Große Freiheiten, kleine Vergleichsgruppe – nur eine Minderheit der ohne feste Anlagegrenzen flexibel anlegenden Mischfonds beschränkt sich auf Europa. Die besten von ihnen überzeugen jedoch mit konstanten Ergebnissen.
Europa sehen viele Experten als eine der aussichtsreichsten Anlageregionen für Aktien im Jahr 2016. Das anhaltende Anleihe-Kaufprogramm der Europäischen Zentralbank, aber auch Anzeichen für eine konjunkturelle Erholung lassen auf steigende Kurse hoffen. Anleger, denen reine Aktienfonds zu riskant sind, können auf flexible Mischfonds ausweichen, die ausschließlich oder zumindest schwerpunktmäßig in Europa investieren.
Tabelle: DIE BESTEN FLEXIBLEN EUROPÄISCHEN MISCHFONDS
Ein knappes Dutzend solcher Fonds haben wir im aktuellen Crashtest analysiert. Wie schon vor gut einem Jahr liegen auch dieses Mal der anleihelastige Invesco Pan European High Income Fund und der eher aktienlastige Unirak von Union Investment auf den ersten beiden Plätzen – allerdings in umgekehrter Reihenfolge. Der Unirak muss sich dieses Jahr mit dem zweiten Platz zufrieden geben, erlangt aber die Spitzenposition im Bereich Performance.
Auf dem dritten Platz liegt der Oddo Pro Actif Europe der französischen Gesellschaft Oddo Meriten. Dessen Manager Pascal Riegis und Emmanuel Chapuis können den Aktienanteil des europäischen Mischfonds zwischen 0 und 100 Prozent variieren. 2015 schwankte er zwischen 50 und 70 Prozent. Mit 9,5 Prozent erreichte der Fonds die beste Ein-Jahres-Performance in der Anlagekategorie. Nicht alle Fonds schafften es 2015 ins Plus. Im Stresstest überzeugte der Oppenheim DA, bei dem ein quantitatives Prognosemodell bei der Allokationsanpassung hilft.
Die drei Siegerfonds im Kurz-Porträt
Der Gesamtsieger: Invesco Pan European High Income Fund
Ziel des Mischfonds der britischen Gesellschaft Invesco ist es, hohe Erträge (Income) aus Kapitalanlagen zu erzielen. Die wichtigste Ertragsquelle sind Zinsen. Denn Paul Read, der den Fonds seit Auflegung 2006 managt, sowie Co-Manager Paul Causer, der seit 2008 dabei ist, sind Anleihe-Spezialisten. Mindestens 50 Prozent des Fondsvermögens stecken stets in europäischen Rentenpapieren.
Dort setzen die beiden Manager aber durchaus auch auf etwas risikoreichere Titel. Über 40 Prozent des Fondsvermögens bestehen zurzeit aus High-Yield-Anleihen (Stand: 30. November 2015). Dabei bevorzugen sie Papiere von größeren, hochklassigen und etablierten Unternehmen mit geringem Ausfallrisiko. Knapp ein weiteres Viertel des Fonds steckt in Anleihen mit Investmentgrade-Rating, vornehmlich in Unternehmensanleihen.
Knapp 15 Prozent des Fondsvermögens halten die Manager als Cash. Wenn sie es für angebracht halten, können sie diese Quote bis auf 30 Prozent hochfahren. Ebenfalls bis zu 30 Prozent können sie in Aktien investieren. Das übernimmt Stephanie Butcher, die seit 2012 für den Aktienanteil des Fonds zuständig ist. In den ersten Jahren lag dieser eher bei unter 10 Prozent. Mittlerweile ist er allerdings auf über 20 Prozent gestiegen. Auch Butcher investiert ertragsorientiert und hat daher Unternehmen mit hoher und nachhaltiger Dividende im Visier.
Zwar muss sich der Fonds in der Performance-Wertung mit dem zweiten Platz zufrieden geben. Über fünf Jahre ist er aber mit einem Plus von knapp über 53 Prozent der beste in der Kategorie. Gleichzeitig schneidet er im Stresstest mit dem dritten Platz ebenfalls gut ab. Das Anlageziel „attraktive Erträge bei möglichst geringem Risiko“ kann also als erfüllt angesehen werden.
Der Performance-Sieger: Unirak
Der Mischfonds wurde bereits 1979 von Union Investment aufgelegt. Die durchschnittliche jährliche Rendite liegt seither bei 7,7 Prozent. Oder, etwas anschaulicher: Aus einem anfänglichen Startkapital von 1.000 Euro wären in dieser Zeit rund 15.000 Euro geworden. Auch in jüngerer Zeit überzeugte der Fonds. Über die vergangenen fünf Jahre legte er Im Schnitt 8,3 Prozent im Jahr zu. Diesen Wert erzielte er auch 2015 – und zählte damit zu den Besten der Fondskategorie.
„Rak“ steht für Renten und Aktien, die beiden im Fonds vertretenen Anlageklassen, wobei die Aktien dominieren. Die strategische Allokation liegt bei zwei Drittel Aktien und einem Drittel Renten. Davon weichen die Fondsmanager nicht allzu weit ab, auch wenn sie theoretisch könnten. Wichtiger als die Gewichtung der Anlageklassen sind ihnen die vielen Möglichkeiten der Einzeltitelselektion im Aktienbereich und der Zins- und Bonitäten-Steuerung auf der Rentenseite.
Thomas Jökel, der seit Anfang 2000 den Fonds managt und für die Aktien zuständig ist, investiert nicht nur europäisch, sondern international. Rund 50 Prozent müssen mindestens in Aktien stecken, davon knapp die Hälfte in deutschen Unternehmen. Tatsächlich liegt der Deutschlandanteil aber meist bei über der Hälfte. Zu Jahresende steckten 32 Prozent des Gesamtportfolios in deutschen Aktien.
Um den Anleiheanteil, der mindestens 26,25 Prozent ausmachen muss, kümmert sich der Rentenspezialist Jörg Warncke (im Bild zu sehen), der vornehmlich auf Euro-Anleihen setzt. Der Cash-Part kann auf bis zu 25 Prozent hochgefahren werden, spielt zurzeit aber kaum eine Rolle.
Der Stresstest-Sieger: Oppenheim DA
100 Punkte – im Bereich Stresstest erzielt der bei der Deutschen Asset Management aufgelegte Fonds die Höchstpunktzahl. In allen drei Disziplinen – Volatilität, maximaler Verlust und Beta-Faktor – erreicht der Fonds die besten Werte. In der Gesamtwertung liegt er auf Platz 4. Er wird von der Deutsche-Bank-Tochter Sal. Oppenheim gemanagt.
Zuständig ist seit August 2012 Lars Edler. Der Leiter der Investmentstrategie des 1789 gegründeten Kölner Bankhauses mischt europäische Aktien und Renten. Die Mischung wird je nach Markteinschätzung angepasst. Signale liefert hierfür ein quantitatives Prognosemodell. Die Anpassung erfolgt jeweils auf Monatssicht.
Im Aktienbereich setzt Edler vor allem auf Small und Mid Caps. Zum Beispiel gehören die britischen Baugesellschaften Bellway, Persimmon und Barrat Developments zum Portfolio. Als größte Positionen haben sie einen Anteil von gerade einmal 0,4 Prozent. Allerdings hat Edler aktuell (Stand: 31. Dezember 2015) auch nur knapp 13 Prozent Aktien im Portfolio. Der Rest steckt vor allem in Anleihen.
Unternehmensanleihen sind dabei mit einem Anteil von 45 Prozent das dominierende Segment. Hinzu kommen noch 14 Prozent Finanzanleihen. Der Schwerpunkt bei den Renten liegt im Investmentgrade-Bereich, allerdings hier auf den mit BBB- bewerteten Papieren, also an der Schwelle zu den High Yields.
Von: Sabine Groth
Quelle: DAS INVESTMENT.