Managersichten SJB Surplus Z 7+: DNB Asset Management: Brexit, Steuern und Währungen – eine erste Bestandsaufnahme – Juli 2016

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Hagen-Holger Apel ist seit Juli 2015 bei DNB Asset Management S.A. als Senior Portfolio Manager beschäftigt.

Das Ergebnis des Brexit Referendums steht fest: 51,9% der Wähler in Großbritannien haben sich für einen Brexit entschieden und damit wird Großbritannien nun aus der Europäischen Union ausscheiden.

Die ersten Reaktionen auf das Wahlergebnis waren heftige Kursverluste an den Börsen die sich aber einige Tage später relativiert haben. Viel wichtiger als die ersten massiven Kursverluste an den Märkten sind die Reaktionen der Politiker auf das Wahlergebnis. Großbritannien ist in den Tagen nach der Bekanntgabe des Ergebnisses in eine Schockstarre verfallen. Die Befürworter des Brexits feiern während die Gegner nun realisieren, dass es kein Zurück mehr geben wird. Auch der Ruf nach einer erneuten Abstimmung ist inzwischen leiser geworden. In den ersten Analysen des Wahlergebnisses wurde viel über einen Riss innerhalb der britischen Gesellschaft gesprochen. Arm gegen Reich, ungebildet gegen gebildet, jung gegen alt. Wie auch immer das Ergebnis zustande kam, es ist und bleibt ein zu respektierendes Ergebnis, welches durch eine demokratische Abstimmung erreicht worden ist.

Im Nachhinein kann man genau analysieren welche Bezirke und Städte wie gewählt haben, allerdings ändert das nichts am Ergebnis. Also schauen wir nach vorne und fragen uns, wie sich der Ausstieg aus der Europäischen Union gestalten wird. Die Märkte haben in ihren ersten Reaktionen gezeigt, wohin die Reise gehen wird. Die europäischen Aktienmärkte verloren ca. 10%. Während die Aktienmärkte ihre Verluste relativ zügig aufgeholt haben, handelt das britische Pfund ca. 10% niedriger gegen die europäische Gemeinschaftswährung Euro.

In meinem letzten Insight habe ich die alles überdeckende Problematik des Euros erläutert. In einem gemeinsamen Wirtschaftsraum mit einer gemeinsamen Währung überdeckt der Euro strukturelle Defizite, erzwingt interne Abwertungen, behindert Wettbewerb und führt zu einem generellen Absinken aller sozialen Standards. Märkte neigen in ihren ersten Reaktionen oftmals zu Überreaktionen, in der langen Frist sollten sich die Märkte aber auf ein neues Level einpendeln. Händler, Analysten und Portfoliomanager werden ihre Allokationen verändern, werden die veränderten Wechselkurse berücksichtigen und daraus Schlüsse für ihre Allokation ziehen. In den nun kommenden Verhandlungen auf politischer Ebene wird es sehr stark darauf ankommen, wie sich die EU und Großbritannien nun verhalten.

Die ersten Reaktionen der politischen Elite auf der Seite der EU waren, um es vorsichtig auszudrücken, nicht geprägt von Pragmatismus. Neben Enttäuschung über das Ausscheiden aus der Europäischen Union war vielerorts auch eine schlagartig gekippte Stimmung gegenüber Großbritannien zu vernehmen. Erste Stimmen forderten ein möglichst schnelles Beginnen der Austrittsverhandlungen, andere forderten eine sofortige Vertiefung der Europäischen Union und eine echte europäische Regierung. Und hier zeigt sich recht deutlich, dass die politische Führung der EU nicht verstanden hat, worum es den Bürgern Großbritanniens wirklich ging. Es geht eben nicht um eine europäische Regierung und eine Vertiefung, sondern um eine Rückgewinnung nationaler Rechte und Bestimmungen. Die europäische Führungselite sollte nun mit Bedacht und Umsichtigkeit an die Austrittsverhandlungen gehen.

Die Reaktion der Märkte ist das eine, die Auswirkungen auf die europäische und britische Volkswirtschaft ist das andere. Ein möglichst schnelles Ausscheiden sowie Protektionismus zu fordern ist sicherlich der falsche Weg. Die europäische Union schreibt sich Beschäftigung und Wohlstand auf die Agenda, allerdings haben schon die Sanktionen gegen Russland gezeigt, dass die Schäden dadurch größer sind als der Nutzen.

Es ist verständlich, dass die politische Führung so schnell wie möglich agieren möchte um mögliche Referenden in anderen EU-Staaten zu verhindern und um das Thema von der Agenda zu bekommen.
Fakt ist jedoch, dass die europäischen Volkswirtschaften regen Handel betreiben, dass Währungsschwankungen an den internationalen Devisenmärkten von den Unternehmen berücksichtig werden und dass kein Interesse besteht, sich nun in Protektionismus zu üben.

Nach der Ankündigung des britischen Finanzministers Osborne, die Körperschaftssteuer auf einen der niedrigsten Sätze der OECD-Staaten zu senken, dürften bei einigen europäischen Politikern die Alarmglocken schrillen. Die Politik redet oft von Märkten, mehr Wettbewerb und mehr Wohlstand. Und doch sind es genau diese Maßnahmen, die mehr Wettbewerb schaffen und dafür sorgen, dass Staaten und Unternehmen ihre Komfortzonen verlassen. Der Ruf nach einer Vertiefung der EU könnte als ein erster Reflex gewertet werden, allerdings dürfte die Realität bald anders aussehen.

Es wäre wünschenswert, wenn nun faire Diskussionen mit der zukünftigen britischen Regierung geführt werden, das wäre im Sinne beider Seiten. Die EU könnte damit erreichen, dass andere Staaten auf die Durchführung eines Referendums verzichten. Ebenso sollten faire Verhandlungen dafür sorgen, dass Großbritannien weiterhin ein wichtiger Handelspartner sein wird.

Zeigt sich die EU nun nicht kooperativ, so wird die britische Regierung mit großer Wahrscheinlichkeit strategische Steuersenkungen für internationale Unternehmen beschließen. Die Wirtschaft ist sich eher als die Politik im Klaren darüber, dass wir einander als verlässliche Handelspartner brauchen. Unternehmen werden sich auf die neue Situation einstellen und in einigen Jahren werden wir sehen, dass der Brexit keine dramatischen Auswirkungen hatte.

Wer weiß schon, welche Kräfte nun in Großbritannien freigesetzt werden? Und wer weiß, vielleicht führt der neue Wettbewerb, der nun von außen an die EU herangetragen wird, zu einem Überdenken der aktuellen Forderung nach einer Vertiefung der EU.

Das alles gilt unter der Voraussetzung, dass die Politik nun einen kühlen Kopf bewahrt und alle Beteiligten sich fair verhalten. Die politische Elite sollte vorsichtig sein mit dem was sie sich wünscht und wie sie sich eine europäische Zukunft vorstellt. Für Anleger heißt es nun Ausschau halten nach fair bewerteten Anlagen. Wir sind davon überzeugt, dass es auch in Großbritannien einige global Player gibt, die man sich nun genau anschauen sollte. Wir von DNB Asset Management sind davon überzeugt, dass die Nachwirkungen des Brexits für Anleger eine gute Gelegenheit bieten, Positionen aufzubauen oder bestehende Positionen auszubauen. So gehen wir davon aus, dass der Brexit von einer fundamentalen Perspektive aus gesehen sehr geringe Auswirkungen auf die nordischen High Yield Märke haben wird. Ohne größere globale Verwerfungen sollten auch die nordischen Volkswirtschaften ihrem stabilen Wachstumspfad folgen.
Das aktuelle Umfeld schwacher skandinavischer Währungen gegenüber dem Euro kann von Investoren mit einem langfristigen Horizont durchaus genutzt werden.

Hagen-Holger Apel, Dipl. Volkswirt, DNB Asset Management
Hagen-Holger Apel ist seit Juli 2015 bei DNB Asset Management S.A. als Senior Portfolio Manager beschäftigt. Herr Apel ist Diplom-Volkswirt (LMU München) und Certified International Investment Analyst der DVFA Frankfurt. Er ist nahezu 10 Jahre am luxemburgischen Finanzplatz tätig und spricht Deutsch, Englisch und Schwedisch.

DNB Asset Management S.A. · 13, rue Goethe, L-1637 Luxembourg · Tel.: +352 – 26 29 82 1 · funds@dnb.no · www.dnb.no/lu/de

Siehe auch

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