Das Investment: „Sinkende Liquidität könnte Goldpreise steigen lassen“

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Die weltwirtschaftliche Dominanz der Vereinigten Staaten wird auch im starken Außenwert ihrer Währung sichtbar. Das drückt in der Zukunft nicht nur die Devisenkurse der Schwellenländer, erwartet Joe Foster vom Asset Manager Vaneck: „Ein starker US-Dollar bleibt eine Belastung für Gold.“Die solide Entwicklung des US-Dollar belastet die Goldpreise bereits seit Mai und im August erreichte der U.S. Dollar Index (DXY) zum wiederholten Male neue Jahreshöchstwerte. Der US-Dollar profitierte vor allem von der Schwäche von Emerging Markets-Währungen, bedingt durch die Währungskrise in der Türkei. US-Präsident Trump hatte per Twitter angekündigt, die Zölle auf Stahl und Aluminium zu erhöhen und Sanktionen gegen zwei Regierungsvertreter zu verhängen, um die Freilassung eines in der Türkei inhaftierten US-amerikanischen Pastors zu erwirken.

Die aus der Androhung resultierende Krise offenbarte die Anfälligkeit des türkischen Finanzsystems. Angaben des Wall Street Journal zufolge verzeichnet die Türkei eines der höchsten Handelsbilanzdefizite aller Schwellenmärkte, gepaart mit hoher Inflation und erheblichen Staatsschulden in US-Dollar und Euro. Im laufenden Jahr hat die türkische Lira (TRY) 74 Prozent an Wert verloren. In der Folge dürfte es für Banken und Unternehmen sehr schwierig werden, ihre bestehenden Auslandsschulden in Höhe von 330 Milliarden US-Dollar zu begleichen. Die türkische Regierung hat zudem Fremdwährungsanleihen im Volumen von 11 Prozent des Bruttoinlandprodukts emittiert.

Türkische Gold-Investoren konnten ihre Vermögenswerte sichern, da Gold im August in TRY ausgedrückt um 31 Prozent anzog. Die türkische Bevölkerung reagiert auf die Finanzkrise mit dem seit Menschengedenken bekannten Muster. Metals Focus meldet trotz der hohen Goldpreise in Lira schwache Verkaufszahlen, da die Menschen ihr Gold als Reserve für schlechte Zeiten halten.

Goldaktien leiden unter Marktstimmung
Der Goldpreis in US-Dollar zeigt sich von der Krise in der Türkei unbeeindruckt, da die Entwicklungen derzeit keine unmittelbare Bedrohung für die US-Wirtschaft oder das globale Finanzsystem darstellen. Gold gab um 22,69 US-Dollar (1,9 Prozent) nach und schloss den Monat bei 1.201,40 US-Dollar je Feinunze, bedingt durch die Stärke des US-Dollar im August. Am 16. August erreichte der Goldpreis ein scheinbares Kapitulationstief bei 1.160 US-Dollar je Feinunze.

Durch die schwache Handelsaktivität in den Sommermonaten dominierte die Verkaufsseite am Markt, da spekulative Marktakteure an der Comex (dem wichtigsten Futures- und Optionenmarkt für den Handel mit Metallen) ihre Netto-Short-Positionen erstmals seit 2001 (als Gold unter 300 US-Dollar je Feinunze sank) gegenüber Netto-Long-Positionen massiv ausbauten.

Der schwache Goldpreis sorgte im August für Kursverluste bei Goldaktien. Sowohl der NYSE Arca Gold Miners Index als auch der MVIS Global Junior Gold Miners Index gaben um 12,5 Prozent nach. Im Juli hatten die Bergbauunternehmen die im Februar erlittenen Verluste wieder wettgemacht. Uns sind keine Fundamentaldaten von Unternehmen bekannt, die die schwache Entwicklung von Goldaktien erklären könnten.

Es besteht ein potenzieller Verkaufsdruck
Wir wissen jedoch, dass ein potenzieller Verkaufsdruck besteht, der dafür verantwortlich sein könnte. Die Vanguard Group kündigte an, dass der von ihr aufgelegte Precious Metals and Mining Fund (Volumen: 2,3 Milliarden US-Dollar) Ende September breiter aufgestellt werden soll, um das Mandat des Fonds zu erweitern und weiter zu diversifizieren – unter anderem durch die Aufnahme von Titeln aus den Sektoren Telekommunikation, Versorgungsunternehmen sowie Rohstoffe und natürliche Ressourcen.

Schon die letzte Neuausrichtung des Fonds war in einer schwachen Phase am Goldmarkt erfolgt. Im Jahr 2001 wurde der Begriff „Gold“ aus dem Namen des Fonds gestrichen, sodass das Portfolio um andere Metalle ergänzt werden konnte. Der Fonds durchlebte somit den säkularen Gold-Bullenmarkt, während bis zu 50 Prozent des Portfolios nicht in Goldaktien angelegt waren. Mit Stand zum 30. Juni war der Fonds zu circa 77 Prozent in Gold-, Silber- und sonstigen Edelmetall-Aktien investiert.

Wir befürchten, dass Vanguard nun wieder einen attraktiven Trend bei Gold verpassen könnte. Berichten des Wall Street Journal zufolge sehen die Experten bei Vanguard verstärkte Anzeichen für eine Rezession und warnen gleichzeitig vor schwachen Aussichten für den US-Aktienmarkt. Die Wahrscheinlichkeit einer Rezession wird für die nächsten zwei Jahre auf 30 bis 40 Prozent geschätzt. Dies ist der höchste Wert, den das Unternehmen jemals für diesen Zeithorizont angenommen hat. Vanguard kann in dieser Hinsicht auf eine beachtliche Erfolgsbilanz zurückblicken. Die Rezession im Dezember 2007 hatte das Unternehmen bereits sechs Monate zuvor mit einer Wahrscheinlichkeit von über 40 Prozent vorhergesagt. Sollte die jüngste Prognose zutreffen, werden sich die Aktionäre von Vanguard womöglich noch wünschen, sie hätten ihren Edelmetallfonds behalten.

Gold ist eine Art Finanzversicherung
Gold ist ein einzigartiges Investment – angesichts seiner geringen Korrelation zu anderen Anlageklassen und aufgrund seiner historisch belegten Fähigkeit, Turbulenzen an den globalen Finanzmärkten hervorragend zu überstehen. Wir betrachten Gold als eine Art Finanzversicherung. Und genau wie bei einer Kranken- oder Kfz-Versicherung gilt: Wenn es hart auf hart kommt, können sich auch kleine Beiträge langfristig lohnen.

Vaneck bietet bereits seit 1968 auf Goldaktien spezialisierte Fonds. In Zeiten wie der aktuellen Marktphase mag es nicht einfach sein, an Goldpositionen festzuhalten. Einige Anleger versuchen vielleicht, ihre Goldallokationen so zu steuern, dass die negativen Auswirkungen schwacher Marktphasen minimiert werden. Unabhängig davon wie Anleger Gold für sich nutzen möchten, bieten wir unseren Kunden qualitativ hochwertige Goldprodukte, wann immer sie eine finanzielle Absicherung anstreben.

Gold könnte von neuen Krisen profitieren
Wenngleich der Rückgang des Goldpreises unter die Marke von 1.200 US-Dollar je Feinunze für Enttäuschung sorgte, spricht die aktuelle extreme Positionierung der Marktteilnehmer (auch für das Tief im Jahr 2001 typisch) für eine erneute Erholung der Preise. Gold hat eine langfristige Basis bei Werten zwischen 1.100 und 1.365 US-Dollar ausgebildet. Wir rechnen nun mit einer gewissen Konsolidierung in der Größenordnung von 1.200 US-Dollar, gefolgt von Deckungskäufen zur Glattstellung von Short-Positionen und einem saisonal bedingten Aufwärtstrend, der die Preise bis zum Jahresende nach oben tendieren lassen könnte.

Die Krise in der Türkei ist unseres Erachtens für einen längerfristigen Trend bezeichnend, von dem Gold insgesamt profitieren dürfte. Einem Bericht von Gluskin Sheff + Associate zufolge haben die globalen Notenbanken seit 2009 die unfassbare Summe von 13 Billionen US-Dollar in das globale Finanzsystem gepumpt. Nun beginnen sie allmählich, diese Liquidität wieder zu entziehen. Die US-Notenbank Federal Reserve hat inzwischen acht Mal die Zinsen angehoben und wird im Oktober den Verkauf von Wertpapieren aus ihrem Bestand voraussichtlich von 30 Milliarden auf 50 Milliarden US-Dollar monatlich ausweiten.

EZB plant Ende der Wertpapierankäufe
Die Bank of England hat die Lockerung ihrer Geldpolitik vorerst gestoppt. Die Europäische Zentralbank plant die Einstellung ihrer Wertpapierankäufe im nächsten Jahr und könnte anfangen, die Zinsen zu heben. Wenn die für das Wachstum erforderliche Liquidität allmählich schwindet, wird es zuerst die anfälligsten Bereiche des Finanzsystems treffen.

Unseres Erachtens war die Türkei der erste Dominostein, nachdem niedrige Zinsen und hohe Liquidität eine jahrelange Misswirtschaft in der Geldpolitik und eine exzessive Verschuldung ermöglicht hatten. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) schätzt das Volumen der bestehenden US-Dollar-Kredite an Schwellenländer auf rund 3,7 Billionen US-Dollar. Im Zuge der weiteren Straffung der geldpolitischen Zügel dürften neben der Türkei auch noch andere Länder in Schieflage geraten. Für die USA dürfte es schwierig werden, als isolierte Insel des Wachstums zu bestehen.

Starke Fundamentaldaten der Goldunternehmen
Die meisten Goldunternehmen verfügen über ein hohes Maß an Flexibilität, um einen Rückgang der Goldpreise abzufedern. Die Verschuldung konnte auf ein Niveau reduziert werden, das auch bei schwächeren Goldpreisen finanzierbar ist und viele Goldunternehmen verzeichnen keine Nettoverschuldung. Die Gesamtabbaukosten für mittlere und große Goldunternehmen belaufen sich durchschnittlich auf 835 US-Dollar je Unze und bei den Unternehmen in unserem Portfolio fällt der Wert noch einmal 20 US-Dollar niedriger aus.

Bei den Abbaukosten sind die Kosten für Exploration, Investitionsprojekte und sonstige administrative Kosten noch nicht berücksichtigt. Unter Berücksichtigung aller von den Unternehmen eingesetzten Gelder und ausgehend von einem Goldpreis von 1.200 US-Dollar, erwartet BofA Merrill Lynch Research einen Anstieg der freien Cashflows innerhalb der gesamten Branche von 2 Milliarden US-Dollar im laufenden Jahr auf 7,3 Milliarden US-Dollar bis 2020.

Obwohl wir im Herbst mit höheren Preisen rechnen, berücksichtigen wir stets auch die Fundamentaldaten der relevanten Unternehmen für den Fall, dass die Preise stärker als erwartet nachgeben. Bei einem Preis von 1.100 US-Dollar je Feinunze dürften die meisten Unternehmen dazu tendieren, einzelne Ausgaben zu reduzieren und die Entwicklung neuer Standorte zu verschieben. Bei circa 10 Prozent der globalen Produktion belaufen sich die Gesamtabbaukosten auf über 1.100 US-Dollar je Feinunze. In der Folge könnten einige kostenintensive Standorte die Produktion drosseln oder ganz einstellen.

Von: Joe Foster
Quelle: Das Investment

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