Achtung Denkfehler!, warnt Kenneth Rogoff, ehemaliger Chefökonom des IWF, in einem aktuellen Kommentar: Die Idee der Trump-Regierung, hohe Grenzzölle auf Importe zu erheben und die Einnahmen als Steuererleichterung exportierenden Unternehmen zukommen zu lassen, funktioniert so nicht.
Die Idee der republikanischen US-Regierung, Importe zu beschneiden und Exporte anzukurbeln, um so den US-Arbeitsmarkt zu beleben, klingt zunächst folgerichtig, sagt US-Ökonom und Harvard-Professor Kenneth Rogoff. Auf Importe eine Steuer von zum Beispiel 20 Prozent zu erheben – und für Exporte Steuererleichterungen in etwa derselben Höhe gewähren, erscheine wie ein Nullsummenspiel. Allerdings habe die Logik eine Schwachstelle – nämlich die variablen Wechselkurse zwischen den Währungen, warnt der populäre Ökonom in einem Kommentar auf der Medienplattform Project-syndicate.org.
Einfuhrzölle – die virtuelle Mauer
Die Grenzzölle sieht Rogoff als das virtuelle Pendant zu der Mauer, die US-Präsident Trump an der Grenze zu Mexico errichten will. Allerdings sei die virtuelle Mauer den US-Amerikanern viel weniger ins Bewusstsein gedrungen als das lautstark verkündete Vorhaben gegen den südlichen Nachbarstaat. Dabei könnten Grenzzölle weitaus gavierendere Auswirkungen haben als eine physische Mauer, glaubt Rogoff.
Wahrscheinliches Ergebnis der Grenzzölle wäre ein noch stärkerer US-Dollar, so Rogoff. Das mache es für Amerikaner zwar günstiger, Waren zu importieren, verteure im gleichen Atemzug für andere Staaten aber die US-Waren, die die USA exportierten. Der ungünstige Wechselkurs mache den Effekt der Steuererleichterungen komplett wieder zunichte, vermutet Rogoff: Die Handelsbilanz bleibe im Effekt unverändert.
Vor allen Dingen führe ein starker Dollar jedoch zu einem massiven Vermögensverlust bei Amerikanern, die ihr Geld in ausländische Werte angelegt hätten.
Steuermauscheleien und Schattenwirtschaft
Und noch ein anderer Umstand stehe der Idee entgegen: Die Hälfte aller Handelstransaktionen seien Binnentransaktionen innerhalb von Unternehmen. In den USA ansässige Firmen handelten vor allem mit ihren ausländischen Tochterunternehmen. Da die USA hohe Unternehmenssteuern verlangten, könnten Firmen so viele Unternehmenswerte wie möglich ihren ausländischen Ablegern zuzuschreiben versuchen, prognostiziert Rogoff.
Um das zu erreichen, könnten die Firmen die Preise von Importen zwischen Mutter- und ausländischer Tochtergesellschaft buchhalterisch künstlich nach oben manipulieren und im Gegenzug die Preise von Exporten in den Bilanzen künstlich niedrig halten. Die Vorschläge Donald Trumps könnten im Endeffekt also auch umfangreiche Steuermauscheleien zur Folge haben und eher die Schattenwirtschaft befördern, warnt Rogoff.
Quelle: Das Investment