hansawerte von Hansainvest Hanseatische Investment.Die um sich greifende Sorglosigkeit gegenüber Kapitalmarktrisiken oder auch geopolitischen Krisen sollte Investoren aufhorchen lassen. Käme es nämlich zu Rückschlägen an den Aktienbörsen, wären Kriseninvestments wie Gold unter Umständen wieder gefragt.
Die Notierung für die Feinunze Gold pendelt seit etwa einem Jahr zwischen knapp 1.200 und gut 1.400 US-Dollar. Auch für die kommenden Monate rechne ich mit einer Seitwärtsbewegung, da sich kurstreibende und belastende Faktoren momentan die Waage halten.
Sollte es allerdings zu einem signifikanten Ausbruch – nach oben oder unten – kommen, könnte dies eine neue Richtung vorgeben. Nach meiner Beobachtung sind die Käufe und Verkäufe der marktbewegenden, mit Gold besicherten ETFs (Indexfonds) momentan neutral zu werten. Gleichzeitig importierte der größte Goldkonsument China zuletzt etwas geringere Mengen.
Neues Goldabkommen ohne Belang
Nennenswerte Aktivitäten der Notenbanken waren ebenfalls nicht festzustellen. Auch das neu verhandelte Abkommen von 20 europäischen Zentralbanken dürfte den Goldmarkt kaum bewegen.
Die Notenbanken hatten sich einst darauf verständigt, pro Jahr höchstens 400 Tonnen ihres Reservemetalls zu veräußern. Diese Verpflichtung fällt ab diesem Herbst weg.
In der jüngeren Vergangenheit hatten die Zentralbanken jedoch ohnehin viel weniger Material auf den Markt geworfen als sie gedurft hätten. Teilweise sind diese Bestände gleich wieder in den Tresoren anderer Notenbanken verschwunden, die sich entsprechend eingedeckt haben.
Privatanleger sollten es der deutlichen Mehrheit der Notenbanken gleichtun und ihre Goldinvestments im Portfolio belassen. Denn unabhängig von den jeweils aktuellen Preistrends des gelben Metalls versichere das Edelmetall seine Eigentümer seit Jahrhunderten gegen schwere Verwerfungen an den Kapitalmärkten und insbesondere den Währungsmärkten. Daher empfehlen wir beständig, etwa 5 bis 10 Prozent der eigenen Anlagen mit Gold abzudecken.
Goldpreis-Phantasie: Lockert Indien Handelsschranken?
Ich sehe mehrere mögliche Anlässe für eine Erholung der Goldnotierung: So könnten beispielsweise Privatleute in China wieder mehr Gold erwerben, da sie nur über wenige Anlagealternativen verfügen.
Daneben hat der indische Markt Potenzial, positiv zu überraschen. Indien könnte unter dem neu gewählten Premierminister Narendra Modi die geltenden scharfen Handelsbeschränkungen für das Edelmetall lockern.
Bisher dämpfen unter anderem Zölle von 15 Prozent auf Goldimporte die Nachfrage aus Indien. Eine Lockerung dürfte die traditionell dem Gold zugewandte indische Bevölkerung wieder zu stärkeren Käufen veranlassen. Ob und wann die Handelsschranken fallen werden, ist aber noch offen.
Palladium testet neue Höchststände
Auf dem jetzigen Niveau kann Gold nicht unbedingt als überteuert bezeichnet werden. Kurzfristig spielt die Musik dennoch bei anderen Edelmetallen. So hat sich Platin in den vergangenen Wochen vom Goldpreis abgekoppelt und nimmt nun Kurs auf die Marke von 1.500 US-Dollar.
Bei Platin herrscht ein echter Angebotsengpass, da die meisten Minen im wichtigsten Förderland Südafrika seit nunmehr 17 Wochen bestreikt werden. Enden die Arbeitsniederlegungen, kann der Platinpreis allerdings auch einmal kräftiger korrigieren.
Noch weitaus dynamischer entwickelt sich Palladium, das wie Platin in Abgas-Katalysatoren eingesetzt wird. Hier orientiert sich der Preis für die Feinunze Palladium derzeit am Hoch aus dem Jahr 2011 von rund 840 US-Dollar.
Die beiden wichtigsten Förderstätten für das silbrig glänzende Edelmetall liegen aber ausgerechnet in Südafrika und in Russland. Mögliche Handelssanktionen im Zuge des Ukraine-Konflikts können Palladium noch knapper werden lassen. Kräftig steigende Edelmetall-Notierungen aufgrund politischer Krisen – bei Palladium wird dieses Szenario derzeit Realität.
Quelle: DAS INVESTMENT.
Nico Baumbach