Das Investment: Franklin-Templeton-Manager Norman Boersma: „In diesen 3 Ländern sehen wir gute Gelegenheiten“

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Im Interview mit DAS INVESTMENT erklärt Norman Boersma, Fondsmanager des Franklin-Templeton-Flaggschiffs Templeton Growth Fund, warum er seinen Anlageansatz auch in mageren Jahren für Value-Investoren hochhält – und in welche Richtung er momentan seine Fühler ausstreckt. DAS INVESTMENT: Herr Boersma, verraten Sie uns bitte die größte Überraschung, die Sie an den Finanzmärkten in den vergangenen fünf Jahren erlebt haben.

Norman Boersma: Das Ausmaß, in dem der gegenwärtige Wirtschaftszyklus durch die Zentralbanken gedämpft und auch ausgedehnt wurde, ist überraschend und alarmierend. Wir leben in extremen Zeiten. Im Moment ist es mehr die Ruhe und nicht das Chaos, was extrem erscheint. Zinssätze sind rekordniedrig, Schwankungen beim globalen Wachstum auf einem Tiefpunkt seit Generationen. Auch die Inflation schwankt weltweit sehr wenig.

Auf gesellschaftlicher Ebene hat uns die Gegenbewegung gegen die Globalisierung überrascht. Als ein Pionier des globalen Investierens haben wir die positiven Auswirkungen der Globalisierung direkt mitbekommen. Sie hat hunderten Millionen Menschen aus der Armut geholfen und große Fortschritte bei Bildung und im Gesundheitswesen bewirkt. Der Schlüssel für Wachstum, Stabilität und Frieden im 21. Jahrhundert wird sein, die Nöte derer zu lindern, die von der Globalisierung abgehängt wurden.

Welche Entwicklung der globalen Märkte beunruhigt Sie am meisten?

Boersma: Die Abhängigkeit von Schulden und die von außen auf die Märkte einwirkende Politik. Die Zentralbanken der Welt haben ihre Bilanzen zusammengenommen fast vervierfacht. Riesige Summen von Staats- und Unternehmensschulden wurden vom öffentlichen Sektor absorbiert. Die US-Notenbank Fed will die expansive Geldpolitik jetzt wieder zurückdrehen. Die EZB und die Bank of Japan werden das wohl ebenfalls anstreben. Auf dem Weg drohen allerdings viele Fallen. Es könnten Vermögenspreisblasen platzen, die durch die reichlich in Umlauf gebrachte Liquidität entstanden sind. Zinssätze könnten in die Höhe schießen, was Schuldner, darunter auch Staaten, in Schwierigkeiten brächte. Beim Zurückfahren der lockeren Geldpolitik betreten wir Neuland. Wir erwarten auf jeden Fall einen unebenen Weg.

Während der vergangenen Jahre hatten Value-Investoren lange das Nachsehen. Sie haben im Templeton Growth Fund allerdings am Value-Anlageansatz festgehalten. Halten Sie das im Nachhinein für eine gute Idee?

Boersma: Anlegergeld ist vor allem in Unternehmen mit hohen organischen Wachstumsraten und guter Preissetzungsmacht geflossen. Diese erfüllen eher die Kriterien für „Growth“- und nicht für „Value“-Aktien. Das war allerdings eine ungewöhnliche Phase und vieles ändert sich momentan wieder. Auch wenn der Zyklus seit der globalen Finanzkrise schwierig war: Historisch betrachtet hat der Templeton Growth Fund den breiten Markt im Laufe der Zeit übertroffen – und auch den Value-Index.

Auf gesellschaftlicher Ebene hat uns die Gegenbewegung gegen die Globalisierung überrascht. Als ein Pionier des globalen Investierens haben wir die positiven Auswirkungen der Globalisierung direkt mitbekommen. Sie hat hunderten Millionen Menschen aus der Armut geholfen und große Fortschritte bei Bildung und im Gesundheitswesen bewirkt. Der Schlüssel für Wachstum, Stabilität und Frieden im 21. Jahrhundert wird sein, die Nöte derer zu lindern, die von der Globalisierung abgehängt wurden.

Welche Entwicklung der globalen Märkte beunruhigt Sie am meisten?

Boersma: Die Abhängigkeit von Schulden und die von außen auf die Märkte einwirkende Politik. Die Zentralbanken der Welt haben ihre Bilanzen zusammengenommen fast vervierfacht. Riesige Summen von Staats- und Unternehmensschulden wurden vom öffentlichen Sektor absorbiert. Die US-Notenbank Fed will die expansive Geldpolitik jetzt wieder zurückdrehen. Die EZB und die Bank of Japan werden das wohl ebenfalls anstreben. Auf dem Weg drohen allerdings viele Fallen. Es könnten Vermögenspreisblasen platzen, die durch die reichlich in Umlauf gebrachte Liquidität entstanden sind. Zinssätze könnten in die Höhe schießen, was Schuldner, darunter auch Staaten, in Schwierigkeiten brächte. Beim Zurückfahren der lockeren Geldpolitik betreten wir Neuland. Wir erwarten auf jeden Fall einen unebenen Weg.

Während der vergangenen Jahre hatten Value-Investoren lange das Nachsehen. Sie haben im Templeton Growth Fund allerdings am Value-Anlageansatz festgehalten. Halten Sie das im Nachhinein für eine gute Idee?

Boersma: Anlegergeld ist vor allem in Unternehmen mit hohen organischen Wachstumsraten und guter Preissetzungsmacht geflossen. Diese erfüllen eher die Kriterien für „Growth“- und nicht für „Value“-Aktien. Das war allerdings eine ungewöhnliche Phase und vieles ändert sich momentan wieder. Auch wenn der Zyklus seit der globalen Finanzkrise schwierig war: Historisch betrachtet hat der Templeton Growth Fund denWas zeichnet speziell den Value-Ansatz im Templeton Growth Fund aus?

Boersma: Wir schauen in die Zukunft. Unser Ansatz ist viel dynamischer und eignet sich mehr für den langfristigen Anlageerfolg als ein statischer, an der Vergangenheit orientierter Value-Ansatz. Ein Value-Index setzt sich aus Aktien zusammen, die bezogen auf die Fundamentaldaten des laufenden oder des vorangegangenen Jahres günstig erscheinen. Wir dagegen versuchen, einen ganzen Zyklus zu überblicken. Im Mittel haben wir einen Fünf-Jahres-Horizont. Wir ordnen Bewertungen von Aktien ein, indem wir die Preise mit unserer Erwartung abgleichen – zu den zukünftig wieder normalisierten Gewinnen, dem Cash-Flow und dem Wachstumspotenzial der Unternehmen.

Wo finden Sie momentan unterbewertete Aktien?

Boersma: Gute Gelegenheiten sehen wir in Europa. Europa befindet sich in einem früheren Stadium des Wirtschaftszyklus als die USA. Der Kontinent profitiert von steigenden Erträgen, einem sich erholenden Beschäftigungsmarkt, steigendem Konsum und reger Nachfrage nach Geldanlage. Bei Wahlen haben sich zuletzt pro-europäische wachstumsorientierte Reformer durchgesetzt. Europäische Aktien sind im Vergleich zu anderen Weltregionen günstig.

Gibt es Länder, die Sie besonders interessant finden?

Boersma: Das größte Übergewicht in Europa haben wir im Vereinigten Königreich, in den Niederlanden und Frankreich. Trotz Brexit halten wir das Vereinigte Königreich für einen attraktiven Aktienmarkt. Britische Aktien bieten sehr hohe Dividendenrenditen und günstige Unternehmensbewertungen. Das schwache Britische Pfund gibt zusätzlich Rückenwind: Viele im FTSE 200 notierten Unternehmen erwirtschaften ihre Erträge im Ausland. Auch in den Niederlanden sind wegen günstiger Steuerbedingungen große Unternehmen oft international tätig. Frankreich hat sich lange vor allem mit lästiger Bürokratie und Regulierung einen Namen gemacht, Das hat zumindest die Bewertungen günstig gehalten. Die Reform-Pläne von Präsident Macron für Arbeitsmarkt, Steuergesetze oder Rentensystem können die französische Wirtschaft wieder dynamischer und wettbewerbsfähiger machen.

Und außerhalb Europas?

Boersma: Chancen sehen wir auch in Schwellenländern. Von 2011 bis 2016 liefen sie schlechter als Industrieländer, dann wendete sich das Blatt. Schwellenland-Titel werden nach wie vor mit Abschlag gegenüber Titeln aus Industrieländern gehandelt. Wir wollen nicht zu sehr generalisieren, die Länder sind sehr heterogen. Allerdings glauben wir, dass viele dieser Märkte heute weniger verwundbar sind als früher.breiten Markt im Laufe der Zeit übertroffen – und auch den Value-Index.

Von: Ansgar Neisius, Iris Bülow

Quelle: Das Investment

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