Das Investment: Gold-Serie, Teil 1: Martin Siegel: „Kurspotential von mehreren 100 Prozent für Goldminenaktien“

sjb_werbung_das_investment_300_200Der jüngste Goldpreisanstieg sei vor allem auf spekulative Käufe zurückzuführen, meint Martin Siegel. Warum er trotzdem mit steigenden Preisen für Gold und Goldminenaktien rechnet und welche Papiere derzeit zu seinen Favoriten zählen, erklärt Edelmetallexperte, Fondsmanager und Geschäftsführer der Investmentgesellschaft Stabilitas im Gespräch mit DAS INVESTMENT.com.

DAS INVESTMENT.com: Nach massiven Verlusten im vergangenen Jahr geht es mit dem Goldpreis seit Jahresanfang wieder nach oben. Übliche Marktausschläge oder der Beginn einer Erholungsphase?

Martin Siegel: Der Goldpreis verzeichnete den größten Einbruch bereits im Jahr 2013 und kann sich in vielen Währungen bereits seit Anfang 2014 stabilisieren. Es gibt zwei wesentliche fundamentale Veränderungen im Vergleich zu den Erholungsversuchen in den Jahren 2014 und 2015. Ende 2015 konnten bereits umfangreiche Käufe von nordamerikanischen Standardgoldminenaktien beobachtet werden. Diese wurden durch extrem negative Goldpreisprognosen der Investmentbanken begleitet. Im Februar verzeichneten die ETFs Käufe von 185 Tonnen Gold, was etwa 75 Prozent der aktuellen Goldproduktion entspricht. Begleitet wurden diese Käufe durch einen sprunghaften Anstieg der Goldminenaktienkurse, was zusammen genommen ein enorm positives Signal für den Gesamtmarkt bedeutet.

Auch die Nachfrage nach Gold ist stark gestiegen. Wie erklären Sie sich das?

Es kann vermutet werden, dass sich ganz große Adressen bereits Ende 2014 für einen Goldpreisanstieg positioniert haben und den Goldpreis jetzt über die Terminmärkte und Käufe von ETFs nach oben treiben. Wie der vorangegangene Preisrückgang ist auch der aktuelle Preisanstieg vor allem auf spekulative Käufe von Investoren und weniger auf Veränderungen am physischen Markt zurückzuführen.

In der aktuellen Diskussion über die Bargeld-Obergrenzen sehen einige Marktbeobachter bereits den ersten Schritt zu einer Bargeld-Abschaffung. Ohne Bargeld bliebe Gold der einzige Ausweg, um dem Negativzins und damit der drohenden Enteignung der Bürger zu entkommen. Können Sie diese Argumentation nachvollziehen?

Siegel: Ja, absolut. Während große Investoren auf Schattenbanken in Offshore-Zentren ausweichen können, bleiben dem Sparer nur wenige Alternativen, um liquides Vermögen vor dem Staatszugriff in Sicherheit zu bringen. Neben Gold sind dies andere Edelmetalle, Diamanten, Briefmarken, Gemälde und ähnliche Wertgegenstände.

Könnten die Diskussionen über Bargeld-Obergrenzen mit ein Grund für steigende Goldnachfrage gewesen sein?

Siegel: Der Anteil dürfte marginal sein. Anleger, die sich mit den Auswirkungen des kollabierenden Papiergeldkreditscheinsystems auseinander setzen, sind bereits seit vielen Jahren in Edelmetallen investiert. Viele Anhänger des Papiergeldes können die Auswirkungen einer Abschaffung des Bargelds gar nicht überschauen und bleiben dem Papiergeld beziehungsweise dem Plastikgeld treu. Nur wenn die Diskussion über die Abschaffung des Bargelds anhält, wird sich die Nachfrage nach Gold als Papiergeldersatz längerfristig erhöhen.

Auch Goldminen profitieren vom aktuellen Goldrausch: Die Kurse der Goldminen-Aktien haben sich in den letzten Tagen sogar verdoppelt. Sind diese Aktien nun fair bewertet oder ist da noch Luft nach oben.

Die Aktien sind gemessen am aktuellen Goldpreis fair bewertet. Sollte der Goldpreis jedoch die Trendwende vollzogen haben und in Richtung der alten Höchststände bei 1.900 US-Dollar pro Unze ansteigen, würde sich für die Goldminenaktien weiteres Aktienkurspotential von mehreren Hundert Prozent eröffnen.

Können Goldproduzenten auf dem aktuellen Preisniveau profitabel arbeiten?

Vor allem durch die Schwäche des australischen und des kanadischen Dollars sowie durch den Verfall der Energiepreise arbeiten die meisten Goldminenproduzenten aktuell mit soliden Gewinnen.

Ist die Konsolidierungswelle auf dem Goldminen-Markt schon vorbei? Und sind Minengesellschaften, die die Goldpreiseinbrüche des vergangenen Jahres überstanden haben, mittlerweile besser aufgestellt als vor den Preiseinbrüchen.

Hier muss deutlich differenziert werden. Die australischen Werte produzieren bereits seit Anfang 2015 steigende Gewinne und verzeichnen steigende Aktienkurse. Aktuell profitieren vor allem die südafrikanischen Werte von der Schwäche des Rand. Die Fortsetzung der Konsolidierung wird sicherlich erst fortgesetzt, wenn die Kurse der Gesellschaften gestiegen sind und sich das Umfeld deutlich verbessert hat.

Was sind derzeit die Hauptprobleme der Minenbetreiber?

Das Hauptproblem sind die Verluste aus den Jahren 2013 und 2014, die oft in den Bilanzen versteckt sind. Viele Unternehmen müssen dringend Kapitalerhöhungen durchführen, um nicht illiquide zu werden. Das wird die Kurse der schwächeren Werte in den nächsten Monaten belasten.

Was sind derzeit Ihre Favoriten unter den Minengesellschaften?

Nach den größeren australischen Werten im Vorjahr werden derzeit die nordamerikanischen Blue-Chips und die südafrikanischen Werte favorisiert. Im weiteren Verlauf der Hausse sollten die mittelgroßen nordamerikanischen und die kleineren australischen Werte in den Focus rücken.

Wo steht der Goldpreis am Jahresende? Und in drei beziehungsweise in zehn Jahren?

Siegel: Da ich leider in Davos nicht eingeladen war, wo solche exakten „Vorhersagen“ entschieden werden, muss ich etwas spekulieren. Vorstellbar wäre für mich:

Jahresende: 1.500 Dollar/Unze.
In 3 Jahren: 2.500 Dollar/Unze und
In 10 Jahren 5.000 Dollar/Unze oder ein privates Goldbesitzverbot in einer sozialistischen Welteinheitsregierung oder ein Goldstandard in einer weiterhin freien Welt mit einem festen Wechselkurs nach einer Währungsreform

Von: Svetlana Kerschner

Quelle: DAS INVESTMENT.

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