Salome Preiswerk, Gründerin des Robo Advisors Whitebox, nennt 4 Gründe, die für Robo-Advisor sprechen – und einen Punkt, in dem menschliche Berater den Online-Vermögensverwaltern überlegen sind.
1. Der Fondsberater ist eigentlich ein Fondsverkäufer
Robo-Advisor dringen unaufhaltsam in den Markt und mittlerweile gibt es kaum jemanden, der ihnen – oder jedenfalls dem Modell per se – den zukünftigen Erfolg absprechen möchte. Aber warum ist das so und wie ist es dazu gekommen? Die Ursache ist in der traditionellen Welt zu finden.
Die Vielfalt an Interessenkonflikten führt leider nach wie vor allzu oft dazu, dass der Fokus auf die Bedürfnisse des Kunden verloren geht. Anstatt zu beraten, wird verkauft – natürlich präferiert solche Produkte, die teuer sind und beispielsweise hohe Fondsgebühren sowie hohe Ausgabeaufschläge generieren. Der sogenannte Fondsberater ist also eigentlich ein Fondsverkäufer.
Zudem können die Produkte, die sich schließlich im Depot des Kunden wiederfinden, nicht wirklich als Portfolio bezeichnet werden. Es handelt sich mehr eine zufällige Ansammlung von Produkten als ein auf Basis einer schlüssigen Assetallokation hergeleitetes Portfolio.
So jedenfalls gestaltet sich die Situation von Kunden, die noch keinen Zugang zu hochwertiger Vermögensverwaltung haben. Dort bekommen Kunden demgegenüber meist, aber bedauerlicherweise auch nicht immer, ein höherwertiges Portfoliomanagement sowie darüber hinaus gehende, „komplexere“ Dienstleistungen wie Steuerstrukturierungen und Finanzplanungen.
2. Kostenvorteil durch Automatisierung
Der schnelle Fortschritt der Technik sowie der Siegeszug der ETFs als Anlageprodukte hat in den letzten Jahren das Entstehen von Robo-Advisor gefördert. Der Berater wird durch einen online-basierten Anlageprozess ersetzt. Zudem ist das Portfoliomanagement mehr oder weniger digitalisiert. Im Idealfall sind die Online-Lösungen so gestaltet, dass der Anlageprozess als solcher sogar Spaß macht – eine gerade in Deutschland für viele Anleger völlig neue Erfahrung.
Aufgrund des Automatisierungsgrades können Robo-Advisor ihre Dienstleistung zu deutlich moderateren Preisen anbieten als ihre etablierten Wettbewerber. So rentiert sich bei ihnen auch die Betreuung von Anlegern mit geringeren Anlagevolumina.
3. Kostenvorteil durch günstige Produkte
Zudem nutzen Robo-Advisor, zumindest jene mit Transparenzanspruch und interessenkonfliktfreien Modell, typischerweise kostengünstige Produkte. Das allein sorgt schon für einen Kosten- und damit auch Ertragsvorteil gegenüber den von Fondsberatern gerne empfohlenen aktiv verwalteten Fonds, deren häufig hohe Kosten nur äußerst selten durch eine gegenüber einem Vergleichsindex erzielte Überrendite zu rechtfertigen sind.
Gesamthaft profitiert der Kunde eines Robo-Advisors also von erhöhter Qualität kombiniert mit niedrigeren Kosten. Dies liefern bereits die Robo-Advisor der ersten Generation. Da sie jedoch lediglich als Vermittler im Markt auftreten, ist das angebotene Portfolio und dessen Assetallokation starr und beinhaltet keinerlei Risikomanagement – das eigentliche Kernstück eines Portfoliomanagements.
4. Hochqualitatives Portfoliomanagment
Seit Anfang 2016 gibt es Robo-Advisor der zweiten Generation, die das Defizit der ersten Generation überwinden. Voraussetzung dafür ist, dass sie über eine Lizenz von der Finanzdienstleistungsaufsicht BaFin verfügen. Denn nur so ist es ihnen möglich, eine diskretionäre Vermögensverwaltung mit echtem Portfoliomanagement anzubieten.
Die Modelle und Methoden der noch sehr wenigen Anbieter in diesem Bereich wiederum unterscheiden sich erheblich. Gemein ist ihnen jedoch, dass sie in die Portfoliozusammensetzung ihrer Kunden eingreifen dürfen – und dies auch tun. Sie betreiben aktives Risikomanagement und gehen damit deutlich weiter als das Angebot von traditionellen Fondsberatern und Robo-Advisorn der ersten Generation.
Sie dringen zunehmend in den Tätigkeitsbereich von traditionellen Privatbanken und Vermögensverwaltern ein und müssen sich hinsichtlich der angebotenen Qualität des Portfoliomanagements ganz und gar nicht hinter diesen verstecken. Dies wohlgemerkt zu deutlich geringeren Kosten und bereits ab sehr niedrigen Anlagevolumen.
Persönliche Beratung als Vorteil während Marktturbulenzen
Doch wo sind die Berater aus Fleisch und Blut noch im Vorteil? Häufig wird das Argument angeführt, dass der Kunde besonders in schwierigen Marktphasen darauf angewiesen ist, einen Ansprechpartner zu haben. Dem Argument kann man sich nicht ganz entziehen.
Doch auch hier haben die Robo-Advisor auf mannigfaltige Weise nachgelegt. So hilft beispielsweise der Ansatz des zielbasierten Anlegens, nachgewiesenermaßen dabei, dass der Fokus des Kunden weg von der Anlage an sich hin zu seinem finanziellen Ziel gerichtet wird. Dem Kunden wird anschaulich gemacht, dass sich kurzfristige Turbulenzen nur selten nachhaltig auf die Erreichungswahrscheinlichkeit seines Ziels auswirken. Außerdem werden zunehmend Ansätze verfolgt, den Kunden mittels aktiver Kommunikation durch schwierige Marktbedingungen zu begleiten.
Fazit: Hybridmodelle als goldener Mittelweg
Für Berater mit echtem Mehrwert und/oder besonderem Wissen besteht angesichts des Vormarsches der Robo-Advisor aber (noch) kein Grund zur Sorge. Sie können gar von Kooperationen mit selbigen profitieren: Anstatt ihre Zeit mit administrativen Aufgaben oder der Portfoliozusammenstellung zu verbringen, könnten sie diese jenen Themen widmen, die sie von der Konkurrenz abheben und die für Kunden besonders wichtig sind, wie z.B. komplexe Finanz- und Nachlassplanungen oder Steuerstrukturierungen. Eine Zusammenarbeit kann also für beide Seiten gewinnbringend sein.
Über die Autorin: Salome Preiswerk ist Gründerin und Geschäftsführerin des Robo AdvisorsWhitebox
Von: Salome Preiswerk
Quelle: DAS INVESTMENT.