SJB | Korschenbroich, 27.03.2009. Für „lächerlich billig“ hält Christoph Bruns von der Oldenburger Investmentboutique Loys viele an der deutschen Börse notierte Firmen. Bis 2013 rechnet der ehemalige Aktien–Chef von Union Investment mit jährlichen Zuwächsen von 25 Prozent. Im Gespräch mit DAS INVESTMENT.com nennt er Krisenprofiteure, gesteht bei der Titelauswahl für den von ihm betreuten Loys Global (WKN: 926229) aber auch Fehler ein.
DAS INVESTMENT.com: Sie erwarten angesichts der Billionenausgaben für staatliche Rettungspakete ein dramatisches Anziehen der Inflation, halten aber überhaupt nichts von Gold. Wie passt das zusammen?
Christoph Bruns: Ein Barren Gold bleibt immer gleich, nur der Preis ändert sich. Das ist der entscheidende Unterschied zu einem Grundstück, das man erschließen und bebauen kann, und einem Unternehmen. Nehmen Sie einen Konzern wie RWE, und schauen Sie, wie dieser sich in den vergangenen 100 Jahren verändert hat. Meist zum Positiven, denn es gibt Manager, die dafür bezahlt werden, dass sie neue Trends erkennen und den Unternehmenswert steigern. Deshalb halte ich es für viel sinnvoller, sich vor der drohenden Inflation mit Aktien zu schützen als mit Gold. Zumal erstere im Moment günstiger zu bekommen sind.
DAS INVESTMENT.com: Was sie aber nicht davor schützt, noch günstiger zu werden.
Bruns: Der Aktienmarkt gehört zu den Hauptleidtragenden der aktuellen Krise, keine Frage. Er ist viel launischer als andere Märkte, weil er so groß und so liquide ist. Gerade die im Vergleich zu anderen Märkten hohe Liquidität hat ihm in den vergangenen Monaten hart zugesetzt. Aber durch derartige Verwerfungen entstehen auch großartige Chancen, die man nutzen muss. Wenn nicht in der Baisse, wann dann?
DAS INVESTMENT.com: Einige Ihrer Favoriten im Loys Global, die Sie bereits vor Ausbruch der Finanzkrise gekauft haben, sind noch stärker abgestürzt als die gängigen Indizes – allen voran der Modeschmuckhändler Bijou Brigitte.
Bruns: Die Börse ist nicht nur launisch, sie macht auch Fehler, weil sie alles über einen Leisten schlägt. Dafür ist Bijou Brigitte geradezu ein Paradebeispiel. Der Umsatz im ersten Quartal 2009 ist stabil, die Dividendenrendite liegt bei 8 Prozent, und das Unternehmen hat nicht einen Euro Bankschulden. Beste Voraussetzungen also, um schlechter aufgestellten Konkurrenten in der Krise Marktanteile abzujagen. Und es gibt viele weitere vergleichbare Beispiele, etwa den Bekleidungshersteller Gerry Weber, das Zeitarbeitsunternehmen Amadeus Fire, den Maschinenbauer Berthold Hermle oder den Garten–Spezialisten Hans Einhell. Das Unternehmen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr bei einem Umsatz von 380 Millionen Euro einen Gewinn von 14,2 Millionen Euro erzielt, kostet an der Börse aber gerade einmal 40 Millionen Euro.
DAS INVESTMENT.com: Klingt fast so, als ob Sie dabei sind, Ihren globalen Aktienfonds in ein Sammelbecken marktenger deutscher Nebenwerte zu verwandeln.
Bruns: Wir haben im Moment tatsächlich einen klaren Fokus auf Small und Mid Caps. Nicht weil ich dort generell gern investiere, sondern weil die Chancen einfach ungleich größer sind. Dort sieht keiner so genau hin. Im Übrigen ist es ein Irrtum zu glauben, Firmen wie Siemens oder General Electric seien allein aufgrund ihrer Größe sicherer. Die einzige Sicherheit besteht – vielleicht – darin, dass der Staat sie nicht pleite gehen lässt. Aber das hat den Aktionären von Hypo Real Estate auch nichts geholfen.
DAS INVESTMENT.com: Was macht eine ehemalige Staatsfirma wie die Deutsche Post so interessant für Sie, dass Sie sie seit geraumer Zeit mit deutlich über 5 Prozent im Portfolio gewichten?
Bruns: Die Post–Aktie zu kaufen war ein Fehler. Ich habe unterschätzt, wie stark das Unternehmen noch am Gängelband des Staates hängt. Aber nun weiß man schon aus der Theorie, dass man den Irrtum am besten durch Streuung bekämpft. Weil wir an vielen Firmen beteiligt sind, dürfen wir uns mal irren. Wir tun es ungern, aber es passiert.
DAS INVESTMENT.com: Was machen Sie jetzt mit dieser Erkenntnis?
Bruns: Wir werden die Position auflösen, wenn auch nicht gleich zu den jetzigen Tiefstkursen. Anderes ist besser und auch günstiger.
DAS INVESTMENT.com: Wie lange wird es dauern, bis die Börse das honoriert?
Bruns: Das ist schwer zu sagen. Ich bin aber überzeugt davon, dass wir in dem von uns zusammengestellten Portfolio in den nächsten fünf Jahren im Durchschnitt einen jährlichen Zuwachs von 25 Prozent haben werden. Das Problem ist nur, dass der Gesamtzuwachs möglicherweise erst 2013 anfällt und wir drei oder vier Jahre lang überhaupt keine Renditen sehen. Im Moment kommt es vor allem darauf an, dass die Wirtschaft aus ihrer existenzbedrohenden Krise herausfindet. Alles andere, von der Erhaltung des Weltfriedens einmal abgesehen, ist sekundär.
DAS INVESTMENT.com: Existenzbedrohend kann eine lang anhaltende Krise auch für eine kleine Fonds-Boutique wie Loys werden. Sie haben es relativ schnell geschafft, beim verwalteten Kundenvermögen die Schwelle von 100 Millionen Euro zu überschreiten, sind mittlerweile aber wieder dahinter zurückgefallen.
Bruns: Das stimmt. Wir haben allerdings nur durch Performance Volumen verloren, nicht durch Mittelabflüsse. Das Geld kommt im Aufschwung zurück, und dann halte ich ein verwaltetes Vermögen von 300 oder 500 Millionen Euro für absolut realistisch.
DAS INVESTMENT.com: Was passiert, wenn größere Einzelinvestoren wie die Kölner Sauren-Gruppe von Ihren Managementleistungen nicht mehr überzeugt sind?
Bruns: Das Sauren-Team kennt uns und unseren Anlagestil gut, und solange wir uns nicht selbst untreu werden, sehe ich da keine Gefahr. In den Gesprächen, die wir mit unseren Investoren regelmäßig führen, geht es nicht darum, dass auch wir unter der Krise gelitten haben. Das sieht man am Chart, und nur Dumme streiten über Fakten. Stattdessen sprechen wir darüber, dass sich im Portfolio des Loys Global lächerlich billige Qualitätsaktien befinden, und diesen Nachweis können wir jederzeit erbringen.
DAS INVESTMENT.com: Sie haben mit Eckhard Sauren nicht nur einen der bekanntesten deutschen Dachfondsmanager von sich überzeugt, sondern auch die Ratingagentur Morningstar. Der Loys Global gehört zu den ersten Fonds, die dort einer qualitativen Analyse unterworfen wurden, und er hätte um ein Haar die Höchstnote erhalten – wenn nicht die Gestaltung der Performance Fee Morningstar zufolge „untragbar“ wäre.
Bruns: Die kritisierte Performance Fee von 10 Prozent auf absolut positive Erträge stammt aus dem Jahr 2000, als der Fonds aufgelegt wurde. Wir haben bei der Übernahme des Portfolios Anfang 2005 auf der Gebührenseite nichts verändert, auch nicht die im Konkurrenzvergleich mittlerweile sehr günstige Management Fee von 1,2 Prozent pro Jahr. Gehen Sie aber davon aus, dass wir uns mit diesem Thema beschäftigen und auch eine Lösung finden werden.
Von: Egon Wachtendorf
Quelle: DAS INVESTMENT.