SJB | Korschenbroich, 20.11.2009. Südostasien zählt in diesem Jahr zu den performancestärksten Regionen der Welt. Allen Naturkatastrophen zum Trotz dürfte das auch künftig so bleiben. DAS INVESTMENT prüft drei der langfristig erfolgreichsten Fonds auf ihre Erdbebensicherheit.Ein Tsunami, mehrere schwere Erdbeben und ein Taifun.
Tausende von Menschen kamen Ende September, Anfang Oktober dieses Jahres in Südostasien ums Leben. Forscher warnen vor einem Jahrhundert-Beben, das bis zu zehn Meter hohe Flutwellen auslösen könnte.
So makaber es klingt, aber an den Börsen der Region, zu der unter anderem China, Indien, Thailand, Indonesien, Singapur, Taiwan, Südkorea und Australien zählen, sorgten die Katastrophen nur für ein kurzes Zittern.
Das Börsenbarometer MSCI Asia Pacific ex Japan legte seit Jahresanfang um 54 Prozent zu, der MSCI Welt nur 16 Prozent.
Nestor Fernost: Über zwölf Monate an der Spitze
Anna Ho lässt sich von den Katastrophenmeldungen darum nicht aus der Ruhe bringen: „Länder und Börsen gehen nach einer bestimmten Zeit immer unbeschädigt aus Naturkatastrophen hervor. Es sind nur mehr oder weniger kurze Unterbrechungen der normalen Entwicklung“, so die Managerin des Nestor Fernost. Über die vergangenen zwölf Monate liegt ihr Fonds mit einem Plus von 66,2 Prozent an der Spitze der Kategorie Aktienfonds Südostasien.
Seit Übernahme des Fonds 2001 ist Ho stets unter den Top 10 ihrer Vergleichskategorie zu finden. Sie sucht zunächst nach aktuellen Trends, die die Börsen beeinflussen, und spielt diese dann mit attraktiven Aktien.
Dieser Artikel stammt aus der aktuellen Ausgabe von DAS INVESTMENT (Dezember 2009).
Das Besondere an Hos Portfolio: Sie investiert ausschließlich in China und Hongkong (73 Prozent des Fondsvolumens) sowie Indien (22 Prozent). Die restlichen Märkte Südostasiens hält sie für zu klein, um mit gezielter Titelauswahl einen Mehrwert zu schaffen. Ho: „Der Themenansatz funktioniert dort nicht so gut, weil es nicht so starke Trends gibt.“ Zudem korrelierten die einzelnen Märkte sehr stark miteinander: Es würde darum vollkommen ausreichen, einen Index zu kaufen. „Wir sind aber reine Stockpicker und keine Asset-Allokatoren.“
Die gesamte Region wird von der stark wachsenden chinesischen Binnenwirtschaft profitieren, ist sich Ho sicher. „Die Transformation der größten und einflussreichsten Volkswirtschaft der Region wird eine Vielzahl von Investmentmöglichkeiten für Firmen schaffen“, so die Nestor-Managerin. Sie rechnet mit verbesserten Wirtschaftsdaten in den kommenden Monaten und dank der in den Markt gepumpten Liquidität auch mit steigenden Unternehmensgewinnen.
Nestor-Managerin Anna Ho investiert nur in 45 Titel
Ihr Optimismus zeigt sich auch in der Aufstellung des Nestor Fernost: „Normalerweise haben wir 55 Titel im Portfolio. Je aggressiver wir sind, in desto weniger Firmen investieren wir jedoch“, erklärt Ho. Derzeit sind es 45. Die meisten davon sind Finanzdienstleister, Elektrofirmen und Unternehmen aus der Fahrzeug- und Maschinenbaubranche. Dabei kauft Ho überwiegend kleine und mittlere Firmen.
Ähnlich optimistisch und darum ebenfalls eher aggressiv ausgerichtet ist auch Allan Liu, der Manager des Fidelity South East Asia. „Die Gewinnprognosen werden inzwischen häufiger nach oben als nach unten korrigiert“, sagt Liu. Mit einem Volumen von 3,2 Milliarden Euro zählt der Fidelity South East Asia zu den größten Fonds der Kategorie.
Im Gegensatz zum Nestor-Produkt (Volumen: 60 Millionen Euro) ist er darum zwangsläufig deutlich breiter aufgestellt. Manager Liu, der den Fonds wie Ho von Hongkong aus managt, hält mit 175 fast viermal so viele Titel im Portfolio. Er kauft zudem überwiegend Aktien großer Firmen, bevorzugt aus den Bereichen Konsum, Finanzen und Informationstechnologie. Defensive Sektoren wie Telekommunikation oder Grundbedarfsgüter gewichtet er unter.
China und Hongkong stellen zwar auch im Fidelity-Fonds die größte Länderposition, sind mit 45 Prozent aber deutlich niedriger gewichtet als bei Ho. Anders als die Nestor-Managerin findet Liu auch als Stockpicker viele attraktive Aktien in den restlichen südostasiatischen Ländern: Südkorea liegt auf Platz 2, gefolgt von Taiwan und Indonesien.
Fidelity South East Asia: Über fünf Jahre auf Platz 1
Nicht ganz so optimistisch wie Ho und Liu ist Angus Tulloch von First State Investments. „Die Märkte preisen zwar einen Konjunkturaufschwung ein, ignorieren aber das steigende Inflationsrisiko“, sagt Tulloch, der zusammen mit Alistair Thompson den First State Asia Pacific Leaders managt. Er sieht deutlich weniger Performance-Potenzial als seine beiden Konkurrenten und ist nach eigenen Angaben eher defensiv ausgerichtet.
Dennoch ist das Portfolio sehr konzentriert: Mit einem Volumen von 3,4 Milliarden Euro ist der First-State-Fonds genauso groß wie der Fidelity South East Asia, investiert aber in genauso wenige Titel wie der Nestor Fernost (45). China ist ebenfalls die größte Länderposition (32 Prozent); Finanzen und IT sind die größten Branchen im Portfolio. Das Duo investiert ausschließlich in große und mittlere Firmen.
First State Asia Pacific Leaders beweist größte Standfestigkeit
Tulloch und Thompson arbeiten anders als Liu und Ho von London aus, haben aber allein im vergangenen Jahr rund 1.000 Unternehmen besucht. Der Performance hat die Distanz nicht geschadet: Auch der Asia Pacific Leaders zählt über ein, drei und fünf Jahre stets zu den besten Zehn seiner Kategorie.
Fangen die Märkte an zu beben, dürfte der First-State-Fonds trotz seines konzentrierten Portfolios die größte Standfestigkeit beweisen. In den vergangenen drei Jahren schwankten seine Preise mit 19,6 Prozent vergleichsweise wenig. Der deutlich breiter aufgestellte Fidelity South East Asia hingegen hat eine Volatilität von 28,4 Prozent. Am härtesten dürfte es den Nestor Fernost treffen. In Aufwärtsphasen hat er dafür die besten Performance-Aussichten.
Von: Astrid Lipsky
Quelle: DAS INVESTMENT.