Das Investment: Indien: Unbemerkt auf der Überholspur

sjb_werbung_das_investment_300_200Dieses Jahr blickten Anleger vor allem auf die Turbulenzen in China und den Zinspoker der US-Notenbank. Dabei entging vielen, dass Indiens Wirtschaftswachstum stark anzieht. Mark Mobius, Chef der Templeton Emerging Markets Group, blickt optimistisch in die Zukunft eines Landes, das noch stärker wachsen dürfte als China und die USA.

Indien ist bereits jetzt nach Kaufkraftparität die drittgrößte Volkswirtschaft der Welt. Das Land ist derzeit bestrebt, das sehr hohe Zinsniveau zu drücken. Daher ist Inflation ein heißes Thema. Die Reserve Bank of India (RBI) scheut in der Regel davor zurück, bei hoher Inflation die Zinsen zu senken. Allerdings ist die Lage, was Indiens Inflation angeht, verwirrend.

Inflation oder Deflation?

Betrachtet man Indiens Großhandelspreisindex (WPI), so scheint es, dass das Land eine Deflation erlebt. Im September 2015 notierte der Index bei ?4,54 Prozent. Dagegen verzeichnete der Verbraucherpreisindex (VPI) mit +4,41 Prozent im September 2015 eine Inflation. Diese Kluft gibt jedem zu denken, der sich auf die Inflationszahlen – und deren mögliche Marktauswirkungen – einen Reim zu machen versucht.

Mitglieder der indischen Regierung sowie einige prominente Wirtschaftskapitäne haben sich über die hohen Zinsen beschwert. Raghuram Rajan, der Gouverneur der RBI, zögerte jedoch, die Zinsen zu schnell und zu stark zu senken. Am 29. September gab die RBI dann schließlich nach und senkte ihren Leitzins zum vierten Mal in diesem Jahr auf nunmehr 6,75 Prozent.

In ihrer amtlichen Erklärung führte die RBI Abwärtsrisiken für das Wachstum sowie den Rückgang des Headline-VPI an. Dieser notierte im August auf dem niedrigsten Stand seit November 2014. Die RBI hat allerdings auch angemerkt, dass die Inflation noch ein paar Monate lang weiter steigen dürfte, da sich bei einigen günstigen Effekten eine Umkehr andeutet.

Rückläufige Trends bei Inflationsindizes stützen Aktienmarkt

Ich denke, dass die RBI im Hinblick auf weitere Zinssenkungen vorsichtig bleiben wird. Sehr viel wird von der Binneninflation abhängen, aber auch davon, ob das Wirtschaftswachstum zulegt oder nachlässt.

GRAFIK: Inflation in Indien

GRAFIK: Quartalsprognose für VPI-Inflation

Seit 2013 sind sowohl die Verbraucher- als auch die Großhandelspreise in Indien deutlich zurückgegangen. Dabei konzentriert sich der Großhandelspreisindex WPI auf die Preise für handelbare Güter wie Kraftstoffe und Stahl. Deren Preise sind auf den internationalen Märkten dramatisch gefallen. Der Verbraucherpreisindex ist dagegen auf Lebensmittel, Getränke, Wohnungen, Versorgungseinrichtungen und Kleidung ausgerichtet. Hier wirken sich die internationalen Rohstoffpreisbewegungen kurzfristig weniger stark aus.

Die Debatte geht weiter, doch der rückläufige Trend bei beiden Inflationsindizes verheißt Gutes für die indischen Zinssätze. Wir denken, dass das den indischen Aktienmarkt stützen dürfte – jedenfalls solange es keine unerwarteten externen Schocks gibt.

Zuversicht nach Regierungswechsel

Als im Frühjahr 2014 die neue Regierung gewählt wurde, lösten die Aussichten für Indien viel Zuversicht aus. Der indische Aktienmarkt schnellte in die Höhe. Es herrschte allgemeiner Optimismus. Gleichzeitig war klar, dass die Umsetzung der von Premierminister Narendra Modi angekündigten Reformen schwierig werden würde.

Die bisherigen Maßnahmen waren jedoch gut, und als Anleger begrüßen wir jeden Schritt in die richtige Richtung, den Indien unternimmt. Selbst wenn Modi nur einen kleineren Teil seiner versprochenen Reformen umsetzt, sehen wir das als Erfolg.

„Make in India“

Dieses Jahr hat sich Premierminister Modi mit den verschiedensten Staatschefs der Welt getroffen. Im September besuchte er die Vereinigten Staaten. Dort sprach er nicht nur mit Präsident Barack Obama, sondern auch mit Technologietitanen im kalifornischen Silicon Valley. Hier wollte er im Rahmen seiner „Make in India“-Kampagne um Investitionen sowie Unternehmensgründungen in Indien werben. Diese 2014 gestartete Kampagne soll multinationale und inländische Unternehmen dafür gewinnen, in Indien zu produzieren. Die Zielgruppe sind 25 verschiedene Wirtschaftszweige, unter anderem Autobau und Autoteile, Luftfahrt, Chemie, IT und Pharmazeutika.

Indien hat in letzter Zeit einige Auslandsinvestitionen anwerben können, doch es gibt noch Luft nach oben. Der Produktionssektor hat einen Anteil von nur 16 Prozent an Indiens Bruttoinlandsprodukt (BIP) und 1,8 Prozent am Welt-Output. Dies ist im Vergleich zu China zu betrachten, dessen Produktionssektor 34 Prozent des BIP und 13,7 Prozent der Weltproduktion ausmacht.

Damit die Produktion reibungslos laufen kann, kommt es vor allem auf die Infrastruktur an. Doch nicht nur in diesem Bereich ist noch mehr zu tun. Es bedarf auch weiterer Steuer- und Arbeitsmarktreformen. Damit dürfte Indien allgemein attraktiver für ausländische Anleger werden. Positiv für Indiens Ambitionen im Produktionssektor ist die vergleichsweise junge Bevölkerung. In Indien liegt das Durchschnittsalter bei 27, in China dagegen bei 36,8 und in den USA bei 37,8.

Robustes BIP-Wachstum erwartet

Wir sind sehr optimistisch, was Indiens Zukunft betrifft. Angesichts der derzeitigen Marktbedingungen sind wir bestrebt, unser indisches Aktienengagement durch eine Mischung aus rohstofforientierten, exportorientierten und inländischen Unternehmen zu diversifizieren. Dabei liegt unser Fokus insbesondere auf Unternehmen, denen eine weitere Währungsabwertung sowie der niedrige Ölpreis zugutekommen dürften.

Wie die Schwellenländer im Allgemeinen hat auch der indische Markt einige heftige Schwankungen erlebt. Wir denken jedoch, dass sich das schon bald ändern wird. Die Wirtschaft in diesen Ländern ist nämlich in den letzten zehn Jahren kräftiger gewachsen als in den Industrieländern. Dieser Trend dürfte sich unserer Einschätzung nach fortsetzen. In Indien wird das BIP 2015 voraussichtlich auf 7,3 Prozent und 2016 auf 7,5 Prozent steigen. Und selbst wenn die Prognose für dieses Jahr etwas schwächer ist als früher, ist sie doch robust.

Von: Mark Mobius

Quelle: DAS INVESTMENT.

Siehe auch

Citywire: Flossbach-Fonds verliert 70% seiner Assets, Commerzbank-Fonds mit auffälligen Abflüssen

Dies und mehr zeigt die Fund-Flows-Auswertung für den November. Citywire Deutschland hat die November-Daten zu den Nettomittelflüssen aller in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen Fonds anhand der Daten von Morningstar Direct analysiert. Hier finden Sie die Fonds mit signifikanten Zuflüssen im November.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert