Wer den potenziellen Risiken der Rentenmärkte aus dem Weg gehen möchte, setzt im aktuellen Nullzins-Umfeld auf Aktienfonds mit Long-Short-Strategie. DER FONDS nennt Top-Produkte mit globaler Ausrichtung und zeigt, wie ihre Manager derzeit aufgestellt sind.
Mit Short-Positionen lässt sich auch an fallenden Kursen Geld verdienen. Im aktuellen Crashtest haben wir Fonds betrachtet, die an den globalen Aktienmärkten sowohl long als auch short unterwegs sind. Zwar erfüllen bislang nur zehn Fonds die Crashtest-Kriterien, das Angebot wächst jedoch kontinuierlich: Weitere 21 Fonds sind für diesen Vergleich bislang noch zu klein oder zu jung.
Trotz der noch überschaubaren Auswahl müssen Anleger bei der Auswahl genau hinschauen, denn die einzelnen Manager setzen die Short-Positionen sehr unterschiedlich ein. So können sie als zusätzliche Alpha-Quelle dienen wie beim Oyster Market Neutral, dem besten Fonds in Sachen Performance. Sie können aber ebenso nur zur Absicherung eingesetzt werden.
Der Siegerfonds Lloys Global L/S geht nicht gezielt short in einzelnen Unternehmen, bei denen fallende Kurse zu erwarten sind, sondern setzt nur auf Index-Short-Positionen, um einen Teil der Marktrisiken abzusichern. Für die auf Aktien spezialisierte Oldenburger Investmentboutique Loys ist der Fonds ein Zugeständnis an die Kunden, die nicht mit den typischen starken Schwankungen des Aktienmarkts leben wollen – und die bessere Alternative zu klassischen Mischfonds.
Letztere stecken nach Ansicht von Loys-Vorstand Ufuk Boydak in der Zinsfalle. In den vergangenen Jahren haben die sinkenden Zinsen sowohl Aktien als auch Anleihen begünstigt und so die Performance der Mischfonds beflügelt. „Ein solches Szenario ist heute nicht mehr möglich, da die Zinsen mittlerweile extrem niedrig sind und keinen Spielraum mehr nach unten haben“, meint Boydak. „Wir halten die Absicherung von Aktien mit Aktien für strukturell besser und absehbarer als ein Hedging über andere Asset-Klassen.“
Der Gesamt-Sieger: Loys Global L/S
Loys-Manager Ufuk Boydak kombiniert Long-Positionen in globalen Qualitätsaktien mit Short-Positionen in Aktienindizes. Letztere sollen keinen Performancebeitrag liefern, sondern lediglich das Portfolio absichern und Rücksetzer möglichst auf maximal 5 Prozent begrenzen. „Die Short-Positionen sind unser Sicherheitsnetz. Wir haben grundsätzlich etwa immer zwei Drittel des Marktrisikos abgesichert“, erklärt Boydak. Die Netto-Aktienquote beträgt somit in der Regel um die 30 Prozent. Theoretisch könnte sie bis auf 60 Prozent steigen oder bis auf 10 Prozent sinken. „Einen gewissen Investitionsgrad haben wir aber immer“, so Boydak.
Für das Long-Portfolio erfolgt die Auswahl nach dem bewährten Investmentprozess der Oldenburger Investmentboutique Loys. Dabei stehen Boydak zufolge „unterbewertete Qualitätsaktien“ im Fokus: „Wir wollen Unternehmen zu einem Preis kaufen, der bei maximal 70 Prozent des von uns errechneten fairen Werts liegt. Unter Qualität verstehen wir zeitstabile Geschäftsmodelle, die vor Wettbewerb einigermaßen geschützt sind, ein gutes Management, absehbare Ertragskraft und stabile Profitabilität.“
Der seit 2015 von Frankfurt aus agierende Loys-Manager investiert in Unternehmen jeder Größe. Derzeit hat er aber vor allem Nebenwerte im Portfolio, insgesamt 60 bis 65 Titel. Zwar hat Boydak den Deutschland-Anteil im Fonds in den vergangenen Monaten bereits zurückgefahren, heimische Aktien sind aber mit einem Anteil von knapp 15 Prozent immer noch am stärksten gewichtet. Das begründet der Fondsmanager nicht nur mit den guten Chancen, die er hierzulande sieht, sondern auch mit seinem guten Zugang zu den Unternehmen. Sein Renditeziel liegt bei 4 bis 6 Prozent pro Jahr. Währungen sichert er weitgehend ab – keine Fremdwährung hat ein Gewicht von mehr als 5 Prozent.
Der Performance-Sieger: Oyster Market Neutral
Die Manager Stefano Girola und Giacomo Piccheto setzen für den 2010 von der Schweizer Privatbank Syz aufgelegten Fonds vor allem auf Long- und Short-Positionen in europäischen Aktien. Als Instrumente nutzen sie dafür vor allem Total-Return-Swaps und Contracts for Difference, kurz CFD. Dabei streben sie Marktneutralität an und versuchen entsprechend, das Beta bei einem Wert um Null zu halten. Falls nötig, nutzen sie hierfür auch Index-Swaps.
Die Bruttogewichtung der Aktien (long plus short) liegt zwischen 50 und 200 Prozent. Zurzeit beträgt sie knapp 190 Prozent. Die 110 bis 170 Titel im Portfolio werden relativ häufig ausgetauscht. Die durchschnittliche Halteperiode von Long-Postionen liegt bei neun Monaten, für Shorts bei drei bis vier Monaten. Die Zielrendite liegt bei Libor plus 5 Prozent, bei einer maximalen Volatilität von 6 Prozent.
Auf der Long-Seite setzen die Manager zurzeit vor allem auf Titel, die von den lokalen Märkten profitieren. Zum Beispiel auf qualitativ hochwertige Finanzwerte mit solider Kapitalbasis und sauberen Büchern, wie NN Group oder ABN Amro. Aus dem IT-Bereich mögen sie Unternehmen wie die Software-Firma Sage oder die Beratungsgesellschaft Cap Gemini.
Darüber hinaus sind Girola und Giacomo von zunehmenden Ausgaben für die Gesundheit von Tieren überzeugt und halten Tiermedizin-Aktien wie Dechra long. Auf der Short-Seite befinden sich Titel, die unter der globalen Abkühlung leiden, etwa Unternehmen aus dem Bau- und Baustoff-Sektor, Einzelhändler mit hohem Wettbewerb wie H&M und Tod’s oder ausgewählte Industrieunternehmen wie Rolls Royce und Lanxess.
Der Crashtest-Sieger: Candriam Index-Arbitrage
Index-Investments werden immer beliebter. Davon will Fondsmanager Emmanuel Terraz mit einer aktiven Strategie profitieren. Er setzt auf marktneutrale Aktien-Arbitrage-Strategien. Die wichtigste ist die Index-Arbitrage. Diese beruht auf der sorgfältigen Analyse von Index-Anpassungen, die regelmäßig oder auch fallweise, etwa aufgrund von Fusionen, Übernahmen oder Ausgliederungen erfolgen.
Indexfonds sind in solchen Fällen gezwungen, die entsprechenden Aktien zu kaufen oder zu verkaufen. Die Umsätze steigen oft gewaltig. Die daraus eventuell entstehenden Fehlbewertungen nutzt der Candriam-Manager. Er geht short in Aktien, die aus dem Index herausfallen, und long in Titeln, die in den Index aufgenommen werden.
Mittlerweile hat Terraz das Portfolio breiter gestreut. „Wir setzen jetzt auch auf Unternehmensereignisse, im Fachjargon Corporate Action, und Bewertungsdifferenzen, also Relative-Value-Arbitrage“, erklärt er. Terraz investiert global, zurzeit fast hälftig in den USA und Europa. Die maximale Bruttoinvestitionsquote liegt bei 200 Prozent. Das steht allerdings nur auf dem Papier. Seit Auflegung des Fonds 2003 liegt die Quote in der Regel unter 40 Prozent (etwa je 20 Prozent long und short). Der Rest ist am Geldmarkt investiert. Das Netto-Marktrisiko darf 10 Prozent nicht überschreiten, auch davon ist der Fondsmanager stets weit entfernt.
Der Fonds ist keine Rendite-Rakete, sondern eher ein Ersatz für den zinslosen Geldmarkt. Performance-Ziel ist ein Mehrertrag gegenüber dem Euro-Tageszins Eonia. Über die vergangenen drei Jahre brachte der Fonds denn auch nur einen Zuwachs von 1,2 Prozent, über fünf Jahre liegt die Performance bei 3,8 Prozent. Im Stresstest ist der Fonds dafür ungeschlagen. Die Volatilität liegt bei unter einem Prozent und der maximale Verlust über die vergangenen drei Jahre bei 1,1 Prozent.
GRAFIK: Die besten globalen Long-Short-Aktienfonds
Von: Sabine Groth
Quelle: DAS INVESTMENT.