Das Investment: „China nimmt geringeres Wachstum in Kauf“

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Die chinesische Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr wacker geschlagen. Entgegen den Erwartungen sorgte der Abbau von Überkapazitäten nicht für ein schwächeres Bip-Wachstum. Vielmehr legte die Wachstumsrate sogar leicht auf 6,9 Prozent zu. Mit dem Abbau von Überkapazitäten schwächte China sein Bip-Wachstum nicht. Vielmehr legte die Wachstumsrate sogar leicht auf 6,9 Prozent zu (ausgehend von 6,7 Prozent im Jahr 2016, jeweils im Jahresdurchschnitt gegenüber dem Vorjahr). Verantwortlich für diese positive Überraschung war primär der Außenhandel.

Während 2016 rückläufige Exporte das gesamtwirtschaftliche Expansionstempo um 0,4 Prozentpunkte gebremst hatten, sorgte das freundliche weltwirtschaftliche Umfeld 2017 für einen Wachstumsimpuls von 0,6 Prozentpunkten. Das reichte aus, um die schwächeren Investitionen und die moderate, nachlassende Aufschwungsdynamik beim Konsum mehr als wettzumachen. Anfang 2018 setzte sich die erfreuliche Entwicklung fort. Nachdem sich das Expansionstempo im 2. Halbjahr 2017 geringfügig von 6,9 Prozent auf 6,8 Prozent verlangsamt hatte, verharrte es auch im 1. Quartal 2018 auf diesem robusten Niveau.

Bei aller Erleichterung angesichts dieser Stabilität – künftig dürfte es etwas turbulenter werden, denn der Ausblick für die kommenden Quartale hat sich inzwischen eingetrübt. Zum einen sollte der Rückenwind vom Außenhandel nachlassen. Hatten die chinesischen Exporteure 2017 noch von der vorangegangenen Abwertung des Yuan profitieren können, nimmt ihre preisliche Wettbewerbsfähigkeit seit Herbst dieses Jahres im Zuge der erstarkenden Währung wieder ab. Das freundliche weltwirtschaftliche Umfeld wirkt zwar weiterhin stützend, alles in allem dürfte aber der Wachstumsimpuls von der Exportwirtschaft kleiner werden.

Zum anderen haben sich die Perspektiven für die Industrie und die Bauwirtschaft verschlechtert. Hier stellt vor allem die zunehmende Verschuldung der Unternehmen ein großes Problem dar. Die Verbindlichkeiten der Firmen betragen inzwischen mehr als 160 Prozent des BIPs. Das ist drei bis vier Mal so hoch wie in anderen großen aufstrebenden Volkswirtschaften – zum Beispiel Indien, Brasilien und Russland – und immerhin mehr als doppelt so hoch wie in den USA.

Schuldenberg abbauen

Bereits seit Längerem versucht die Regierung in Peking, diese Übertreibung mit strengeren Regulierungen zu begrenzen und in jüngster Zeit mehren sich die Hinweise auf einen zunehmenden Erfolg dieser Strategie. So ist das Volumen der neuvergebenen Kredite von Banken und im Schattenbankensektor im Durchschnitt der vergangenen sechs Monate um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken, der größte Rückgang seit drei Jahren.

Und ein Ende dieses restriktiven Kurses ist noch nicht abzusehen. Im Gegenteil: Nachdem Parteichef Xi Jinping im Zuge des politischen Führungswechsels in diesem Frühjahr seine Macht gefestigt hatte, wurden weitere Schritte angekündigt. Erstmals wird sogar davon gesprochen, den Schuldenberg tatsächlich abzubauen – früher war nur von einer Stabilisierung die Rede.

Wie in Grafik 2 zu erkennen ist, wird der restriktive Kurs bei der Kreditvergabe nicht spurlos an der Wirtschaft vorübergehen. Vielmehr dürften die Unternehmen das Tempo der Neuinvestitionen als Reaktion auf die strafferen Finanzierungskonditionen drosseln. Nicht zuletzt wird die Bauwirtschaft kleinere Brötchen backen müssen. Zusammen mit dem nachlassenden Rückenwind vom Außenhandel sollte sich das Wirtschaftswachstum daher 2019 nicht nochmals beschleunigen, sondern leicht auf 6,7 Prozent abnehmen.

Autor Andreas Busch ist Senior Analyst Economic Research beim Hannoveraner Fondsanbieter Bantleon.

Von: Andreas Busch

Quelle: Das Investment

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