Das Investment: Dirk Arning zur Dax-Korrektur: „Ein Rückschlag unter die 8.000er Marke ist unwahrscheinlich“

sjb_werbung_das_investment_300_200 SJB | Korschenbroich, 07.08.2014. Nachdem die Börsen die Krisen der Welt wochenlang ignoriert haben, geht es jetzt steil nach unten. Der Dax verlor innerhalb weniger Tage mehr als 400 Punkte. DAS INVESTMENT.com hat Experten gefragt, wie es jetzt weitergeht. Kurzinterview mit Dirk Arning von Drescher & Cie.

DAS INVESTMENT.com: Staatspleite in Argentinien, Ende der lockeren Geldpolitik in den USA, Bankenkrise in Portugal, mäßige Unternehmenszahlen, schwache Konjunkturdaten, Krisen im Nahen Osten und in der Ukraine/Russland-Sanktionen oder normale Korrektur in der Hausse: Was ist aus Ihrer Sicht der Hauptgrund für den jüngsten Kursrutsch? Welche der genannten Entwicklungen sind für die Aktienmärkte am gefährlichsten?

Dirk Arning: Die Gemengelage aus geopolitischen Krisen und wirtschaftlichen Sachverhalten war geradezu prädestiniert, um Kursverluste an den Börsen zu begründen. Auslöser für die Gewinnmitnahmen waren neue Sanktionen des Westens gegen Russland und gute US-Wirtschaftsdaten, die für eine Zinswende in den USA 2015 sprechen. Ein Rückfall in die Zeiten des Kalten Krieges in den Beziehungen zu Russland wäre auch längerfristig die größte der jetzt thematisierten Gefahren.

Der Sportriese Adidas hat innerhalb von 48 Stunden an der Börse fast ein Sechstel seines Wertes eingebüßt. Ist das ein Sonderfall oder erwarten Sie von weiteren Schwergewichten Gewinnwarnungen beziehungsweise ähnliche Abstürze? Bieten sich hier gegebenenfalls sogar Kaufgelegenheiten?

Adidas war nicht die einzige Aktie, die einen Kurseinbruch erlitten hat. In vielen Fällen preisen Aktienkurse hohe Erwartungen ein. Wenn daran Abstriche gemacht werden müssen, werden schlechtere Geschäftsergebnisse und nach unten revidierte Aussichten mit hohen Kursverlusten quittiert.

Kaufgelegenheiten ergeben sich, wenn die Börse dabei „nach unten übertreibt“. Das ist dann der Fall, wenn es sich um Einmaleffekte handelt, das Unternehmen also strukturell in der Lage ist, seine Gewinne längerfristig zu steigern.

Der Anfang eines größeren Crashs oder Gelegenheit zum Einstieg? Was ist Ihr Basisszenario für die Aktienmärkte in den kommenden Jahren? Hat sich in den vergangenen Wochen daran etwas geändert?  

Bislang stufen wir die Abwärtsbewegung nur als Korrektur innerhalb mittelfristiger Aufwärtstrends ein. Allerdings werden diese sekundären Aufwärtstrends dem härtesten Test seit Monaten unterzogen.

Unser Basisszenario geht unverändert von einem Aufschwung der Weltkonjunktur unter Führung der USA (und UK) aus, dem Kontinentaleuropa langsamer folgt.

Wir erwarten auch weiterhin eine dazu korrespondierende Zinsentwicklung. Nicht zuletzt im Hinblick auf die unattraktive Alternative zinstragender Anlagen bleiben wir für Aktieninvestments auf Sicht der kommenden Jahre moderat positiv.

Wird die Talfahrt kurzfristig weitergehen? Wie tief könnte der Dax noch fallen?

Der Dax hat den oberen Rand einer Unterstützungszone erreicht, die auf der Unterseite bis 8.900 / 9.000 reicht. Noch sehen wir gute Chancen, dass diese Unterstützung hält. Die nächste Unterstützungszone mit vergleichbarer Qualität liegt um die 8.000er Marke. Ein weiterreichender Rückschlag ist aus heutiger Sicht unwahrscheinlich.

Kann der Dax die 11.000 Punkte in diesem Jahr trotzdem noch knacken?

Es ist ein Positiv-Szenario denkbar, in dem auch die 11.000er Marke noch vor dem Jahresende erreicht werden kann. Dies würde aber wohl eine Entspannung im Verhältnis zu Russland voraussetzen. Wahrscheinlicher ist für dieses Jahr eine Bewegung des Dax innerhalb der jetzt schon aufgespannten Bandbreite.

Von: Annika Teerling

Quelle: DAS INVESTMENT.

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