Das Investment: Einblick ins Management: Wie der Draghi-Put den Mischfonds hilft

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 17.12.2014. Jahrzehntelang profitierten Mischfonds von sinkenden Renditen und steigenden Anleihekursen. Doch wie sind ihre Sicherheitspositionen jetzt aufgestellt? Wir betrachten einige erfolgreiche Exemplare.

Es ist doch immer wieder toll, wie der Börsenmund schmissige Begriffe für Phänomene findet. Zum Beispiel den „Greenspan-Put“: Der ehemalige Chef der US-Notenbank, Alan Greenspan, war jahrelang zur Stelle, sobald amerikanische Aktien den Weg in den Keller antraten. Dann drehte er zuverlässig den Geldhahn auf und stabilisierte die Kurse. Und der „Salami-Crash“ von 2000 bis 2003 – weil er scheibchenweise ablief – steckt heute noch manchen Investoren in den Knochen.

Heute haben wir den Draghi-Put. Er ist der Ausweg für defensive Anleger, die noch irgendwie brauchbare Renditen am Anleihemarkt auftreiben wollen, ohne allzu große Risiken einzugehen. Der Hintergrund: Vor etwas mehr als zwei Jahren kündigte der Chef der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, an, alles zu tun, um den Euro zu retten. Es war der Startschuss für eine beispiellose Rally von Staatsanleihen.

Länder, denen der Börsenmund den wenig schmeichelhaften Titel PIGS – Portugal, Italien, Griechenland, Spanien – gegeben hatte, waren zuvor noch als Pleitekandidaten gehandelt worden. Nun sicherte der Draghi-Put sie ab. Investoren kauften, obwohl ihre Haushaltslage genauso desolat ist wie zuvor.

Der Draghi-Put findet sich heute nicht nur in Rentenfonds wieder. Auch die Manager defensiver Mischfonds haben das Konstrukt für sich entdeckt. In ihren Portfolios finden sich Anleihen von Spanien und Italien. Die Manager stehen unter Druck. Schon 2013 kauften Anleger defensive Mischfonds wie verrückt. Dieses Jahr geht es weiter. 14,4 Milliarden Euro Zuflüsse verzeichnete der Branchenverband BVI bis August in dieser Kategorie. So viel wie in keiner anderen.

Jahrelang hatten Misch-Manager Rückenwind von sinkenden Renditen an den Rentenmärkten. Nur können die nicht ewig weiter sinken. „Die steigenden Kredit- und Durationsrisiken begrenzen die Wirkung der Bond-Seite als klassischem Risikopuffer“, warnt Morningstar-Chefredakteur Ali Masarwah, der in hausinternen Auswertungen einmal mehr feststellte, dass die meisten Mischfonds ihre Ziele verfehlen und selbst hinter einem einfachen Mischindex zurückbleiben.

Ein Blick in die Datenbank des auf Mischfonds spezialisierten Dienstleisters MMD zeigt, dass die meisten defensiven Mischfonds lediglich aus Aktien und Anleihen bestehen. In der Regel ist die Aktienquote auf 30 Prozent oder weniger begrenzt. Den dicksten Posten machen Staatsanleihen guter Schuldner aus.

Echte defensive Multi-Asset-Fonds sind selten

Und hier hat Draghi mit seinem Put das Spektrum vor zwei Jahren einerseits kräftig erweitert und andererseits dafür gesorgt, dass rechtzeitig eingestiegene Fondsmanager enorme Kursgewinne einstreichen konnten. Noch heute nehmen sie lieber die über 2 Prozent Rendite für zehnjährige Papiere aus Italien und Spanien als das weniger als eine Prozent von Deutschland.

So sind im Kapital Plus von Allianz Global Investors (AGI) Anleihen von Spanien, Italien und Irland gegenüber der Benchmark am stärksten übergewichtet. Der Kapital Plus (WKN: 847625) ist auf Sicht von fünf Jahren der erfolgreichste defensive Mischfonds in der MMD-Datenbank. Er profitiert von drei Faktoren: der Anleihe-Rally in Krisen-Euroländern, der außergewöhnlich guten Aktienauswahl von Starmanager Thorsten Winkelmann – und von seiner starren Gewichtung. Die Aktienquote liegt bei recht festen 30 Prozent, damit kann Fondsmanager Stefan Kloss nicht auf Fehlsignale aus dem Markt hereinfallen.

Echte defensive Multi-Asset-Fonds mit Aktien und Anleihen plus x sind selten. Manche sind nicht für den breiten Vertrieb zugelassen, bei anderen scheut das Management den Kontakt zur Presse. Ein echter, frei zugänglicher Multi-Asset-Fonds mit guter Performance ist der Portfolio Fund Income (989240) von Credit Suisse Asset Management.

Anleihen haben hier mit einem neutralen Anteil von 62,5 Prozent und einem Minimum von 50 Prozent ein verhältnismäßig geringes Gewicht. „Sie sollen im Prinzip einen konstanten Cashflow bringen“, sagt Fondsmanager Urs Hiller.

Aktuell liegt die Quote bei 59 Prozent. Hiller bevorzugt Aktien, die er mit 26 Prozent übergewichtet hat. Eine Reaktion auf die niedrigen Renditen am Rentenmarkt. Zudem darf er bis zu 20 Prozent Immobilienwerte und Rohstoffe beimischen. So macht zurzeit ein Goldzertifikat 2,4 Prozent des Portfolios aus. Auch Hiller setzt auf Italien und Spanien.

Außerdem hat er Staatsanleihen abgebaut und durch Unternehmensanleihen ersetzt. „Wir haben auch eine Abschwächung der Kreditqualität in Kauf genommen, um höhere laufende Renditen zu erzielen“, sagt der Credit-Suisse-Manager.

Es müssen nicht immer Kurzläufer sein

Unter allen Multi-Asset-Fonds sticht einer der wenigen Fonds mit einem Anlagethema heraus: der Guliver Demografie Sicherheit (A0MQ7W). Dessen Zielallokation sieht 65 Prozent in staatlichen oder staatsnahen Euro-Anleihen vor, weitere 20 Prozent Anleihen in Fremdwährung sowie je 7,5 Prozent in Aktien und Gold oder Goldminenaktien. Dabei zieht sich ein Thema wie ein roter Faden durch die Investments.

„Wir suchen Länder mit intakter Demografie. Junge Menschen sind nachweislich innovativer und flexibler als ältere, das wirkt sich immer auf die Wirtschaft aus“, sagt Guliver-Gründer Guido Lingnau. Im Detail sieht das so aus, dass sich im Fremdwährungsteil jung bevölkerte Länder wie Tschechien, Brasilien, Polen und Südafrika finden.

Eher gediegen geht es dagegen beim 65-prozentigen Sicherungsteil zu. Wenn es um die Schuldnerqualität geht, hat Lingnau ein klares Motto: Bonität ist wichtiger als Rendite. Also kauft er weiter Bundes- und Bundesländeranleihen sowie Papiere von der KfW. Die Laufzeit liegt zwischen 5 und 15 Jahren und rolliert. „Immer wenn eine Laufzeit unter fünf Jahre rutscht, tauschen wir das Papier gegen eine fünfzehnjährige Anleihe aus“, erklärt der Fondsmanager.

Damit nutzt er den Roll-down-Effekt: Einmal gekauft, verkürzen sich die Laufzeiten seiner Anleihen im Portfolio jedes Jahr um ein Jahr. Das senkt automatisch deren Renditen – zumindest bei normal geformter Zinskurve – und stützt die Kurse. Lingnau grenzt sich damit von Konkurrenten ab, die ihre Rendite verstärkt in unterklassigen Schuldnern suchen.

Fest steht: Der Rückenwind durch Anleihen lässt nach. Ob PIGS-, Unternehmens-, Hochzins- oder doch Bundesanleihen dann die bessere Wahl sind, wird sich nur im Nachhinein zeigen. Sagt auch der Börsenmund.

Von: Andreas Harms

Quelle: DAS INVESTMENT.

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