SJB | Korschenbroich, 04.09.2015. Wenn es an der Börse turbulent zugeht, brauchen Anleger jemanden, der ihnen das Auf und Ab der Kurse professionell erklärt. Schon klar, stimmt DER-FONDS-Chefredakteur Egon Wachtendorf zu – aber muss es denn immer ein und derselbe sein?
Nein, den Sprung auf Seite Eins von Google hat Dirk Müller noch nicht geschafft. Aber das liegt an seinem Allerweltsnamen: Wer einfach nur „Müller“ in die Suchmaschine tippt, landet zunächst einmal in der Drogerie, dann beim Milchmann und schließlich bei Bayern-Star Thomas Müller, den sein Verein für kein Geld der Welt zu Manchester United wechseln lassen will.
Ansonsten jedoch tummelt sich „Mister Dax“ (ich drücke momentan stumpf den „Gefällt-mir“-Knopf für jeden Beitrag, der ohne diesen Zusatz auskommt) gerade in diesen Tagen und Wochen wieder allerorten und erklärt den Deutschen, was sie in der aktuellen Börsenkrise tun und was sie besser lassen sollen. Nicht, dass er dabei eine schlechte Figur machen würde, im Gegenteil. Aber gibt es denn außer Müller – und natürlich dem ähnlich omnipräsenten Börsen-Professor Max Otte – überhaupt niemand anderen mehr, der das könnte?
Sicher, auch gestandene Fondslenker wie Christoph Bruns, Jens Ehrhardt, Bert Flossbach oder Klaus Kaldemorgen sind unabhängig vom Auf und Ab der Kurse gern gesehene Gesprächspartner in Sachen Börse und Geldanlage. Dennoch sind die Unterschiede, um in der Google-Welt zu bleiben, frappierend. So bringt eine entsprechende Suchanfrage in der Maske „Letzter Monat“ zu den vier letztgenannten Namen zusammengenommen gerade einmal fünf Interview-Beiträge ans Licht. Zu vielen anderen, nicht minder qualifizierten Experten bleibt die Trefferliste gleich ganz leer. Bei Dirk Müller und Max Otte tun sich dagegen so viele Seiten auf, dass man mit dem Zählen gar nicht mehr nachkommt.
Es ist – gerade im Internet – der alte Teufelskreis: Das Publikum will Stars, also bekommt es sie. Stars bringen Leser und dementsprechend Klicks, und am Ende dreht sich alles nur noch um eine Handvoll Personen. Solange, bis einem schwindelig wird.
Nach einem ganz ähnlichen Mechanismus funktioniert übrigens der Fondsvertrieb: Hat sich ein Produkt in den maßgeblichen Kanälen erst einmal etabliert, wird es zum Selbstläufer. Aus 100 Millionen Euro Volumen werden schnell 500 Millionen Euro, dann eine Milliarde Euro und meistens auch noch mehr. Andere, von der Qualität durchaus ebenbürtige Fonds bleiben bei 50 Millionen Euro hängen oder gleich ganz auf der Strecke.
Die Konzentration auf etwas Gutes ist nichts Schlimmes. Doch Vielfalt hat auch ihren Reiz – bei der täglichen Presseschau ebenso wie auf der Suche nach einer interessanten Anlagemöglichkeit.
Von: Egon Wachtendorf
Quelle: DAS INVESTMENT.