Die „Olympische Distanz“ im Triathlon umfasst 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen. In diesen drei Disziplinen geht es auch in Rio um Bronze, Silber und Gold. Was das mit Multi-Asset-Fonds zu tun hat, erklärt Columbia Threadneedle in einem Doppel-Interview.
Inwieweit sind Erfolge beim Profi-Triathlon und in der Anlageverwaltung vergleichbar? Und inwiefern setzt eine beständige Leistung in allen Bereichen einen multidisziplinären Ansatz voraus? Diese Fragen diskutieren Toby Nangle, Leiter Multi-Asset Allocation bei der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle (Foto unten rechts), sowie die zweifache Commonwealth-Triathlonmeisterin Jodie Stimpson:
Welche ist Ihre Lieblingsdisziplin und warum?
Toby Nangle: In meiner Schulzeit war ich ein ganz guter Querfeldeinläufer, allerdings nur deswegen, weil ich diesen Sport so hasste. Also versuchte ich jedes Mal, das Ganze so schnell wie möglich hinter mich zu bringen und schnell zu laufen. Schließlich musste ich für meine Schule bei Wettkämpfen antreten, doch damit hörte ich auf, sobald es möglich war. Radfahren hingegen gefällt mir, seitdem ich als Kind erstmals im Sattel saß. Wann immer es geht, fahre ich mit dem Rad zur Arbeit und nehme an Rennen teil. Im Gegensatz zum Laufen bin ich zwar nicht besonders talentiert, aber es macht mir Spaß.
Eine bevorzugte Anlageklasse habe ich eigentlich nicht, zumal ich in der Regel auf einen Multi-Asset-Ansatz zurückgreife, um auf lange Sicht beständige reale Renditen zu erwirtschaften.
Fotos: Columbia Threadneedle
Jodie Stimpson: Das ist normalerweise immer meine stärkste Disziplin – so wie gegenwärtig das Laufen. Nichts macht so glücklich wie ein Lauf, bei dem man sich richtig verausgabt. Auch wenn es aufgrund des härteren Trainings vermutlich die schwerste Disziplin ist, dürfte das Glücksgefühl danach auch die größte Zufriedenheit verschaffen. Und das Schöne daran ist, dass man dafür weder ins Wasser gehen noch ein Fahrrad mit sich herumschleppen muss. Wer laufen will, braucht lediglich eine kurze Hose und ein Paar Laufschuhe.
Was bedeutet Erfolg für Sie?
Toby Nangle: Erfolg heißt für mich, die Welt ein Stück besser zu machen, als sie vorher war. Das ist allerdings ein recht ehrgeiziges Ziel, das die täglichen Interaktionen in meinem Berufsleben genauso durchzieht wie mein Leben jenseits der Arbeit. Erfolg heißt aber auch, Kunden eine gute Leistung und die Ergebnisse zu bieten, die sie kontinuierlich benötigen.
Jodie Stimpson: Ich setze Erfolg mit dem Stolz von Familie, Freunden und Fans gleich. Wenn ich weiß, dass ich alles gegeben habe und sie stolz auf mich sind, dann ist das für mich Erfolg. Um bei Wettkämpfen erfolgreich zu sein, bereiten wir uns mit einer Checkliste vor. Darauf steht, was ich tun muss, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen. Ich meine damit aber nicht unbedingt eine Position, sondern eher das, was ich tun kann, um an diesem Tag das Beste aus mir herauszuholen. Solange ich so viele Punkte wie möglich abgearbeitet habe, war der Wettkampf erfolgreich.
Wie kam es dazu, dass Sie zum Spezialisten für mehrere Disziplinen wurden?
Toby Nangle: Ich hatte das Glück, Mentoren zu haben, die mein Interesse für neue Herausforderungen und die berufliche Weiterentwicklung unterstützten. Ich begann als Analyst für Staatsanleihen und befasste mich später mit der Analyse und Verwaltung von Fonds für Unternehmens- und Schwellenländeranleihen. Danach machte ich mich mit der Verwaltung globaler Fixed-Income-Portfolios mit mehreren Währungen vertraut und war an der strategischen Vermögensallokation der Kunden beteiligt. So wurde ich in meinem eigenen Unternehmen Mitglied der internen Gruppe für die strategische Vermögensallokation, wo ich die Länder- und Sektorallokationen für Aktienportfolios steuerte. Außerdem lernte ich, wie die Risikoprämien von Aktien, Unternehmens- und Staatsanleihen und Immobilienanlagen miteinander interagieren und sich in einem Anlagenportfolio bestmöglich verwalten lassen. Selbst nach 19 Jahren in dieser Branche gewinne ich noch immer neues Wissen und Erfahrungen hinzu.
Jodie Stimpson: Als ich vier war, brachte mein Vater mir das Schwimmen bei, außerdem nahm mein Onkel am Ironman teil, als ich noch jünger war. Und mit neun nahmen mich mein Vater und mein Onkel zu meinem ersten Triathlon mit. Der Wettkampf nannte sich Milk Series. Ich gewann, und blieb dabei. Dass mein Vater an der Ziellinie stand, die Medien anwesend waren und ich dieses Gefühl hatte, zu gewinnen und etwas gut zu können, war eine gewaltige Motivation. Und so habe ich nie mit einer Disziplin begonnen, sondern verliebte mich gleich in den Triathlon.
Welche Fähigkeiten braucht man?
Toby Nangle: Für diesen Job braucht man sehr ausgeprägte Fachkompetenzen. Das Wichtigste jedoch ist, neuen Informationen offen gegenüberzustehen. Und das ist schwierig. Ich könnte Monate mit der Entwicklung einer neuen Anlagethese verbringen, an die noch keiner gedacht hat, und Menschen durch erfolgreiches Argumentieren und Datenanalysen davon überzeugen. Ich investiere unsere Kundengelder in diese Vorstellungen von der Welt, laufe aber auch Gefahr, mich mental darin zu verbeißen. Ganz besonders schwer ist es, die aktive Bereitschaft zu zeigen, Kundengelder nicht nur wieder abzuziehen, sondern auch zuzugeben, dass neue Informationen die eigene Arbeit infrage stellen können. Man muss flexibel und selbstbewusst sein, um zu erkennen, weshalb man sich mit den vorigen Analysen und Annahmen geirrt hat.
Jodie Stimpson: Hingabe. Der Triathlonsport nimmt einen großen Raum im eigenen Leben ein. Und wie in allen Bereichen, in denen man Erfolg haben möchte, ist auch hier Hingabe erforderlich. Aber es ist auch die Begeisterung für das, was man tut. Ohne diese Begeisterung könnte ich vermutlich nicht so viel Zeit investieren, wie ich muss. Triathlon ist sicherlich nicht die spektakulärste Sportart. Höhen und Tiefen sind an der Tagesordnung. Doch an den Start zu gehen und die eigenen Grenzen auszuloten ist das, was einen antreibt. Ich liebe meinen Sport und teste gerne neue Grenzen, um zu sehen, was mein Körper leisten kann. Wenn ich eines Tages nicht mehr aufstehen und trainieren möchte, dann ist es Zeit, mir eine andere Aufgabe zu suchen.
Welche aktiven Schritte unternehmen Sie, um im Wettbewerb die Nase vorn zu haben?
Toby Nangle: Ich konzentriere mich auf meine Ziele, also auf den Erfolg unserer Kunden, und habe Respekt vor unseren Wettbewerbern. Das ist eine gute Ausgangslage. Wichtig ist, dass einem der Erfolg nicht zu Kopf steigt. Die Gefahr, dass Erfolge ein Gefühl der Unbesiegbarkeit hervorrufen, ist in diesem Job fatal. Stattdessen ist ein ausreichendes Vertrauen in die Analyse erforderlich, für die mich mein Kunde engagiert hat, damit ich in seinem Sinne investiere. Wenn alle anderen im eigenen Umfeld die gegenteilige Meinung vertreten und in die andere Richtung investieren, kann sich das unbequem anfühlen. Mein Team und ich verfolgen bei der Vermögensallokation einen dynamischen und aktiven Ansatz, um aufkommende Chancen zu nutzen. Das Ziel besteht darin, gute Gesamtrenditen mit wenig Volatilität zu erwirtschaften.
Jodie Stimpson: Man muss sich seiner Wettbewerber immer bewusst sein. Unser Sport bleibt niemals stehen: Die Wettkämpfe werden härter, die Teilnehmer verbessern ihr Können auf dem Rad, die Läufe werden schneller, doch man kann nur sich selbst kontrollieren bzw. nur das tun, was letztlich in seiner Macht steht. Es bleibt einem nur, das Beste aus sich herauszuholen. Mein Trainer Darren Smith ist dafür zuständig, ein erfolgreiches Trainingsprogramm für mich zusammenzustellen. Er hat mir bereits einige äußerst erfolgreiche Wettkämpfe beschert. Ich hoffe, dass dieses Jahr noch weitere hinzukommen werden. Vor jedem Wettkampf schreibe ich meine Ziele auf, und für jede Disziplin haben wir eine Checkliste. Damit prüfen wir im Nachhinein, ob ich bestimmte Dinge hätte besser machen können oder besser gemacht habe, als ich dachte.
Quelle: Das Investment