Dass steigende Zinsen schlecht für Unternehmen mit hohen Schulden sind, leuchtet zwar grundsätzlich ein, meint Vermögensverwalter Gottfried Urban. Doch die vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass Zinsanhebungen keinen negativen Einfluss auf Aktien haben müssen.Tatsächlich war der Zusammenhang zwischen steigenden Leitzinsen und fallenden Aktienkursen in der Vergangenheit eher gering. Steigende Zentralbankzinsen gingen immer einher mit einer ausgezeichneten Konjunkturprognose in Kombination mit Inflationssorgen.Die Unternehmensgewinne hatten sich im Vorfeld meist überdurchschnittlich gut entwickelt, was für die Börsenkurse vorteilhaft war.
Viel wichtiger ist es hingegen, das Ende eines Zinsanstieges zu prognostizieren. Dies signalisiert die eigentliche Gefahr. Das Wirtschaftswachstum verlangsamt sich deutlich, was die Börsen negativ beeinflusst.
Signal für wirtschaftliche Stärke
Da wir uns in Europa wahrscheinlich erst vom Negativzins in Richtung Niedrigzins bewegen werden, ist ein negativer Einfluss auf die Börse nicht sicher. Steigende Zinsen wären eher ein gutes Signal für die wirtschaftliche Stärke Europas und seiner Unternehmen.
Von steigenden Zinsen profitieren Sparer mit Anlagen, deren Zinssätze laufend angepasst werden. Nur werden Banken erst mit großer Verzögerung steigende Zinsen an den Sparer weiterreichen. Die Kreditzinsen werden hingegen sofort nach oben angepasst.
Zwischenzeitliche Turbulenzen
Wer im Depot börsennotierte Anleihen hält, der wird empfindliche Kursverluste erleiden. Das gilt auch für Indexabbilder in Form von Renten-ETF und rentenlastige Mischfonds, die in mittel- bis längerfristige Anleihen investieren. Steigende Zinsen führen zu sicheren Kursverlusten bei Anleihen.
Für die Aktienmärkte sollten steigende Zinsen noch kein großes Problem darstellen. Voraussichtlich wird die Eurozone erstmals um 2020 wieder steigende Leitzinsen erleben. Aktien sollten auch nach der ersten Zinserhöhung der Europäischen Zentralbank ein wichtiger Baustein im Depot bleiben, trotz zwischenzeitlich zu erwartender Turbulenzen.
Von: Gottfried Urban
Quelle: Das Investment