Das Investment: Ein pauschaler Indexfonds macht keinen Sinn

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 01.09.2014. Begriffsschöpfungen wie Bric, Grenzmärkte und Fragile Fünf fassen bestimmte Schwellenländer zusammen – ebenso entsprechende Indexfonds. Thomas Böckelmann, geschäftsführender Gesellschafter der Veitsberg Gesellschaft für Vermögensbetreuung, erklärt, warum sich ein Blick in die einzelnen Länder lohnt.Schwellenländer stehen meist für überdurchschnittliches Wirtschaftswachstum, aber auch für überdurchschnittlich hohe Wertschwankungen der Kapitalmärkte.

Seitdem die Investmentbank Goldman Sachs in einem Ausblick auf das Jahr 2050 erstmals im Jahr 2003 die Abkürzung Bric für die Länder Brasilien, Russland, Indien und China verwendete, hat sich viel verändert.Neben einer Zuordnung von Schwellenländern meist nach den Regionen Asien, Lateinamerika und Europa gab es schnell sogenannte Grenzmärkte kleinerer Länder (Frontier Markets) oder im Zuge der Finanzkrise Begriffsschöpfungen wie die Fragilen Fünf.

Der Versuch, Schwellenländer oder Grenzmärkte nach unterschiedlichen Kriterien zu gruppieren, darf aber als gescheitert betrachtet werden. Zu unterschiedlich sind die Länder in ihren soziokulturellen Begebenheiten, in ihren sektoralen Schwerpunkten zum Beispiel als Rohstoffproduzent oder als Rohstoffkonsument, in der Entwicklung von Infrastruktur und Finanzsystemen und nicht zuletzt innenpolitischen Risiken.

Vor diesem Hintergrund erscheinen heute manche als Schwellenländer eingestufte Nationen weitaus stabiler als das ein oder andere europäische Land. Die Verschiedenheit der einzelnen Länder macht eine Differenzierung erforderlich – eine pauschale Abbildung der Gruppe ‚Schwellenländer‘ über einen passiven Indexfonds macht unseres Erachtens keinen Sinn.

In den Regionen sind die Ineffizienzen derart stark ausgeprägt, dass aktive Manager über ihre Titelselektion einen Mehrwert generieren können. Dieses lässt sich auch anhand von Wertentwicklungen geeigneter Produkte bei Aktien wie Anleihen über einen längeren Zeitraum belegen.

Allerdings verfügen Schwellenländer meist über kleinere illiquidere Kapitalmärkte und sie sind in der Regel von ausländischen Kapitalanlegern abhängig. Diese Tatsache führt in mehr oder weniger regelmäßigen Abständen zu heftigen Verwerfungen, da beispielsweise durch geopolitische Ereignisse bedingt ausländische Investoren ihre Gelder schnell aus den Märkten abziehen wollen.

Diese Entwicklungen drücken sich insbesondere in der Risikokennzahl Volatilität aus, die die durchschnittlichen Wertschwankungen eines Marktes misst. Naturgemäß sind die Preisschwankungen in den Schwellenländern höher als in den sogenannten etablierten Märkten. Dies führt auch dazu, dass es selbst bei hervorragenden aktiven Fonds häufig zu Favoritenwechseln kommt.

Dennoch ist es aus Sicht einer langfristigen Vermögensausrichtung ratsam, die Chancen überdurchschnittlichen Wachstums und somit eine überdurchschnittliche Rendite zu suchen. Im Rahmen eines Vermögensaufbaus sollten daher ein bis zwei auf Schwellenländer spezialisierte aktive Investmentfonds nicht fehlen.

Je nach Größe des Vermögens bieten sich aus Aktien und Anleihen gemischte Fonds oder auch Spezialisten an. Wichtig ist dabei die sorgfältige Auswahl der Fonds und die Bereitschaft, einerseits Geduld mit dem Engagement zu üben, andererseits aber auch bei Enttäuschungen konsequent zu handeln und den Fondsanbieter zu wechseln. Hier ist sicherlich eine professionelle Beratung zu empfehlen.

Im Rahmen einer übergeordneten Vermögensstruktur sollte dringend darauf geachtet werden, dass der Anteil der in Schwellenländern angelegten Gelder je nach Risikoneigung 10 bis 20 Prozent nicht übersteigt. Die seit Jahren andauernde Rallye in ausgewählten Ländern unterzeichnet oft die Risiken – welche Marktkräfte in Schwellenländern wirken, konnten wir im Zuge der Tapering-Debatte im Sommer 2013 beobachten.

Wer jetzt aber glaubt, er könnte sich den Schwellenländerschwankungen entziehen, in dem er rein auf europäische Aktien setzt, irrt jedoch. Die Umsatzverteilung einiger europäischer Luxusartikelhersteller verdeutlicht deren wachsende Abhängigkeit vom Aufbau einer Mittelschicht in den Schwellenländern.

So können theoretisch auch nur mit deutschen, europäischen oder amerikanischen Aktien die Chancen der Schwellenländer gesucht werden. Dazu müsste aber eine intensive Selektion einzelner Werte durchgeführt werden, sodass ein auf die Regionen spezialisiertes Produkt in der Regel die bessere Wahl scheint.

Thomas Böckelmann

Quelle: DAS INVESTMENT.

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