Klassische Anleihe-Strategien sind out – wer im aktuellen Nullzins-Umfeld als Rentenfondsmanager Erfolg haben will, muss vor allem flexibel agieren. Der aktuelle Crashtest untersucht, welche der bei der Analysegesellschaft FWW als Renten-Strategiefonds gelisteten Produkte den besten Eindruck hinterlassen.
„Das neue Marktumfeld erfordert Lösungsalternativen im Anleihebereich“, meint Michael Mewes, Kundenportfolio-Manager für globale Anleihe-Strategien bei J.P. Morgan Asset Management. Neben den an gängigen Indizes orientierten Klassikern entsteht eine neue Klasse von Rentenfonds, bei denen ein flexibles Konzept im Fokus steht. „Die Manager investieren dabei ohne Rücksicht auf eine Indexzugehörigkeit in ihre besten Ideen”, so Mewes.
Die besten Renten-Strategiefonds:
1. JPM Global Absolute Return Bond USD
2. Standard Life Absolute Return Global Bond Strategies GBP
3. Pimco Diversified Income Duration Hedged USD
4. Robeco Flex-o-Rente (EUR)
5. RWC Core Plus Fund EUR
GRAFIK: weitere Fonds und Gesamtperformance
Eine einheitliche Bezeichnung gibt es für solche Fonds nicht. Unconstrained-Ansatz nennen es die einen. Andere sprechen von Strategiefonds. Auch sind die Fonds aufgrund ihrer großen Freiheiten nur schwer vergleichbar.
Im aktuellen Crashtest haben wir neun Fonds analysiert, die die Münchner Analysegesellschaft FWW der Kategorie Renten Strategie Long-Short Welt zuordnet. Dort dürfen die Fondsmanager sowohl auf steigende als auch auf fallende Anleihekurse setzen. Im Vordergrund stehen – ähnlich wie bei Total-Return-Fonds – absolute Erträge, die aber zumindest auf Drei-Jahres-Sicht recht mager ausfallen.
Bei den Ergebnissen dürfte die Fondswährung eine nicht zu ignorierende Bedeutung spielen. Gerade gegenüber dem US Dollar und dem Britischen Pfund hat der Euro in jüngster Zeit an Wert verloren. Alle drei Sieger-Fonds lauten deshalb auf US-Dollar- oder Britische Pfund.
Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt
Platz 1: JPM Global Absolute Return Bond USD
Bei diesem im Oktober 2010 aufgelegten Produkt verfolgt Fondsmanager Matthew Pallai einen breiten marktneutralen Ansatz. Er kann in einzelne Papiere, aber auch in ganze Sektoren long oder short investieren. Er hat die volle Flexibilität, auf sich ändernde Marktgegebenheiten innerhalb des Anleiheuniversums zu reagieren. Dabei liegt sein Anlagehorizont bei 12 bis 36 Monaten.
Die durchschnittliche Duration kann Pallai zwischen plus zwei Jahren und minus zwei Jahren bewegen und so bei einem drohenden Zinsanstieg das Zinsrisiko komplett herausnehmen. Zurzeit agiert er relativ zinsrisikofreudig: Ende September lag die Duration bei 0,9 Jahren.
Um seine Performance zu steigern, nutzt Pallai auch Fremdwährungen. Mindestens 80 Prozent des Fonds sind allerdings in der Fondswährung US-Dollar investiert oder auf US-Dollar abgesichert. Für Anleger, die das Dollarrisiko scheuen, gibt es aber auch eine auf Euro abgesicherte Variante des Fonds.
Ziel der von Pallai verfolgten Strategie ist es, eine Rendite in Höhe des ICE Overnight USD Libor plus 2 Prozent zu erreichen. Die Volatilität soll sich in einer Spanne von 1 bis 5 Prozent bewegen und im Durchschnitt 3 Prozent nicht überschreiten. Stärkstes Jahr auf Dollar-Basis war das Kalenderjahr 2012 mit einem Plus von 4 Prozent. 2011 und 2013 hingegen lag der Fonds leicht im Minus.
Knapp 50 Prozent des Fondsvermögens waren Ende September am Geldmarkt investiert. 11 Prozent steckten in High Yields, die restlichen rund 40 Prozent in Investmentgrade-Anleihen. Außer auf US-Titel (75 Prozent des Fondsvermögens) setzt Pallai vor allem auf japanische Anleihen.
Platz 2: Standard Life Absolute Return Global Bond Strategies GBP
Das diesen Fonds betreuende, aus Sebastian Mackay, Roger Sadewsky und Katy Forbes bestehende Team setzt auf einen bunten Strauß aus Anlageideen. Diese sucht das Trio in der gesamten Rentenwelt, wobei es von über 100 Portfoliomanagern und Analysten unterstützt wird. Die 20-köpfige Strategic Investment Group von Standard Life prüft zudem jede Investmentidee.
Der Anlagehorizont liegt bei 18 bis 24 Monaten, bis dahin sollte sich ein Investment ausgezahlt haben. Insgesamt kommen etwa 20 bis 30 Ideen ins Portfolio, von denen die Manager wirklich überzeugt sind. Durch eine entsprechend breite Diversifizierung soll die Volatilität des Gesamtportfolios auf 2 bis 4 Prozent gemindert werden und damit deutlich unter den summierten Schwankungen der einzelnen Strategien liegen.
Mackay, Sadewsky und Forbes wollen unabhängig von den Marktgegebenheiten positive Erträge erzielen. Die über eine Drei-Jahres-Periode angestrebte Rendite soll pro Jahr 3 Prozentpunkte über dem Drei-Monats-Libor liegen. Die Gewichtung der Anlageideen erfolgt anhand ihres Risikos. Größten Anteil am Portfolio hat zurzeit das Durationsrisiko. Währungs-, Cross-Markets-, Kredit- und Zinskurvenrisiken sind in etwa gleich gewichtet.
Derzeit setzt das Standard-Life-Team auf eine weitere Erholung der US-Wirtschaft, zum Beispiel über Long-Positionen im US-Dollar. Zugleich glaubt es, dass strukturelle Faktoren das Wachstum in der Eurozone beeinträchtigen. Anlageideen dazu sind europäische Hochzinsanleihen, Long-Positionen auf italienische reale Renditen und Short-Positionen auf den Euro. In Asien erwarten die Fondsmanager eher eine Abkühlung. Dort setzen sie auf koreanische Zinsen und shorten asiatische Währungen.
Platz 3: Pimco Diversified Income Duration Hedged USD
Der 2011 gestartete Fonds der Allianz-Tochter Pimco ist eine Weiterentwicklung des bereits 2005 aufgelegten Pimco Diversified Income Fund. Beide Fonds bieten einen breiten Zugang zu den globalen Kreditmärkten. Sie investieren vornehmlich in drei Gruppen von Anleihen: in Investmentgrade-Unternehmensanleihen, in High-Yield-Unternehmensanleihen und in Emerging-Markets-Anleihen von Staaten und Unternehmen. „Wir können ebenfalls in andere kreditorientierte Instrumente wie Bank Loans, Wandelanleihen oder Asset Backed Securities investieren”, ergänzt Fondsmanagerin Eve Tournier.
Das zusätzliche Element beim Pimco Diversified Income Duration Hedged ist die weitgehende Absicherung des Zinsrisikos. „Der Fonds bietet damit eine Anlagelösung für Anleger, die das Risiko von steigenden Zinsen aus ihrem Portfolio heraushalten oder reduzieren wollen“, erklärt Tournier.
Die Absicherung versucht Tournier zunächst durch die Konzentration auf variabel verzinste und kurzlaufende Anleihen zu erzielen. Sind diese zu keinem angemessenen Preis zu haben, fokussiert sie sich auf klassische fest verzinste Anleihen und sichert deren Zinsrisiko über Derivate ab.
Aktuell hat Tournier Unternehmensanleihen sowohl aus dem Investmentgrade- als auch aus dem Hochzins-Bereich übergewichtet. Im Investmentgrade-Bereich findet sie vor allem US-Titel günstig bewertet. Und auch bei den High Yields bevorzugt sie aus Liquiditätsgründen US-Anleihen gegenüber europäischen Titeln.
In den Schwellenländern ist sie vorsichtiger. Hier agiert sie taktisch und versucht Marktschwankungen auszunutzen, hält sich aber von Ländern mit schwachen Fundamentaldaten fern.
Von: Sabine Groth
Quelle: DAS INVESTMENT.