Das aktuelle Misstrauen in die europäischen Banken ist so groß wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Wie es weiter geht und was Anleger dabei beachten sollten, erklärt Manuel Peiffer von der Vermögensverwaltung GVS Financial Solutions.
Die Stimmung in der Bankenbranche könnte schlimmer kaum sein. Die negativen Ergebnisse des jüngst veröffentlichten Stresstests haben Spuren hinterlassen. Zudem plagen Banken die Gewissheit, dass sie noch sehr lange mit den historisch tiefen Zinsen leben müssen, was die Gewinnmargen implodieren lässt. Die Unsicherheit im italienischen Bankensektor, in dem es anscheinend drastisch an Liquidität und Eigenkapital mangelt, und die Ungewissheit bezüglich des enorm hohen Derivatevolumens einiger Großbanken verunsichert Investoren und Sparer zusätzlich. Welche konkreten Gefahren lauern jedoch für die möglichen Betroffenen, wenn es zu einer Bankenkrise 2.0 XXL kommen sollte?
Vor allem in Südeuropa ist die Lage der Bankinstitute besorgniserregend. Der Anteil an faulen Krediten ist in den letzten Monaten auf 16 Prozent beziehungsweise 360 Milliarden Euro gestiegen. Eigentlich müssten diese notleidenden Kredite durch die Banken abgeschrieben werden, doch es fehlt den italienischen Banken an Liquidität und Eigenkapital. In den USA wurden nach der Finanzkrise etwa 600 Bankinstitute abgewickelt. In Europa wurde ein ähnlich harter Schritt versäumt. Hier wurde versucht die angeschlagenen Banken mittels Zufuhr von „billigem Geld“ künstlich am Leben zu halten. Dies wird jetzt zum Bumerang, der umso härter zurückkommt.
Das aktuelle Misstrauen in die europäischen Banken ist so groß wie seit der Finanzkrise nicht mehr. Nach der Bankenkrise 2008 hat sich allerdings eine entscheidende Sache geändert, und zwar zum Nachteil der Sparer. Seit Anfang des Jahres gilt in Europa eine neue Abwicklungsrichtlinie für schwer angeschlagene Finanzhäuser. Demnach sollen zunächst die Aktionäre und Gläubiger der Bank zur Kasse gebeten werden, ehe eine Unterstützung mit Steuergeldern in Frage kommt. Heißt im Klartext, dass Kontoguthaben über 100.000 Euro, Anleihen, Zertifikate der Bank sowie Aktionäre größtenteils oder sogar komplett verloren gehen kann, um zur Rettung vom betroffenen Finanzinstitut beizutragen.
Schaut man auf unsere europäischen Nachbarn, so wurde in Sachen Enteignung der Sparer bereits erschreckende Fakten geschaffen. Vermögende Kunden der Bank of Cyprus verloren 2013 bereits große Teile ihres Vermögens, da alle Kontoguthaben über 100.000€ mit einer Zwangsabgabe von 47,5 Prozent belegt wurden. Das Geld diente zur Sanierung der angeschlagenen Bank of Cyprus. Damals hatte die Troika aus EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) mit Zypern die Beteiligung der privaten Bankkunden an der Rettung des in Schieflage geratenen Bankhauses vereinbart.
Als erstes europäisches Land hat Spanien im Jahr 2014 – während der Fußballweltmeisterschaft – den IWF-Vorschlag einer Sparbuch-Steuer umgesetzt. Der Zweck der Zwangsabgabe: Die Staatsschulden sollen vom Sparer abgetragen werden. Damit werden jene bestraft, die ihr Geld auf die hohe Kante gelegt haben.
Außerdem liegt in der Art und Weise wie die Banken ihr Geld größtenteils anlegen (müssen) eine signifikante Gefahr. Die europäischen Banken kaufen nämlich massiv europäische Staatsanleihen. Hier gibt es eine entscheidende Neuerung in der Gesetzgebung, und zwar die „CAC-Klausel“. Die Abkürzung steht für „Collective Action Clause“, was so viel heißt wie „Kollektive Handlungklausel“. Alle neuen Staatsanleihen der Euro-Zone enthalten ab dem Jahr 2013 eine solche Klausel. Und mit CAC können die Staaten künftig die Rückzahlung von Schulden verweigern, selbst wenn der einzelne Sparer dem nicht zustimmt. Ganz bewusst sollte anhand dieser Klausel eine Grundlage dafür gelegt werden, bei künftigen Umschuldungen vor einer Klagewelle geschützt zu sein. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt …
Eine zusätzliche Gefahr von Enteignung droht dem Sparer aufgrund der extrem niedrigen Zinsen und der Tatsache, dass Banken Strafzinsen zahlen müssen, wenn sie Geld bei der Europäischen Zentralbank parken. Wir haben schon vor geraumer Zeit angekündigt, dass Negativzinsen auf Sparkonten für Privatpersonen eingeführt werden. Jetzt ist es auch in Deutschland soweit. Die Raiffeisenbank Tegernsee in Bayern kündigt für September bereits „Verwahrentgelte“ in Höhe von 0,4 Prozent auf hohe Girokonto- und Tagesgeld-Guthaben über 100.000 Euro an. Sparkassen und Privatbaken scheuen sich noch Minuszinsen einzuführen, stattdessen habe diese vielfach ihre Gebühren für die Kontoführung, das Geld abheben und andere Dienstleistungen teilweise deutlich angehoben.
Warum hat die EZB eigentlich Minuszinsen eingeführt? Insgesamt geht es um eine Umverteilung des Vermögens, da die hohe Schuldenlast der Staaten, Banken und der privaten Haushalte nicht mehr tragbar ist. So soll der Sparer bestraft und enteignet werden. Das jahrzehntelang aufgebaute Vermögen wird innerhalb von einigen Jahren enorm an Kaufkraft verlieren, wenn „der Vermögende“ nicht aktiv wird.
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass Negativzinsen, Haftung der Gläubiger und eine Sparersteuer erhebliche Risiken für das Vermögen von Privatpersonen und Unternehmen darstellen. Hier gilt es das Vermögen zu schützen und sich entsprechend mit einer gesunden Portion an Sachwerten wie Immobilien, Aktien und Edelmetallen zu schützen. Aber auch hier ist im wahrsten Sinne des Wortes nicht alles Gold was glänzt. Fast zwei Billionen Euro horten die Deutschen auf ihren Sparkonten. Geld, das einfach so ungeschützt rumliegt. Um das Vermögen und dessen Kaufkraft im aktuell herausfordernden Umfeld zu bewahren, ist eine klare Strategie sowie ein konsequentes Risikomanagement das A und O. Ansonsten droht die Phase der finanziellen Repression den Sparer samt Guthaben aufzufressen.
Von: Manuel Peiffer
Quelle: Das Investment