Eine weitere Zinssenkung und Aufkäufe von Anleihen – das hat Mario Draghi nach der gestrigen EZB-Sitzung angedeutet. Schlechte Nachrichten, meint Chefvolkswirt Thorsten Polleit. Denn eine Ausweitung der Geldmenge führt zu Kursverlusten des Euro und zu einer Erhöhung der Güterpreise. Anlegern empfiehlt er Gold als Versicherung gegen die Euroentwertung.
Auf seinem gestrigen Treffen hat der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) die Leitzinsen zwar unverändert gelassen.
Aber EZB-Präsident Mario Draghi hat in Aussicht gestellt, dass die EZB-Geldpolitik auf dem nächsten EZB-Ratstreffen Anfang März „überdacht“ wird.
Damit hat er in Aussicht gestellt, dass die Geldbehörde
1. zu weiteren Zinssenkungen greifen wird (beispielsweise einer weiteren Senkung des negativen Einlagenzinses) und
2. die Aufkäufe von Anleihen und damit die Geldmengenvermehrung noch weiter treiben wird.
Bereits am 11. September 2015 haben wir einen Degussa-Marktreport veröffentlicht, der den Titel trägt „Die 4.760.000.000.000 Euro Lücke“. Das darin ausgebreitete Szenario – das Schaffen von ungefähr 5 Billionen zusätzlichen Euro – scheint durch die Andeutungen, die EZB-Präsident Draghi heute gemacht hat, nun langsam Formen anzunehmen.
Das sind schlechte Nachrichten für den Euro – insbesondere auch für seinen Außenwert. Wir meinen, eine Abwertung des Euro in Richtung Parität gegenüber dem US-Dollar beziehungsweise ein Fall unter die Parität ist nach wie vor wahrscheinlich.
Anleger sollten daher ein „Euro-Klumpenrisiko“ vermeiden. Das Halten von Gold ist dazu eine mögliche und praktikable Alternative: Gold ist eine Versicherung gegen die Entwertung des Euro, ist eine Versicherung mit Preissteigerungspotential.
Das Vermehren der Geldmenge schafft keinen Wohlstand. Es führt lediglich zu einer Umverteilung von Einkommen und Vermögen, durch die einige besser gestellt werden auf Kosten anderer.
Und es sorgt dafür, dass die Güterpreise höher ausfallen (im Vergleich zu einer Situation, in der die Geldmenge nicht ausgeweitet wird), und das ist zweifellos nicht im Interesse der Euro-Bürger. Inflation hat keine positiven Wohlfahrtseffekte. Das gilt für hohe, aber auch für geringe Inflation.
Von: Thorsten Polleit
Quelle: DAS INVESTMENT.