Es fällt derzeit besonders schwer, den weiteren Jahresverlauf der Märkte einzuschätzen: Zwar geht es momentan noch aufwärts und die Konjunktur zeigt sich stabil, aber wie lange noch? Fidelity-Fondsmanager Eugene Philalithis ist vorsichtig optimistisch – fährt mit seinen Multi-Asset-Portfolios aktuell aber lieber eine eher defensive Strategie.Die Märkte stehen derzeit offenbar am Scheideweg. Auf der einen Seite sind die Preise für Risikoanlagen nach wie vor erhöht. Investoren waren in den vergangenen Monaten äußerst optimistisch, erwarteten eine höhere Inflation und eine anziehende Weltkonjunktur. Deshalb haben sie fleißig gekauft und so die Preise in die Höhe getrieben.
Auf der anderen Seite sieht es momentan so aus, als würde das Wachstum sich etwas abschwächen. Nach der Präsidentschaftswahl in Frankreich zeigten sich die Anleger erleichtert, an den Kapitalmärkten ging es zunächst weiter aufwärts. Allerdings ist unklar, ob dies so bleiben wird. Beim Blick auf verschiedene Konjunkturdaten wird deutlich: Der Welthandel wächst langsamer. Zudem gibt es offene Fragen und Risiken, die die Märkte in den kommenden Monaten beschäftigen dürften.
Welthandel: Der Zenit ist überschritten
Das künftige Marktumfeld hängt vor allem von den langfristigen Konjunkturdaten ab. Aus unserer Sicht dürfte das globale Wachstum im Jahresverlauf einigermaßen stark bleiben. Allerdings hat der Aufschwung seinen Höhepunkt bereits erreicht. Wir haben die globale Konjunkturentwicklung deshalb besonders im Auge, um jederzeit auf Änderungen reagieren und das Portfolio anpassen zu können.
Politik: China und die Fed ziehen die Zügel an
In der zweiten Jahreshälfte dürfte der Einfluss von Chinas restriktiverer Politik deutlicher werden. Gleiches gilt für die Geldpolitik der Notenbanken, die allmählich die Zinsen anheben oder dies zumindest vorhaben. Inwiefern diese Faktoren die Märkte beeinflussen werden, ist bislang noch unklar. Bis dahin stehen wir am Scheideweg, die Märkte pendeln zwischen vorsichtigem Optimismus und leichter Besorgnis.
Strategie: Defensiv im unklaren Umfeld
Wir haben unser Portfolio an die aktuellen Entwicklungen und das daraus resultierende Marktumfeld angepasst. So halten wir aktuell zum Beispiel eine kleinere, vergleichsweise günstige Shortposition in italienischen Staatsanleihen. Zudem halten wir Shortpositionen in US-Treasuries.
Portfolio: Strategische und taktische Absicherung
Das Gesamtportfolio sichern wir also nur gegen extreme Marktereignisse – sogenannte Tail Risks – ab. Im Hinblick auf Wahlen oder andere politische Ereignisse nehmen wir indes auch kurzfristige taktische Anpassungen vor. Nach dem positiven Wahlergebnis in Frankreich haben wir Shortpositionen in britische und europäische Staatsanleihen reduziert. Diese hatten wir im Vorfeld der Wahlen genutzt, um uns gegen einen breiten Ausverkauf an den Aktienmärkten abzusichern. Im Falle eines Wahlsiegs von Marine Le Pen wäre die Gefahr für einen solchen Ausverkauf erhöht gewesen. Vor dem Brexit-Referendum im vergangenen Jahr waren wir ähnlich vorgegangen, indem wir uns gegen ein fallendes Pfund Sterling abgesichert hatten. Zudem achten wir stark auf die Duration des Portfolios – also darauf, wie empfindlich es auf veränderte Zinsraten reagiert.
Aussicht: Emerging Markets bleiben robust
Wir rechnen für die kommenden Monate mit einer stärkeren Entwicklung von Schwellenländerwährungen. Viele der Währungen erscheinen unterbewertet und haben vor allem langfristig Aufholpotenzial. Zudem präsentieren die Emerging Markets sich aktuell robuster als noch vor zwei Jahren: Das Wachstum ist höher, in vielen Ländern haben sich Inflation und Haushaltsdefizite verringert. Das alles deutet auf steigende Währungen hin. Auch hier hängt die weitere Entwicklung von der Politik der Zentralbanken ab – und davon, wie stark die Zinsen in Zukunft tatsächlich steigen.
Fazit: Solides Wachstum, stärkere Schwankungen
In der Zwischenzeit bleiben wir vorsichtig optimistisch. Das Wachstum dürfte stark bleiben und die Märkte weiter stützen – auch wenn die jüngsten Daten zeigen, dass es künftig etwas langsamer aufwärts gehen könnte. Künftig ist jedoch mit stärkerer Volatilität zu rechnen, vor allem, wenn der Einfluss von Chinas restriktiverer Politik deutlicher wird. Aktuell scheint es deshalb sinnvoll, eine defensive Haltung einzunehmen und eine entsprechende Anlagestrategie zu fahren. In unserem Portfolio überwiegen momentan weniger riskante Anlageklassen. Risikoreichere Titel spielen aber weiterhin eine wichtige Rolle.
Von: Fidelity International
Quelle: Das Investment